Tozilizumab bei M. Behçet

Effectiveness of tocilizumab in Behcet's disease: A systematic literature review

Akiyama M. et al, Seminars in Arthritis and Rheumatism 2020:online

Die Behçet-Krankheit ist eine systemische Erkrankung mit u.a. okulärer, mukokutaner und vaskulärer Beteiligung. Die Wirksamkeit der Interluekin-6-Hemmung ist zurzeit unklar. Die Autoren führten eine systematische Literatursuche durch zur Wirksamkeit von Tocilizumb bei Patienten mit Morbus Behçet. Sie identifizierten 42 potenziell relevante Artikel, schließlich wurden insgesamt 47 Patienten mit Morbus Behçet, die mit Tocilizumab behandelt wurden, aus 20 Artikeln analysiert.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass Tocilizumab eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit für die refraktäre Augen-, Neuro- und Vaskulo-Behçet-Krankheit sowie für die sekundäre Amyloidose ist, jedoch konnte bei mukokutaner und artikulärer Beteiligung keine relevante Wirkung festgestellt werden. Somit bleibt Tocilizumab ein Reservemedikament bei oben genannten Indikationen und kann zurzeit aufgrund fehlender Studien und bei zu wenig Daten nicht als Erstlinienmedikament empfohlen werden

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Dauer der TNF-Therapien bei SpA

Drug Maintenance of a Second Tumor Necrosis Factor Alpha Inhibitor in Spondyloarthritis Patients: A Real-Life Multicenter Study

Krajewski F. et al. Joint Bone Spine 2019;86:761

Eine Beobachtungsstudie mit 244 Patienten mass die Dauer der Einnahme eines ersten und zweiten TNF-Hemmers (TNFi) bei SpA. Während 7838 Patientenmonaten erhielten 101 (41%) 1 TNFi und 143 (59%) wechselten zu einem 2. TNFi. Die mittlere Medikamenteneinnahme beim 1. TNFi war signifikant länger als jene beim 2. TNFi (21.7 vs. 15.4 Monate; p<0.001). Die Wahl eines der vier monoklonalen Antikörper oder des löslichen Rezeptors spielte keine Rolle. Günstige Faktoren für eine lange Dauer des 2. TNFi waren das Alter <41 Jahre bei der Diagnosestellung einer SpA (P=0.022) und das männliche Geschlecht (P=0.054).

Es entspricht unserer Erfahrung, dass beim Wechsel des TNFi die zweite Substanz weniger lang wirksam ist. Dies legt den Wechsel zu einem (inzwischen zugelassenen) andern Wirkmechansmus nahe, doch fehlen bisher Daten, ob dieser erfolgreicher wäre als der Wechsel innerhalb der Substanzgruppe TNFi.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Leflunomid und Hydroxychloroquin bei primärem Sjögren-Syndrom

Leflunomide-hydroxychloroquine combination therapy in patients with primary Sjögren’s syndrome (RepurpSS-1): a placebo-controlled, double-blinded, randomised clinical trial

Van der Heijden EHM et al. Lancet Rheumatology;2:e260-269

In dieser randomisierten, kontrollierten Phase-2a Doppelblindstudie wurde die Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung von Leflunomid und Hydroxychloroquin gegenüber Placebo bei primärem Sjögren-Syndrom (pSS) verglichen. 29 Patienten mit pSS wurden eingeschlossen. 21 erhielten je 20 mg Leflunomid und 400 mg Hydroxychloroquin, 8 Patienten Placebo.

Nach 24 Wochen zeigte sich im primären Studienendpunkt, dem EULAR Sjögren’s syndrome disease activity index (ESSDAI), eine signifikante Verbesserung in der Verumgruppe. Im Sicca- Subscore zeigte sich jedoch kein Unterschied.

Dies ist eine der wenigen Therapiestudien beim primären Sjögren-Syndrom, die eine Wirksamkeit zeigt, wenn auch nicht auf die Hauptsymptomatik der Schleimhauttrockenheit (Sicca-Syndrom). Zur Verifizierung dieser Daten wird hoffentlich eine grössere Phase-3 Studie folgen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Intensive Betreuung der RA-Patienten: Was ist der Nutzen?

The clinical effectiveness of intensive management in moderate established rheumatoid arthritis: the TITRATE trial

Scott D et al, Seminars Arthritis Rheum 2020:online

Gut belegt ist der Nutzen einer intensiven Betreuung von RA-Patienten im Frühstadion. Bei Patienten mit fortgeschrittener RA ist der Nutzen jedoch nicht belegt.
Britische prospektive Studie über 12 Monate. 335 Patienten wurden randomisiert einer Gruppe mit intensivem Management bzw. mit Standard-Betreuung zugeteilt. In der intensiv betreuten Gruppe traten signifikant mehr Remissionen auf (DAS-28-ESR, 32% versus 18%), ebenso führte die intensive Betreuung häufiger zu einer niedrigen Krankheitsaktivität sowie einer signifikant reduzierten Müdigkeit. Die Nebenwirkungsrate war vergleichbar.

Fazit:
Auch bei etablierter RA bringt eine intensivere Betreuung ein besseres Resultat. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass in dieser Studie der Aufwand sehr hoch war (monatliche Assessments, Verordnung von viel mehr Biologics als in der Standard-Behandlung und damit deutlich höhere Kosten. Die Studie belegt, dass in der Praxis eine intensivere Betreuung der Patienten zu einem besseren Resultat führen kann. Selbstverständlich bleibt die Entscheidung über den Bedarf und die Art des Managements beim Arzt; schliesslich ist zu bedenken, dass das Management individuell geplant werden soll und nicht jeder Patient die gleiche Anzahl Konsultationen benötigt.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich