Risikofaktoren für ein ischämisch kraniales vaskuläres Ereignis bei der Riesenzellarteriitis

Risk factors for severe cranial ischaemic complications in giant cell arteritis

Hočevar A et al. Rheumatology 2020;59:2953

In dieser prospektiven Kohorten Studie aus Slowenien wurde untersucht, welche Risikofaktoren bei Patienten mit Riesenzellarteriitis (RZA) für ein ischämisches vaskuläres kraniales Ereignis bestehen. Von 295 Patienten mit RZA hatten 61 Patienten eine solche Komplikation, davon 52 schwere Visusstörungen bis Visusverlust, 5 einen cerebrovaskulären Insult (CVI) und 4 Patienten beides.

Alle Patienten mit Visusstörungen entwickelten diese vor der Diagnose und dem Therapiebeginn der RZA. 4 Patienten hatten den CVI vor der Diagnose und 5 kurz nach Therapiebeginn. In einer univariaten Regressionsanalyse waren Patienten mit einem kranialen vaskulären Ereignis älter, häufiger Raucher, hatten häufiger eine Kieferclaudicatio, ein Vorhofflimmern, eine periphere Arteriosklerose, eine kürzere Krankheitsdauer und sie hatten weniger häufig polymyalgische Beschwerden. In einer multivariaten Regressionsanalyse blieben nur das Alter, der Raucherstatus und die Kieferclaudicatio als Risikofaktoren übrig, wobei die Kieferclaudicatio die höchste Odds Ratio von 3.4 aufwies.

Fazit: Ältere Raucher, welche sich initial mit einer Kieferclaudicatio präsentieren, scheinen besonders gefährdet für eine vaskuläre kraniale Komplikation wie Stroke oder Visusverlust zu sein.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Kein Therapievorteil bei frozen shoulder

Management of adults with primary frozen shoulder in secondary care (UK FROST): a multicentre, pragmatic, three-arm, superiority randomised clinical trial

Rangan A. et al. Lancet 2020;396:977

503 Patienten mit unilateraler frozen shoulder (Bewegungsumfang <50% der Norm) wurden 2:2:1 mit Manipulation in Narkose, arthroskopischer Kapsellösung oder Physiotherapie behandelt. Die 12-Monats-Kontrolle ergab bei 189 Patienten mit Narkose-Manipulation einen Oxford Shoulder Score (OSS; 0–48) von 38.3 Punkten, bei 191 Patienten mit arthroskopischer Kapsellösung 40.3 Punkte und bei 93 Patienten mit Physiotherapie 37.2 Punkte, jeweils mit zusätzlicher Physiotherapie sowie Glukokortikoidinjektionen. 8 schwere Nebenwirkungen traten bei arthroskopischer Kapsellösung und 2 bei Narkose-Mobilisation auf. Narkose-Mobilisation war am ehesten kosteneffektiv (Basis: £20 000/QALY) und arthroskopische Kapsellösung hatte am meisten Nebenwirkungen, während hinsichtlich Wirkung keine klinische Überlegenheit (>5 OSS-Punkt) resultierte.

Die Behandlung der frozen shoulder bleibt ein schwieriges Unterfangen. Diese randomisierte Studie zeigt nun die Vergleichbarkeit von 3 Therapieoptionen. Wesentlich für dieses Resultat verantwortlich ist wohl die breite Streuung der Einzelfälle, und in der klinischen Erfahrung ist weniger häufig mehr, das heisst eine Physiotherapiepause ist oftmals mit einer unerwarteten Besserung verbunden. Jedenfalls ist die Indikation für invasive Methoden äusserst zurückhaltend zu stellen, da keine überlegene Wirksamkeit, jedoch mehr Nebenwirkungen verzeichnet wurden.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Wie weiter nach csDMARDs? Daten aus dem USA-Register

Comparative effectiveness of first-line tumour necrosis factor inhibitor versus non-tumour necrosis factor inhibitor biologics and targeted synthetic agents in patients with rheumatoid arthritis: results from a large US registry study

Pappas D.A. et al, Ann Rheum Dis, 2020:online

In dieser grossen amerikanischen Studie wurde die Wirksamkeit eines Tumornekrosefaktor-Hemmers (TNFi) gegenüber einem Nicht-TNFi (biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (bDMARDs) und zielgerichtete synthetische DMARDs (tsDMARDs)) als Erstlinienbehandlung nach konventionellen synthetischen csDMARDs nach dem ersten Behandlungsjahr untersucht. Aus dem grossen Register mit fast 50’000 Patienten qualifizierten knapp 5’000 für diese retrospektive Analyse. Die vielen gemessenen klinischen Outcome-Parameter und Biomarker und deren Vergleich können Sie in dieser Tabelle nachlesen, bzw. im Detail anschauen: Zur Tabelle

Resultate: Es wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der TNFi- und der Nicht-TNFi-Behandlungsgruppe hinsichtlich der untersuchten Parameter beobachtet, mit Ausnahme der Inzidenz für Anämie, die in der TNFi-Gruppe gegenüber der Nicht-TNFi-Gruppe vermehrt auftrat.

Fazit: Diese Registerdaten (= Real-World-Evidenz) unterstützen das Treat-To-Target-Konzept mit individueller Entscheidungsfindung bezüglich einzuleitender Therapie bei Patienten mit RA bei Therapieversagen nach csDMARDs und zeigen, dass Nicht-TNFi und TNFi in dieser Kohorte gleichwertig waren. Detaillierte Informationen zu den aktuellen Therapien in der Rheumatologie können Sie in der 5. Ausgabe der Fachzeitschrift Rheuma Schweiz nachlesen: Zur Fachzeitschrift Nr. 5

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

MCP-Arthroplastik: Langzeit-Zufriedenheit

Determinants of long-term satisfaction after silicone MCP arthroplasty in patients with inflammatory diseases

Estermann L. et al, Hand Surgery and Rehabilitation, 2020: 545-549

Kohortenuntersuchung aus der Handchirurgie der Schulthess Klinik, Zürich: 41 Patienten mit 118 operierten Fingergrundgelenken (Silikon-Arthroplastik) mit mittlerem postoperativem Beobachtungszeitraum von 5,6 Jahren.

Die Grundhypothese, dass Patienten unter Biologics einen höheren Zufriedenheitsgrad zeigen würden als jene unter klassischen DMARDs konnte nicht bestätigt werden. Die Patienten- zufriedenheit war hauptsächlich beeinflusst durch das Erscheinungsbild der Hand sowie die ulnare Fingerabweichung. Objektive Messparameter wie Bewegungsumfang und Greifkraft spielten dabei kaum eine Rolle.

Fazit:
Mit dem Gesamtresultat der MCP-Arthroplastik waren die Patienten auch nach Jahren insgesamt sehr zufrieden. Wichtige Faktoren in der Beurteilung der Zufriedenheit sind das Erscheinungsbild der Hand sowie der Ulnar-Drift der Langfinger. Leider werden keine Parameter der Krankheitsaktivität angegeben, weshalb der Einfluss von Biologics versus Standardtherapie in Bezug auf den Outcome nicht beurteilt werden kann. Da aber das Ziel jeglicher Behandlung das Erreichen der Remission ist, dürfte für den Outcome die Entzündungsaktivität an sich, aber weniger die eingesetzten Medikamente entscheidend sein. Auch in der heutigen Zeit, in welcher Fingeroperationen gerade bei rheumatoider Arthritis viel seltener geworden sind, ist es wichtig zu wissen, dass patientenzentrierte Charakteristika wie eben Erscheinungsbild der Hand und Ulnar-Drift die wichtigsten Parameter für die Zufriedenheit auch nach Jahren noch darstellen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich