Platelet Rich Plasma bei Achillessehnen-Tendinopathie

Effect of Platelet-Rich Plasma Injection vs Sham Injection on Tendon Dysfunction in Patients with Chronic Midportion Achilles Tendinopathy

Kearney RS et al. JAMA 2021;326:137

In diesem RCT wurde bei Patienten mit degenerativ bedingter Achillessehnen-Tendinopathie eine einmalige Injektion intratendinös von Platelet Rich Plasma (Glofinn Methode, leukozytenreich) versus eine Scheinbehandlung mittels einmaliger Injektion peritendinös verglichen. Die Injektion war dementsprechend nicht verblindet, die Patienten konnten jedoch aufgrund ihrer Lagerung nicht unterscheiden ob eine reguläre PRP Injektion oder Scheininjektion durchgeführt wurde. Die Beurteilung des Therapieeffektes erfolgte durch unabhängige Assessoren, welche nicht wussten, ob die Patienten in der Verum- oder Placebogruppe waren. Insgesamt wurden 240 Patienten, im Durchschnitt 52 Jahre alt, mit > 3 Monate dauernder und bisher therapierefraktärer Achillessehnen-Tendinopathie in die Studie eingeschlossen. Davon erhielten 121 die PRP Behandlung und 119 die Scheinbehandlung.

Im primären Studienendpunkt des VIS-A Score (Victorian Institute of Sport Assessement Achilles Score) nach 6 Monaten zeigte sich kein Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen.
Die Autoren geben bei der Interpretation der Studienergebnisse gewisse Limitationen an. So erfolgte die PRP Injektion nur einmalig und nicht repetitiv, wie von einigen Experten empfohlen, und auch nicht ultraschallgesteuert.

Ich persönlich habe mit einer Kombination aus Physiotherapie und zum Teil repetitiven, ultraschallgesteuerten PRP Injektionen (Methode Arthrex®) gute Erfahrungen bei dieser oftmals langwierigen Achillessehnenproblematik gemacht.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Abatacept bei RA-assoziierter interstitieller Lungenerkrankung

Abatacept in rheumatoid arthritis associated interstitial lung disease: short-term outcomes and predictors of progression

Tardella, M. et al. Clin. Rheumatol. 2021:online

Die interstitielle Lungenerkrankung bei rheumatoider Arthritis (RA-ILD) ist eine extraartikuläre Beteiligung, welche die Prognose beeinträchtigt. Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Abatacept (ABA) bei Patienten mit RA-ILD zu untersuchen. 44 RA-ILD-Patienten (81% Frauen, Durchschnittsalter 59,1 ± 8,0 Jahre, durchschnittliche Krankheitsdauer von 7,5 ± 3,1 Jahren), die mit einer ABA-Behandlung begannen, wurden konsekutiv eingeschlossen. Zu Beginn und nach 18 Monaten ABA-Behandlung wurden eine hochauflösende Computertomographie (HRCT) des Brustkorbs sowie klinische, labortechnische und Atemfunktionsvariablen erhoben. HRCT-Anomalien wurden mit einer computergestützten Methode (CaM) bewertet. Das Ansprechen auf die ABA-Behandlung wurde anhand der Veränderung des prozentualen Anteils der im HRCT-CaM bewerteten Fibrose ermittelt, wobei die Patienten in «verschlechtert» (Fortschreiten ≥ 15%), «verbessert» (Rückgang ≥ 15%) und «stabil» (Veränderungen im Bereich von 15%) eingeteilt wurden. Mit Hilfe des multivariaten Regressionsmodells wurde der Zusammenhang zwischen den RA-Merkmalen und dem Ansprechen auf ABA untersucht.

Bei fünf Patienten (11,4%) kam es zu einem Fortschreiten der RA-ILD, 32 Patienten (72,6%) wurden als stabil eingestuft, und bei 7 Patienten (16,0%) kam es zu einer Verbesserung der RA-ILD. Der Anteil der derzeitigen Raucher unterschied sich signifikant zwischen den Patienten, bei denen sich die Situation verschlechtert hatte, und denen, die als «verbessert/stabil» eingestuft wurden (p = 0,01). Die derzeitige Rauchgewohnheit (p = 0,005) und die gleichzeitige Methotrexat (MTX)-Behandlung (p = 0,0078) waren die beiden Variablen, die in der multivariaten Regressionsanalyse mit dem Fortschreiten der RA-ILD in Zusammenhang standen.

Fazit:
Die Behandlung mit ABA ist bei 88,6% der Patienten mit einer stabilen oder verbesserten RA-ILD verbunden. Dieses Resultat ist mit Vorsicht zu geniessen, da die Kohorte nicht mit einer Kontrollgruppe verglichen wurde. Die Resultate bestätigen jedoch die Review-Schlussfolgerung von Vicente-Rabaneda et al. (2021), dass ABA eine plausible Alternative zur Behandlung von RA-Patienten mit ILD sein könnte. Es wäre sehr wünschenswert, prospektiv randomisierte kontrollierte Studien (RCT’s) zu entwickeln, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Aktuelle Rauchgewohnheiten und die gleichzeitige Behandlung mit Methotrexat sind die veränderbaren Faktoren, die mit einer Verschlechterung der RA-ILD einhergehen. Die Rolle von MTX in der Behandlung von RA Patienten mit ILD ist umstritten; eine Metaanalyse Conway 2014) mit 8275 RA Patienten hat kein vermehrtes pulmonales Risiko unter MTX gezeigt. In der Praxis finden primär zur Kombinationtherapie bei persistierenden Synovitiden Sulfasalazin und Hydroxychloroquin Verwendung. Therapeutisch wird in Zukunft möglicherweise auch Nintedanib oder Pirfenidon als anti-fibrotische Therapie bei RA-ILD eine Option werden.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Refraktäre Fingerulzera: Botulinum-Toxin versus Prostaglandine

A 4-week comparison of capillaroscopy changes, healing effect, and cost-effectiveness of botulinum toxin-A vs prostaglandin analog infusion in refractory digital ulcers in systemic sclerosis.

Shenavandeh S et al. Clin Rheumatol. 2021:online

Studie über das Ansprechen von therapieresistenten digitalen Ulzera bei systemischer Sklerose im Vergleich von Botulinum Toxin (lokale Injektion) versus Prostagladinanaloga (intravenös).

26 Patienten, insgesamt 43 Finger mit Ulzerationen. Applikation von Botulinum A nach Lokalanästhesie in die Fingerbasis (20 Einheiten pro Finger) versus Infusion von Iloprost bzw. Alprostadil über 2- bis 3 Tage; Evaluation nach einem Monat.

Unter Botulinum heilten 95,5% der Ulzerationen, unter Prostagladinen 90,5%. In beiden Gruppen nahm der Schmerz signifikant ab. Die Kapillaroskopie nach einem Monat zeigte kaum Veränderungen mit Ausnahme von Mikrohämorrhagien, welche signifikant abnahmen. Die Kosten waren deutlich höher für Prostaglandine, zumal diese Therapie stationär durchgeführt wurde im Gegensatz zur ambulanten Botulinum-Therapie.

Fazit:
Bei refraktären digitalen Ulzerationen im Rahmen der systemischen Sklerose scheinen Botulinum und Prostaglandine ebenwürdig zu sein, dies in Bezug auf die Heilung wie auch den Schmerzverlauf. Die Therapie mit Botulinum erwies sich deutlich günstiger, da ambulant durchgeführt. Signifikante Nebenwirkungen traten in beiden Gruppen nicht auf.

Die Applikation von Botulinum-A bei therapieresistenten Ulzerationen scheint eine hilfreiche Therapie darzustellen. Unter Lokalanästhesie haben die Autoren sowohl medial wie auch lateral des betroffenen Fingers je 10 Einheiten einmalig appliziert. Die Wirkung von Botulinum dürfte über eine Paralyse der vaskulären glatten Muskeln erfolgen mit anschliessender Inhibition von Spasmen und vaskulären Kontraktionen mit entsprechend gesteigertem Blutfluss.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich