Macitentan bei Konnektivitis assoziierter pulmonal-arterieller Hypertonie
Macitentan in Pulmonary Arterial Hypertension Associated with Connective Tissue Disease (CTD-PHA): Real World Evidence from the Combined OPUS/OrPHeUS Dataset
Channick R. et al. Cardio Ther 2024:online ahead of print
Analyse von Macitentan, einem oralen Endothelinrezeptor Antagonist, in Bezug auf Outcome und Sicherheit im Einsatz gegen die pulmonale arterielle Hypertension bei Konnektivitis versus idiopathische Erkrankung; Basis bildeten zwei sehr grosse Populationen mit Real-World-Daten. Die Konnektivitiden umfassten mehrheitlich Patienten mit systemischer Sklerose sowie systemischem Lupus erythematosus und Mischkollagenose.
Zu Beginn der Behandlung mit Macitentan, mehrheitlich in Kombination, befanden sich über 60% der Patienten in der Funktionsklasse (WHO) III/IV. Bezüglich Outcome unterschieden sich die Gruppen mit idiopathischer bzw. Konnektivitis assoziierter Hypertonie nicht. Nach über einem Jahr Beobachtungszeit blieben rund 60% hospitalisatonsfrei und über 90% überlebten nach einem Jahr. Bezüglich Sicherheit ergaben sich keine neuen Erkenntnisse.
Fazit
Diese sehr grosse Studie mit Real-World-Daten bestätigt die gute Wirkung von Macitentan sowohl bei idiopathischer, besonders aber bei Konnektivitis assoziierter pulmonaler arterieller Hypertonie in Bezug auf Outcome und Sicherheit. Die Mehrheit der Patienten erhielten Macitentan in Kombination, was von neusten Richtlinien empfohlen wird.
Die Studie zeigt einmal mehr, dass die gefürchtete pulmonale arterielle Hypertonie bei Konnektivitiden mit Erfolg behandelt werden kann. Dabei ist die frühe Entdeckung der Hypertonie entscheidend für eine frühe Therapie. Ein frühes Screening bei Patienten mit Konnektivitiden ist deshalb bedeutsam.
Verbreitung des Cannabiskonsums bei Fibromyalgie Patienten
A Cross-Sectional Survey Study of Cannabis Use for Fibromyalgia Symptom Management
Singla. A et al. Mayo Clin Proc 2024;99(4):542
In dieser Online Umfrage der Mayo Klinik bei Patienten mit Fibromyalgie wurde die Verbreitung des Konsums von Cannabisprodukten zur Schmerztherapie und dessen Wirkung evaluiert.
Es wurden 5234 Patienten mit bekanntem Fibromyalgie-Syndrom angefragt, an der Umfrage teilzunehmen. 1336 (25.5%) waren bereit, an der Umfrage teilzunehmen und sie erfüllten die Kriterien für die Diagnose eines Fibromyalgie-Syndroms. 49.5 % der Befragten gaben an, Cannabis seit der Diagnosestellung zu konsumieren. Die Einnahme erfolgte als Marihuana via Rauchen oder Essen (z.B. Cookies), oder als perorale Präparate mit den Wirkstoffen CBD (Cannabidiol) und/oder THC (Tetrahydrocannabinol). 80 % gaben eine Verbesserung der Schmerzintensität an. Daneben gaben die meisten Patienten auch eine Verbesserung der Symptome Stress, Angst, Depression und Schlafstörungen an.
Kommentar
Diese Umfrage bestätigt, dass der Konsum von Cannabis, sei es als Marihuana oder in medizinischer Form als CBD und/oder THC bei Patienten mit Fibromyalgie weit verbreitet ist, und einen positiven Effekt auf den Schmerz und Symptome wie Stress, Angst, Depression und Schlafstörungen hat. Leider ist die wissenschaftliche Datenlage zur Wirksamkeit von Cannabinoiden in diesen Indikationen dürftig und prospektive, placebokontrollierte Studien fehlen weitgehend. Auch ist unklar, ob CBD oder THC für diese Indikationen der bessere Wirkstoff wäre oder allenfalls die Kombination. Zudem sind die medizinischen Cannabisprodukte in guter Konzentration der Wirkstoffe THC und/oder CBD nicht kassenpflichtig für die Indikation Schmerz und für Selbstzahler sehr teuer!!
Es ist zu wünschen, dass in Zukunft bessere Studien zu diesem Thema gemacht werden und dass günstigere medizinische Cannabisprodukte in guter Dosierung auf den Markt kommen mit möglicher Kassenzulässigkeit. Damit könnte verhindert werden, dass Patienten potenziell schädliche Formen des Cannabiskonsums wie Rauchen praktizieren.
Sinusitis triggert rheumatisch-entzündliche Erkrankungen
Association between sinusitis and incident rheumatic diseases: a population-based study
Kronzer V.L. et al. RMD Open 2024;10:e003622
Diese Registerstudie aus den USA umfasste alle Personen, die zwischen 1995 und 2014 die Klassifikationskriterien für eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung erfüllten. Es wurden 1729 rheumatische Erkrankungen und 5187 übereinstimmende Kontrollpersonen (Alter 63 Jahre, 67 % Frauen, 14 Jahre elektronische Patientenakte) gefunden. Eine vorangegangene Sinusitis war mit einem erhöhten Risiko für Antiphospholipid-Syndrom (OR 7.0), Morbus Sjögren (OR 2.4), seronegative Rheumatoide Arthritis (688 Fälle, OR 1.8), Vaskulitis (OR 1.4) und für Polymyalgia rheumatica (610 Fälle, OR 1.4) verbunden. Eine Sinusitis in der Vorgeschichte war mit einem um 40 % höheren Risiko für die Neudiagnose einer rheumatischen Erkrankung assoziiert. Sinusitis war in den 5-10 Jahren vor Krankheitsbeginn am häufigsten mit rheumatischen Erkrankungen assoziiert (OR 1.7). Patienten mit sieben oder mehr Codes für Sinusitis hatten das höchste Risiko für rheumatische Erkrankungen (OR 1.7). Darüber hinaus zeigte die Assoziation zwischen Sinusitis und inzidenter rheumatischer Erkrankung die höchste Punktprävalenz für Nichtraucher (OR 1.7).
Diese epidemiologische Studie regt zu Spekulationen an: ist eine vorausgehende Sinusitis ursächlich für die erhöhte Inzidenz rheumatischer Erkrankungen verantwortlich, und wie stellt man sich die Pathogenese vor? Leider wurde lediglich nach dem Diagnose-Code «Sinusitis» gesucht und lässt die Studie keine Rückschlüsse auf Erreger (Bakterien oder Viren) zu.
RA-ILD verschlechtert RA Remission
Impact of interstitial lung disease on clinical remission and unfavourable events of rheumatoid arthritis: results from the IORRA cohort
Sugano E. et al. Rheumatology 2024:(63)4;1022
Diese Studie untersucht den Einfluss einer begleitenden interstitiellen Lungenerkrankung bei RA-Betroffenen (RA_ILD) im Hinblick auf das Erreichen einer DAS-28 definierten Remission und Begleiterkrankungen wie kardiovaskuläre Ereignisse, schwere Infektionen, Tod und Malignome. Hierzu wurden Daten der sogenannten IORRA Kohorte untersucht (Institute of Rheumatology, Rheumatoid Arthritis).
Eingeschlossen waren RA Patienten, die keine Remission erzielt hatten und bei denen ein zeitgleiches CT Thorax vorlag – hiernach wurde in die RA-ILD (287 Patienten) und die RA non-ILD (1235 Patienten) Gruppe unterteilt.
In der RA-ILD Gruppe konnte signifikant seltener eine DAS-28 Remission erzielt werden (56% non-ILD Gruppe versus 75% in der RA-ILD Gruppe). Ebenfalls war die ILD assoziiert mit einer höheren Rate für sowohl Mortalität, Spital-bedürftige Infektionen, schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Lungenkarzinom, jedoch nicht mit einer Lymphomentwicklung.
Kommentar
Dass das Vorliegen einer ILD bei Autoimmunerkrankungen eine schwerwiegende immunologische Komplikation mit weiteren klinischen Folgen darstellt, ist sicher unbestritten. Andersherum darf eine RA-ILD sicher auch dann gesucht werden, wenn das Erreichen einer DAS-28 (oder anderweitig definierten) RA Remission nicht problemlos gelingt. In dieser Studie zeigte sich dies unter anderem in einem vermehrt notwendigen Einsatz von Glucocorticoiden und Methotrexat – mit ebenfalls eigenen Folgen (Diabetes mellitus) und Nebenwirkungen.