Prof. Dr. med. Thomas Frauenfelder, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Universitätsspital Zürich
48-jährige Frau mit zunehmender Dyspnoe, produktivem Husten und häufigen Atemwegsinfekten.
In der Lungenfunktion zeigt sich eine Restriktion.
Bildgebung:
Konv. Röntgen pa/lat
HRCT ax/cor
Welches ist die wahrscheinlichste Diagnose?
Richtige Antwort:
C: Pleuroparenchymale Elastose
Auflösung:
Die Diagnose des Falles lautet «Pleuroparenchymale Elastose» (PPFE). Die Aetiologie und Pathogenese dieser Erkrankung
ist nicht bekannt. Die meisten Patienten mit idiopathischer
pleuroparenchymaler Fibroelastose sind Nichtraucher.
Gelegentlich tritt die Erkrankung jedoch als Folge anderer
Umstände auf, wie Medikamentengabe, Infektionen, nach
einer Transplantation und Staubexposition. Insbesondere
liegen Berichte über PPFE-ähnliche Läsionen im Zusammenhang
mit Exposition gegenüber Stäuben wie Asbest, Aluminium
und Aluminiumsilikat vor. Die pleuroparenchymale
Fibroelastose ist charakterisiert durch eine pleurale und
subpleurale Fibrose, typischerweise in den Oberlappen.
Die Patienten berichten in der Anamnese oft von rezidivierenden
Infektionen, Atemnot und trockenem Husten. Ein
Pneumothorax ist im Verlauf der Erkrankung häufig. Die Erkrankung
ist sehr selten, jedoch wird davon ausgegangen,
dass dieses Krankheitsbild sehr oft falsch oder nicht diagnostiziert
wird und die Inzidenz bei etwa 5% bei Patienten
mit interstitiellen Lungenerkrankungen liegt.
Zu den Röntgenbefunden einer idiopathischen pleuroparenchymalen
Fibroelastose gehören Oberlappenverdickung der
Pleura und der subpleuralen Regionen. Sie können gleichzeitig
Befunde aus anderen interstitiellen Pneumonien, einschliesslich
Muster der üblichen interstitiellen Pneumonie
und der unspezifischen interstitiellen Pneumonie aufweisen.
Auch finden sich Areale mit Konsolidierung und Bronchiektasen.
Eine operative Lungenbiopsie ist zur Bestätigung der Diagnose
erforderlich. Die Pathologie ist durch eine intraalveoläre
Fibrose charakterisiert, mit Alveolarwänden in diesen
Bereichen, die eine prominente Elastose und eine dichte
faserige Verdickung der Pleura aufzeigen.
Die geeignete Behandlung für idiopathische pleuroparenchymale
Fibroelastose ist unbekannt. Der Grossteil der Literatur
berichtet über die Verwendung von Corticosteroiden.
Es scheint aber, dass auch hier die antifibrotische
Therapie zu einer Verlangsamung des Verlaufes der Erkrankung
beiträgt.
Zu den Differentialdiagnosen: Die Fibrose, Typ UIP, tritt
zumeist
basal auf, wie auch die Asbest-assoziierte Pneumopathie.
Die Silikose geht mit verkalkten Granulomen und
eierschalenartig verkalkten Lymphknoten einher. Die fibrosierende
Sarkoidose ist der PPFE am ähnlichsten, aber zumeist
wird die Diagnose in einem früheren Stadium entdeckt.
Referenzen:
Piciucchi S, Tomassetti S, Casoni G et-al. High resolution CT and histological
findings in idiopathic pleuroparenchymal fibroelastosis: features and differential
diagnosis. Respir. Res. 2011;12 (1): 111.
Chua F, Desai SR, Nicholson AG, Devaraj A, Renzoni E, Rice A, Wells AU.
Pleuroparenchymal Fibroelastosis. A Review of Clinical, Radiological, and
Pathological Characteristics. Ann Am Thorac Soc. 2019 Nov;16(11):1351–1359.