Erhöhen Basismedikamente das Risiko für eine interstitielle Pneumopathie bei RA Patienten?

Disease-modifying antirheumatic drugs and risk of incident interstitial lung disease among patients with rheumatoid arthritis: A systematic review and meta-analysis

Zhang Q et al. Semin Arthritis Rheum 2024;69:152561

In dieser systematischen Review und Metaanalyse wurde das Risiko untersucht, eine interstitielle Pneumopathie (ILD) bei RA Patienten unter Behandlung mit unterschiedlichen Basismedikamenten (DMARD) im Verlauf zu entwickeln. Von insgesamt 3.612 Studien wurden 40 relevante Arbeiten mit 486.465 RA-Patienten und 3.928 dokumentierten ILD-Fällen in die finale systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse aufgenommen. Davon waren 24 RCT’s. Die zusammengefasste Analyse der RCTs zeigte keine statistisch signifikanten Unterschiede im Risiko für ILD-Entwicklung bei den untersuchten DMARDs. In sieben Beobachtungsstudien zeigte die Anwendung von Methotrexat im Vergleich zu Patienten, die kein MTX verwendeten, ein geringeres Risiko, eine ILD zu entwickeln (OR 0.49). In einer einzelnen Beobachtungsstudie hatten RA Patienten unter Tofacitinib ein geringeres Risiko, verglichen mit Patienten unter TNF-Inhibitoren (OR 0.36).

Kommentar
Beobachtungsdaten deuten darauf hin, dass kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer RA-ILD durch den Einsatz von DMARDs besteht. Zudem könnten Methotrexat und Tofacitinib eine schützende Wirkung haben. Therapeutisch bei der RA ILD haben diverse DMARDS einen positiven Effekt. So  empfiehlt das American College of Rheumatology (ACR) und der American College of Chest Physicians (CHEST) den Einsatz von Methotrexat, Leflunomid, Azathioprin, Cyclophosphamid, Mycophenolat, Calcineurin-Inhibitoren, TNF-Inhibitoren, Tocilizumab, Rituximab, Abatacept, JAK-Inhibitoren, antifibrotischen Agenten und Glukokortikoiden zur Behandlung von ILD bei systemischen Autoimmunerkrankungen, u.a auch bei der RA ILD (Arthritis & Rheumatology 2024;76(8):1182ff).

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Ist i.v. Methylprednisolon bei Grossgefässvaskulitis sinnvoll?

The use of intravenous methylprednisolone in giant cell arteritis: a population-based study

Henningson H et al. Rheumatology 2025;64:2083

In dieser retrospektiven Studie zwischen 2004 bis 2019 waren 111/419 eingeschlossenen Patientinnen und Patienten mit einer bioptisch gesicherten Riesenzellarteriitis (GCA) mittels i.v. Methylprednisolon (ivMP) (gegenüber 308 Patienten mit per os (p.o.) Glucocorticoiden) therapiert worden. Bei 104/111 waren zu Beginn bereits visuelle Manifestationen beschrieben worden.

Allerdings war bei lediglich 90 Patienten mit visueller Beteiligung (also insgeamt 21.5%) eine ophthalmologische Expertise eingeholt worden.

Insgesamt zeigte sich bei allen ivMP-Behandelten ein rascheres Ansprechen der serologischen Inflammation im Vergleich zu den p.o. Behandelten. Die Verbesserung der visuellen Manifestation unter ivMP war zwar tendenziell stärker als unter p.o. Gaben, allerdings zeigte sich hier keine statistische Relevanz. Das Gesamtüberleben war in beiden Gruppen gleich.

Unter ivMP ergab sich ein deutlich höheres Risiko für die Neuentwicklung eines Diabetes mellitus mit einer odds ratio von 2.59 innerhalb des ersten Jahres nach Diagnosestellung.

Kommentar
Als Hintergrundinformation sei noch erwähnt, dass die Schwedische Gesellschaft für Rheumatologie (Swedish Rheumatology Association) bei GCA mit okulärer Beteiligung ivMP Dosierungen von 500-1000mg/d über 3 Tage empfiehlt (andere Empfehlungen gehen von mindestens 250mg/d i.v. aus).

Erstaunlich ist, dass das Outcome bezüglich der visuellen Manifestation entweder «visual improvement» oder «no change or deterioration» war. Letzteres betrug in der p.o. Gruppe 87% und in der ivMP-Gruppe 80%. Es ist zwar sicher schwer, die Differenzierung zwischen einem gleichbleibenden oder sich verschlechternden Visus retrospektiv zu analysieren – aber meines Erachtens immens wichtig, bevor man die Konklusion zieht, dass ivMP oder p.o. GC keinen Unterschied darstellen in dieser Patientenpopulation.

Ebenso wie die Autoren darf man zum Schluss kommen, dass eine p.o. Glucocorticoidgabe gegen eine ivMP-Therapie bei GCA prospektiv evaluiert werden sollte. Hierbei stellt sich jedoch schon einmal vorab die Frage, wer sich traut, bei einer Visuseinschränkung im Rahmen einer GCA eine p.o. Glucocorticoidgabe entgegen den noch gültigen Empfehlungen zu wagen. Hierüber darf man gerne diskutieren.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Metabolisches Syndrom verschlechtert Therapieansprechen bei RA

Metabolic Syndrome, Adipokines, and Response to Advanced Therapies in Rheumatoid Arthritis

Baker J.F. et al. Arthritis Rheumatol 2025;77:263

Von 2368 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) aus dem CorEvitas-Register, bei denen eine Behandlung entweder mit Tumornekrosefaktor-Inhibitoren (TNFi) oder anderen biologischen Therapien begonnen wurde, hatten 687 (29%) ein metabolisches Syndrom. Patienten mit metabolischem Syndrom hatten seltener eine minimale klinisch relevante Differenz (MCID) für den Clinical Disease Activity Index (CDAI) nach 6 Monaten (Odds Ratio [OR] 0.69, p=0.001) mit einer dosisabhängigen Abnahme der Ansprechrate entsprechend der Anzahl der vorhandenen Komponenten (Taillenumfang, Hypertonie, Triglyceride, HDL, Diabetes). Die Assoziationen zwischen metabolischem Syndrom und MCID-Erreichen waren bei Patienten, die TNFi erhielten (OR 0.65, p=0.003) und Nicht-TNFi-Therapien (OR 0.76, p=0.08 [p für Interaktion 0.49]) ähnlich. Adipokine waren nicht mit dem MCID-Erreichen verbunden

Die Datenlage zum ungünstigen Einfluss von Übergewicht auf die RA nimmt zu, hier nachgewiesen speziell beim metabolischen Syndrom hinsichtlich Therapieansprechen. Allerdings fand diese Studie keine Korrelation mit den Adipokinen (Adiponektin, Leptin und Fibroblasten-Wachstumsfaktor-21), so dass die Pathogenese nach wie vor unklar ist.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Anifrolumab als Zusatz zur Standardtherapie bei SLE

Reduced organ damage accumulation in adult patients with SLE on anifrolumab plus standard of care compared to real-world external controls

Touma Z et al. Ann Rheum Dis 2025:online ahead of print

Untersuchung des Krankheitsschadens bei SLE unter Standardtherapie mit zusätzlichem Anifrolumab (300 mg täglich) im Vergleich mit Lupuspatienten unter alleiniger Standardtherapie. 354 Patienten unter Anifrolumab (plus Standardtherapie) zeigten gegenüber 561 Patienten unter alleiniger Standardtherapie über vier Jahre eine kleinere Schadensentwicklung (gemessen am SDI: Systemic Lupus International Collaborating Clinics/American College of Rheumatology Damage Index); zudem zeigten die Patienten unter Anifrolumab ein 60% kleineres Risiko, innerhalb von vier Jahren einen Anstieg im SDI zu verzeichnen.

Kommentar
Diese Langzeit-Studie zeigt über vier Jahre, dass der Zusatz von Anifrolumab neben der Standardtherapie wirksam ist, um der Entwicklung von Organschäden bei SLE entgegenzuwirken. Der Einsatz von Anifrolumab erhält mit dieser Studie eine wissenschaftliche Unterstützung in Bezug auf eine sichere und wirksame Langzeitbehandlung des SLE mit mittlerer bis schwerer Krankheitsaktivität

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich