Lungenkrebsrisiko bei Patienten mit RA assoziierter interstitieller Pneumopathie (ILD) ist erhöht

The Risk of Lung Cancer in Rheumatoid Arthritis and Rheumatoid Arthritis-Associated Interstitial Lung Disease

Brooks R et al. Arthritis Rheumatol 2024;76(12):1730

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde untersucht, ob bei Patienten mit RA und Patienten mit RA assoziierter Pneumopathie (ILD) das Lungenkrebsrisiko erhöht ist, unabhängig von zusätzlichen Krebsrisiken wie z.B. Rauchen. Es wurden aus einer grossen USA Veterans Health Administration Datenbank 73’000 RA Patienten mit 634’000 nicht RA Patienten (mittleres alter 63 Jahre, 88% Männer) verglichen. Patienten mit RA hatten ein unabhängig erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken (adjustierte Hazard Ratio= aHR 1.58). RA Patienten mit einer RA-ILD hatten nochmals ein höheres Risiko als RA Patienten ohne ILD (aHR 1.57 versus 3.25)

Kommentar
Diese Studie belegt, dass RA Patienten unabhängig von anderen Krebsrisikofaktoren, insbesondere ob sie geraucht haben, ein > 50 % erhöhtes Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, haben. RA Patienten mit zusätzlicher interstitieller Pneumopathie (ILD) haben ungefähr ein 3-fach erhöhtes Risiko. Noch deutlicher dürfte dieses Risiko bei RA Patienten sein, die eine Raucheranamnese aufweisen.  Dieses deutlich erhöhte Lungenkrebsrisiko muss berücksichtigt werden in der Betreuung und Überwachung dieser Patienten.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Akupunktur bei chronischem Kreuzschmerz

Acupuncture vs Sham Acupuncture for Chronic Sciatica From Herniated Disk: A Randomized Clinical Trial

Tu J.-F. et al. JAMA Intern Med 2024 Oct 14. doi: 10.1001/jamainternmed.2024.5463

Die Studie wurde in 6 Krankenhäusern in China mit Patienten mit chronischem Ischias aufgrund eines Bandscheibenvorfalls durchgeführt. 216 Patienten (51 Jahre; 68% Frauen) erhielten nach dem Zufallsprinzip 10 Sitzungen Akupunktur (n=110) oder Scheinakupunktur (n=110) über einen Zeitraum von 4 Wochen. Die visuelle Analogskala (VAS) für Beinschmerzen sank in Woche 4 um 30.8 mm in der Akupunkturgruppe und um 14.9 mm in der Scheinakupunkturgruppe (p<0.001). Der Oswestry Disability Index (ODI) sank in Woche 4 um 13.0 Punkte in der Akupunkturgruppe und um 4.9 Punkte in der Scheinakupunkturgruppe (p<0.001). Sowohl für VAS als auch für ODI wurde der Unterschied zwischen den Gruppen ab Woche 2 signifikant und blieb bis Woche 52 bestehen (p=0.003). Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.

Obwohl die Umschreibung des Ausgangskollektivs («unilateral sciatica from herniated disk for more than 3 months») dürftig ist, zeigt diese sauber durchgeführte, randomisierte klinische Studie, dass die Akupunktur im Vergleich zur Scheinakupunktur in Woche 4 zu weniger Schmerzen und einer besseren Funktion führte, mit anhaltender Wirkung bis Woche 52. Die Verbesserung im ODI (um 13 Punkte und um 8 Punkte besser als mit Scheinakupunktur) darf als klinisch relevant bezeichnet werden.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Frühe versus späte Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes

Fifteen-Year Radiographic Follow-up Comparison of Early Versus Delayed ACL Reconstruction

Cruz CA et al. Orthopaedic J Sports Medicine 2024:online ahead of print

Nach Verletzung oder Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes ist eine posttraumatische Gonarthrose häufig. Die vorliegende Studie untersuchte, ob der Zeitpunkt der Rekonstruktion einen Unterschied macht.

Patienten mit Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes innerhalb 21 Tage versus mehr als  sechs Wochen wurden miteinander verglichen.

Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 15,6 Jahre. Sowohl in der frühen Interventionsgruppe wie auch in der späten betrug die posttraumatische Arthrose (Kellgren-Lawrence-Score >= 2) deutlich über 80%. Der Zeitpunkt der Intervention hatte keinen Einfluss auf den Schweregrad der Arthrose. Prädiktoren für einen schweren Arthrose-Verlauf konnten in beiden Gruppen nicht identifiziert werden.

Fazit
In der vorliegenden Studie zeigten über 80% der Patienten die Entwicklung einer radiologischen posttraumatischen Gonarthrose nach einer mittleren Beobachtungszeit von  15 Jahren, dies ohne Unterschied betreffend Prävalenz oder Schweregrad der Arthrose zwischen früher und später Intervention.

In dieser Studie eingeschlossen waren aktive männliche Athleten, so dass die Resultate nicht unbedingt auf die Durchschnittsbevölkerung übertragen werden können. Die Operation erfolgte mit einem Sehnenautograft der Hamstrings mit einer transtibialen Technik.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich