PRP oder Kortison bei Rotatorenmanschetten-Läsion

Comparison of ultrasound-guided platelet rich plasma, prolotherapy, and corticosteroid injections in rotator cuff lesions.

Sari A et al, J Back Musculoskeletal Rehabilitation, 2019:online

Die Autoren evaluierten in einer prospektiven Studie mit 130 Patienten 4 verschiedene Therapiestrategien bei therapieresistenten Rotatorenmanschettenläsionen vor einer chirurgischen Intervention: es erfolgten ultraschallgesteuerte PRP- (platelet rich plasma), Kortison-, Prolotherapie- oder Lidocain-Applikationen in die Bursa subdeltoidea. Die Patienten wurden während 24 Wochen beobachtet.

Die Resultate waren ähnlich wie bei den Studien bei Epikondylopathien am Ellbogen: Die Steroide wirkten kurzfristig am Besten in Bezug auf Schmerzen. In Bezug auf Schmerz und Funktion war die PRP-Injektion die effektivste und nachhaltigste Behandlung. Natürlich hat die Arbeit Schwächen (u.a. Anzahl Patienten, keine randomisierte doppel-blinde placebo-kontrollierte Arbeit) und es fehlen Langzeitdaten in diesem Patientenkollektiv. Jedoch wiederspiegelt sie die jahrzehntelange positive Erfahrung der PRP-Applikation mit deutlicher Überlegenheit gegenüber Steroiden bei Sehnenläsionen, wie wir es am Ellenbogen oder am Fuss kennen. Erstaunlich ist, dass die Kostenträger diese effiziente Methode nicht erstatten, aber andere Therapien (Steroide ohne Evidenz) oder Interventionen übernehmen.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Schadet Milch der Gesundheit?

Associations of dairy intake with risk of mortality in women and men: three prospective cohort studies.

Roddy E et al. Ann Rheum Dis 2019:online

Gute Nachricht für alle, die gerne und viel Milchprodukte konsumieren:
In dieser Untersuchung aus drei grossen prospektiven Kohortenstudien in den USA (Nurses Health Study, Nurses Health Study II und die Health Professional Follow-up Study) wurde bei 168‘000 Frauen und 49‘000 Männer ohne bekannte kardiovaskuläre oder maligne Erkrankungen zu Studienbeginn die Mortalität in Abhängigkeit der Konsumation von Milchprodukten analysiert. Es konnte keine erhöhte Mortalitätsrate bei den Milchkonsumenten auch nicht bei höheren Mengen gefunden werden. Die Rate an kardiovaskulären oder malignombedingten Todesfällen war nicht erhöht.

Diese Studie widerlegt damit die Behauptung gewisser v.a. alternativmedizinischer Exponenten, Milch sei schädlich.

Für uns Rheumatologen kann damit die Empfehlung zur Konsumation von Milchprodukten mit genügend Calcium für die Knochengesundheit bedenkenlos an unsere Patienten abgegeben werden.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Wirksamkeit und Sicherheit von SLE-Medikamenten

Effectiveness and safety of common therapeutic drugs for refractory lupus nephritis: A network meta-analysis

Zhou J et al, Experimental and Therapeutic Medicine 2020;19: 665

Metaanalyse über Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten bei Therapie refraktärer Lupusnephritis, Network-Analyse. 19 Studien mit insgesamt über 1000 Patienten wurden eingeschlossen. Untersuchte Medikamente: Glukokortikoide, Cyclophosphamid, Mykophenolat, Takrolimus, Leflunomid, Cyclosporin und Rituximab.
Bezüglich Remission und partieller Remission zeigte sich Mykophenolat plus Glukokortikoide der traditionellen Gabe von Cyclophosphamid mit Glukokortikoiden signifikant überlegen. Ferner ergab die Auswertung, dass die Kombination von Cyclophosphamid mit Takrolimus und Kortikosteroiden insgesamt die besten Resultate ergab. Bezüglich Sicherheit zeigte sich unter Mykophenolat und Glukokortikoiden ein niedrigeres Infektionsrisiko als unter Cyclophosphamid mit Kortikosteroiden.

Fazit:
Bei refraktärer Lupusnephritis darf von einer Kombination von Mykophenolat mit Glukokortikoiden eine gute Wirksamkeit erwartet werden. Cyclophosphamid zeigte sich in Kombination mit Takrolimus (und Glukokortikoiden) als beste Option. Allerdings zeigten sich unter Cyclophosphamid mit Glukokortikoiden häufiger Nebenwirkungen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Zur Pathophysiologie des CRPS

Autoantibodies produce pain in complex regional pain syndrome by sensitizing nociceptors

Cuhadar U et al. Pain 2019;160:2855

Mäuse wurden an einer Fusswunde mit IgG von CRPS-Patienten oder Kontrollpersonen inokuliert. Die nozizeptive Funktion wurde einerseits experimentell und andererseits elektrophysiologisch an Hautnervenpräparationen gemessen.

Bei den Tieren mit CRPS-IgG war die Reaktion verstärkt und verlängert für Hypersensitivität auf Schmerzstimulus sowie Kälte- und Wärmeexposition, beeinflusste aber die taktile Sensibilität nicht. Die elektrophysiologische Untersuchung zeigte eine verstärkte evozierte Impulsaktivität in A- und C-Nozizeptoren sowie eine erhöhte spontane Impulsrate beim intakten Saphenusnerv.

Die Autoren gehen von Autoantikörpern aus, welche A- und C-Nozizeptoren sensibilisieren. Vielleicht findet sich beim IgG und in diesen Forschungen doch demnächst ein medikamentöser Ansatz für das ungelöste Schmerz- und Funktionsproblem beim CRPS.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich