B-Zell Depletion mit Inebilizumab zur Behandlung von IgG4-Erkrankungen
Inebilizumab for Treatment of IgG4-Related Disease
Stone JH et al. NEJM 2024:online ahead of print
In einer Phase-3-Studie mit multizentrischem, doppelblindem, randomisiertem, placebokontrolliertem Design wurden Erwachsene mit aktiver IgG4-assoziierter Erkrankung im Verhältnis 1:1 randomisiert. Die aufgenommenen Patienten erfüllten die Klassifizierungskriterien für IgG4-RD von 2019 und hatten einen aktiven Schub, welcher Glukokortikoide erforderte. Sie erhielten entweder Inebilizumab (300 mg intravenös an Tag 1, Tag 15 und Woche 26) oder Placebo über einen Zeitraum von 52 Wochen. Beide Gruppen erhielten einen identischen Glukokortikoid-Ausschleichplan. Glukokortikoide durften zur Behandlung von Krankheitsschüben eingesetzt werden, aber andere immunsuppressive Medikamente waren nicht erlaubt. Der primäre Endpunkt war der erste behandelte und bestätigte Krankheitsschub während des Studienzeitraums. Zu den sekundären Endpunkten zählten die jährliche Schubrate sowie eine komplette Remission ohne Behandlung oder Glukokortikoide. Insgesamt nahmen 135 Patienten teil: 68 erhielten Inebilizumab und 67 Placebo. Inebilizumab reduzierte das Risiko von Krankheitsschüben deutlich: Nur 7 Patienten (10 %) in der Inebilizumab-Gruppe erlitten mindestens einen Schub, verglichen mit 40 Patienten (60 %) in der Placebo-Gruppe. Die jährliche Schubrate war in der Inebilizumab-Gruppe signifikant niedriger. Mehr Patienten in der Inebilizumab-Gruppe erreichten eine schubfreie, behandlungsfreie Remission (Odds Ratio: 4,68) und eine schubfreie, glukokortikoidfreie Remission (Odds Ratio: 4,96). Schwere Nebenwirkungen traten bei 18 % der Inebilizumab-Patienten und 9 % der Placebo-Gruppe auf.
Kommentar
Die IgG4-assoziierte Erkrankung ist eine immunvermittelte, fibroinflammatorische Multiorgan-Erkrankung mit einem wiederkehrenden Verlauf, für die es bisher keine zugelassene Therapie gibt. Inebilizumab zielt auf CD19-positive B-Zellen ab und zerstört diese.
Die derzeitige «off-label» eingesetzte CD20-gerichtete B-Zell-Depletion durch Rituximab weist Schwächen auf, da Vorläufer-B-Zellen und Plasmazellen nicht erfasst werden. Ein direkter Angriff auf Plasmazellen oder B-Zell-Vorläufer könnte möglicherweise schneller wirken oder eine dauerhaftere Wirkung erzielen – dies muss jedoch durch klinische Studien geprüft werden.
Die MITIGATE-Studie zeigt die Wirksamkeit von Inebilizumab und bestätigt die grundsätzliche Rolle der B-Zell-Depletion bei der Behandlung der IgG4-assoziierten Erkrankung. Dennoch bleibt Rituximab aufgrund seiner geringeren Kosten und der fehlenden Überlegenheit von CD19- gegenüber CD20-Therapien weiterhin die bevorzugte Option.