Ist Kaffee schädlich?

Coffee, Caffeine, and Health

van Dam RM, N Engl J Med: 2020;383:369

Als «Viel-Kaffeetrinker» hat mich diese Arbeit im NEJM sehr interessiert. In dieser lesenswerten Übersichtsarbeit werden alle positiven (mehrheitlich) und negativen Aspekte von Kaffee einerseits, aber auch des Koffeins, beschrieben.

Insbesondere scheint ein regelmässiger Kaffeekonsum mit einer höheren Lebenserwartung und einem tieferen Risiko für verschiedene Krebsarten (Melanom, Brust- Prostata, Endometrium und Leberkrebs) assoziiert zu sein. Zudem besteht ein hepatoprotektiver Effekt und zerebral ein geringeres Risiko für Parkinson, Depression und Demenz. Daneben bestehen auch gewisse metabolisch positive Effekte (Insulinresistenz). Welche Menge Kaffee optimal ist, bleibt derzeit offen. Es scheint aber betreffend dieser positiven Effekte keine «Überdosierung» zu geben.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Enttäuschende Resultate zu Vit. D, Fettsäuren und Leibesübungen für Senioren

Effect of Vitamin D Supplementation, Omega-3 Fatty Acid Supplementation, or a Strength-Training Exercise Program on Clinical Outcomes in Older Adults. The DO-HEALTH Randomized Clinical Trial

Bischoff-Ferrari H A et al, JAMA 2020;324:1855

2157 >70-jährige Personen (75 Jahre; 62% Frauen; 1900 [88%] beendeten die Studie) wurden während 3 Jahren mit Vitamin D3 (2000 IU/d) oder mit Omega-3-Fettsäuren (1 g/d) supplementiert oder nahmen an einem Krafttrainingsprogramm teil (ergibt 8 Gruppen mit den Kombinationen und Placebo). Für keine der sechs Erfolgsparameter (systolischer oder diastolischer Blutdruck, nichtvertebrale Frakturen, physische Leistungsfähigkeit [Short Physical Performance Battery (SPPB)], Infektionsrate oder Erkenntnisvermögen [Montreal Cognitive Assessment (MoCA)]) ergab sich eine statistisch signifikante Wirksamkeit. Auch die 25 Todesfälle verteilten sich ähnlich über die 8 Gruppen.

Einmal mehr war die Hoffnung auf eine wirksame Möglichkeit, den Gesundheitszustand im Alter günstig zu beeinflussen, gross. Aber das Allerweltheilmittel oder das magische Kraut gegen das Altern kommt nur im Märchen vor. Hinsichtlich Vit. D und Omega-3-Fettsäuren erschien soeben eine Studie (VITAL), welche bei 1398 Teilnehmern über 5.3 Jahre keinen Effekt auf Kniearthrose zeigte (MacFarlane LA, Arthritis Rheumatol 2020. doi: 10.1002/art.41416. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32583982/), nachdem früher eine zweijährige Vit D-Studie für Kniearthrose ebenfalls erfolglos war (McAlindon T. JAMA 2013;309:155. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23299607/ ).

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

RA: Frühes Ansprechen auf Therapie bestimmt Prognose

Early DAS response after DMARD-start increases probability of achieving sustained DMARD-free remission in rheumatoid arthritis

Verstappen M et al, Arthritis Research & Therapy, 2020;22:276

Eine längerfristige Remission bei rheumatoider Arthritis ist zunehmend möglich. Diese Studie an 772 konsekutiven RA-Patienten untersuchte, ob das Ausmass des frühen Ansprechens auf die Therapie die Prognose bestimmt. Alle Patienten wurden sofort nach Diagnose mit einem csDMARD behandelt. Nach Versagen von zwei csDMARDs kam ein Biological (bDMARD) zum Einsatz. Bei anhaltender klinischer Remission (DAS < 2.4) und gleichzeitig Fehlen einer Synovitis konnte die Therapie reduziert und schliesslich abgesetzt werden.

Bei ACPA-negativen RA-Patienten zeigte sich bei einer raschen Abnahme des DAS innerhalb der ersten vier Monate (DAS < 1.6) in 70% eine therapiefreie Remission; blieb der DAS nach vier Monaten aber ≥ 3.6 war eine entsprechende Remission selten mit nur 7%.

Bei ACPA-positiven Patienten wurde eine therapiefreie Remission sehr selten erreicht, ein frühzeitiger DAS-Abfall konnte prognostisch nicht verwertet werden.

Fazit:
Bei ACPA-negativen RA-Patienten kann bei Remission die Therapie reduziert und abgesetzt werden, sofern das Ansprechen auf die Therapie bereits in den ersten vier Monaten günstig war.

PS: Da der DAS in dieser Studie erst nach den ersten vier Monaten Therapie gemessen wurde, ist ein früheres Abfallen des DAS möglicherweise ebenso prognostisch günstig bei ACPA-negativen Patienten. Nach wie vor findet sich kein prognosebestimmender Parameter in Bezug auf eine therapiefreie spätere Remission bei ACPA-positiven RA-Patienten.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich