Coronaimpfung und Myositis-Antikörper

Association of anti-SARS-COV-2 vaccine with increased incidence of myositis-related anti-RNA-synthetases auto-antibodies

Garcia-Bravo L et al. J Translational Autoimmunity 2022: online ahead of print

Retrospektive Studie an einem Zentrum über 6 Jahre in einer Kohorte von 444 Patienten mit Verdacht auf entzündliche Myopathie. Untersucht wurden Myositis spezifische Antikörper vor und während der COVID-Pandemie.

Myositis spezifische AK (Anti-PL7, PL12, EJ, OJ sowie MDA5) fanden sich während der Pandemie 6 mal häufiger als vor Ausbruch der Coronaepidemie. Für das Jahr 2021 lagen 36 klinische Dokumentationen vor: alle Patienten waren voll gegen COVID-19 geimpft, die mediane Zeit zwischen Impfung und AK-Positivität betrug 5 Monate; von den 36 Patienten im Jahre 2021 erkrankten 8 klinisch nach Impfung und 6 verschlechterten sich nach der Impfung. Alle Patienten wiesen ein HLA-DRB1 Allel auf.

Fazit:
Das Auftreten von Autoantikörpern bei COVID-19 Erkrankten wie auch nach entsprechender Vakzine wurde wiederholt berichtet. Die vorliegende Studie weist auf eine mögliche Assoziation mit Myositis spezifischen AK hin, wobei ein Teil der Patienten neu nach Impfung erkrankte bzw. die vorbestehende Krankheit exazerbierte. Die idiopathische entzündliche Myopathie wurde bereits früher in Zusammenhang mit Triggerfaktoren wie Virusinfektion, Vakzine oder Medikamente gebracht. Obwohl viele Fragen noch offen bleiben, besteht die Möglichkeit, dass die SARS-COV-2 Vakzine einen Trigger für die autoimmune Myositis wie auch andere Autoimmunerkrankungen bei genetisch praedisponierten Patienten auslösen könnte. Bei Vorliegen einer Autoimmunkrankheit, differenziert oder undifferenziert, scheint ein sorgfältiges Abwägen des Nutzens/Risikos einer Vakzination sinnvoll.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Yoga für Kreuzschmerzen

Yoga for treating low back pain: a systematic review and meta-analysis

Anheyer D. et al. Pain 2022;163(4):e504

Eine Literatursuche fand 27 randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs, 2702 Teilnehmer mit Kreuzschmerzen), welche Yoga bei Kreuzschmerzen mit einer passiven Kontrollgruppe (normale Therapie oder Warteliste) oder mit einer anderen Therapiemodalität verglichen. Gegenüber einer passiven Kontrollgruppe war Yoga im Kurzzeitverlauf (12 Wochen) überlegen für Schmerzintensität (15 RCTs; mittlere Differenz [MD] -0.74 auf VAS), Behinderung (15 RCTs; MD -2.28), mentale Gesundheit (7 RCTs; MD 1.70) und physische Funktion (9 RCTs; MD 2.80); ausser für mentale Gesundheit blieben alle Resultate auch im Langzeitverlauf (länger als 6 Monate) erhalten. Im Vergleich zu einer anderen Therapiemodalität fanden sich keine signifikanten Unterschiede.

Einmal mehr zeigt sich, dass jegliche Motivation für ein aktives Zugehen auf Kreuzschmerzen günstig ist: Yoga ist einer Hausarztbehandlung mit vorwiegend Schmerzmedikamenten oder einer Warteliste überlegen. Verglichen mit anderen aktiven Therapien ergeben sich freilich keine Vorteile, so dass den Patienten das nächstliegende, geeignete Bewegungsangebot empfohlen werden kann, beispielsweise auch Tai Chi, Aerobic etc..

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Bewegung ist gut bei Osteoporose

Effects of non-supervised exercise interventions on bone mineral density in adult women: a systematic review and meta analysis

Sanchez-Trigo H et al., Osteoporos Int 2022;33:1415

In dieser systematischen Literatur Review und Metaanalyse wurde der Effekt von nicht überwachter Bewegungstherapie auf die Knochendichte untersucht. Unter nicht überwachter Bewegungstherapie waren verschiedene Therapiemodalitäten zusammengefasst wie z.B.: Walking, Tai-Chi, Jogging, Running, Vibrationsplattform, Krafttraining etc. Es fanden sich 10 Studien, die folgende Kriterien erfüllten: prospektive, randomisierte kontrollierte Studie mit Vergleich mindestens einer Gruppe mit Bewegungstherapie und einer Kontrollgruppe, Messungen der Knochendichte (BMD) Baseline und/oder im Verlauf mittels DXA, Frauen über 30 Jahre alt, und eine Form Bewegungstherapie, welche nicht überwacht (z.B. physiotherapeutisch begleitet) wurde.

In einer Random-Effekt-Analyse zeigten die Frauen mit Bewegungstherapie im LWS Bereich eine standardisierte mittlere Differenz der BMD in der LWS von 0.40 und im Schenkelhals von 0.51 verglichen mit den Frauen in den Kontrollgruppen. Die Frauen mit Bewegungstherapie, welche als Ausgangswert in der DXA-Messung eine Osteopenie, resp. Osteoporose aufwiesen, zeigten einen Anstieg der Knochendichte von 0.73 in der LWS und 0.85 im Schenkelhals. Frauen mit normaler Knochendichte als Ausgangswert zeigten keinen Anstieg der Knochendichte.

Fazit:
Diese Metaanalyse, bei der nur RCTs berücksichtigt wurden, zeigte einen positiven Effekt einer unüberwachten Form der Bewegungstherapie auf die Knochendichte in der LWS und im Schenkelhals bei Frauen im Alter über 30 Jahre mit einem Knochendichteausgangswert im osteopenen oder osteoporotischen Bereich, jedoch nicht bei Frauen, welche eine normale Knochendichte aufwiesen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Behandlungsempfehlungen für die PsA

Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis (GRAPPA): updated treatment recommendations for psoriatic arthritis 2021

Coates LC et al. Nature Reviews Rheumatology 2022: online ahead of print

Nach der letzten Version von 2015 hat nun die Expertengruppe GRAPPA (Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis) die Empfehlungen für die Behandlung der Psoriasisarthritis erneuert. Obwohl bereits als Abstract am EULAR Meeting von 2021 präsentiert und in anderer Form publiziert, erfolgte nun die offizielle Publikation mit ausführlicher Beschreibung der Entstehung und des Hintergrundes der Empfehlungen in den Nature Reviews am 27.6.2022.

Für eine Kurzusammenfassung verweisen wir auf den FLASH vom 13.9.2021 von Frau Prof. Andrea Rubbert-Roth.

In den letzten Jahren erfolgte gerade auf dem Gebiet der Psoriasisarthritis sowohl in der Feindiagnostik als auch in der Therapie ein grosser Fortschritt. In der Wahl der Behandlung ist die Beurteilung des individuellen Patienten vordringlich: unterschieden wird insbesondere zwischen einer peripheren Arthritis, einer axialen Erkrankung, einer Enthesitis und einer Daktylitis (oft überlappend), zusätzlich zu berücksichtigen ist eine Hautpsoriasis und eine allfällige Nagelerkrankung. Ebenso wichtig für die geeignete Therapiewahl sind Komorbiditäten oder zusätzliche Komplikationen wie Darmentzündung oder Uveitis.
Im Artikel wird das Behandlungsschema in Fig. 2 abgebildet, was für die rasche Orientierung sehr hilfreich ist. Um dem individuellen Patienten optimal und in kurzer Zeit zu helfen, lohnt es sich, diese Tabelle kurz zu konsultieren, um die beste Behandlung identifizieren zu können.

Bei Nichtansprechen der Krankheitsmanifestationen auf NSAR oder lokale Injektionen kommen heute sehr rasch bDMARDs, tsDMARDs oder PDE4-Hemmer zum Zug, je nach individueller Situation.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich