Dapagliflozin bei chronischer Niereninsuffizienz – wirksam auch bei Nichtdiabetikern

Dapagliflozin treatment of patients with chronic kidney disease without diabetes across different albuminuria levels (OPTIMISE-CKD)

Svensson MK et al., Clinical Kidney Journal 2024;17(8)

In dieser Beobachtungsstudie wurde die Wirkung von Dapagliflozin auf den Verlauf der Albuminurie, den Verlauf kardiorenaler Komplikationen und die Gesamtmortalität bei Patientinnen und Patienten ohne Diabetes mellitus evaluiert.

Unabhängig vom initialen Ausmass der Proteinurie konnte bei 1480 Patienten gesehen werden, dass nach einem kurzen Abfall der eGFR eine Plafonierung derselben stattfand – einhergehend mit einer zusätzlichen Protektion kardiovaskulärer Komplikationen.

Die Autoren schlussfolgern, dass die positiven Daten bezüglich SGLT-2 Hemmung und renalem/kardiovaskulärem «Schutz» bei Diabetes Typ II nun auch auf alle anderen Betroffenen mit einem Risikoprofil (hier also Albuminurie) übertragen werden können.

Kommentar
Ebenfalls für unsere Patientinnen und Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen darf somit gelten, dass die Hinzunahme eines SGLT-2 Hemmers bei chronischer Nierenerkrankung zum Beispiel auf dem Boden einer ANCA-Vaskulitis, eines systemischen Lupus erythematodes oder auch im Zuge anderweitiger kardiovaskulärer Spätfolgen bei rheumatoider Arthritis mehr als sinnvoll ist zur Reduktion der Proteinurie – letztlich aber zur Vermeidung einer Progression zur terminalen Niereninsuffizienz.

Wir haben bei uns – wenn auch in begrenztem Umfang – hiermit gute Erfahrungen gemacht. Das Risiko einer erhöhten Rate an Harnwegsinfekten unter dieser Therapie gilt es zu beachten, insbesondere bei begleitender Immunsuppression.

Zur Studie
Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Cholchizin wirksam bei peripher-arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)

Effects of Colchicine on Major Adverse Limb and Cardiovascular Events in Patients with Peripheral Artery Disease

Shu-Han Lin D et al., Mayo Clin Proc 2024;99(9):1374

In den letzten Jahren gab es immer mehr Evidenz zum kardiovaskulär protektiven Effekt von Colchizin. Durch seine antiinflammatorischen Eigenschaften reduziert Colchizin Risiko von kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität.

In dieser grossen retrospektiven Kohortenstudie aus einer grossen taiwanesischen Gesundheitsdatenbank wurde untersucht, ob eine Therapie mit Colchizin auch einen positiven Effekt bei der peripher-arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) hat. Es fanden sich 60’219 Patienten, bei welchen nach Diagnosestellung einer pAVK eine Colchizin Therapie begonnen wurde. Diese Patienten wurden mit ebenfalls 60’219 Patienten mit pAVK, aber ohne Colchizintherapie, mittels Propensity Core Matching verglichen.

Patienten unter Colchizin hatten signifikant weniger Komplikationen der pAVK (notwendige Revaskularisationen oder Amputationen). Auch die kardiovaskuläre Mortalität war reduziert. Den meisten Benefit hatten Patienten unter Colchizin, welche wegen einer Gicht zusätzlich eine harnsäuresenkende Therapie erhielten.

Kommentar
Es gibt immer mehr Daten zum kardiovaskulären Benefit einer tiefdosierten Colchizintherapie. In dieser Arbeit konnte der positive Effekt bei der peripher- arteriellen Verschlusskrankheit gezeigt werden. Interessant ist die Feststellung, dass Gichtpatienten unter einer harnsäuresenkenden Therapie besonders profitieren.

Aufgrund dieser zunehmenden Evidenz ist zu überlegen, ob wir Gichtpatienten mit zusätzlich einem hohen kardiovaskulären Risiko nicht die Schubprophylaxe mit Colchizin über die üblichen 6 Monate nach Beginn einer harnsäuresenkenden Therapie hinaus längerfristig geben sollten.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Intradiskales Vakuumphänomen mit geringer klinischer Bedeutung

Natural History of Intradiscal Vacuum Phenomenon and its Role in Advanced Disc Degeneration

Cawley D.T. et al. Spine 2024;49:1130

Die Studie untersuchte CT-Scans des Abdomens mit mindestens einem intradiskalen Vakuumphänomen (IDVP) von Personen über 60 Jahren ohne akute oder relevante Wirbelsäulenpathologie, welche >7 Jahre später einen ähnlichen CT-Scan hatten. IDVP wird mit einer fortgeschrittenen Bandscheibendegeneration in Verbindung gebracht, und die CT ist die beste Bildgebung dafür. Eine Vorgeschichte von klinisch signifikanten Rückenschmerzen wurde erfragt. Von 1230 CT-Scans konnten 60 in die Studie aufgenommen werden: bei 29 Männern und 31 Frauen (69 Jahre) fanden sich in 360 Segmenten 82 IDVP. Der zweite CT-Scan erfolgte nach durchschnittlich 10.3 Jahren. 45 (55%) Segmente wiesen den gleichen Schweregrad auf, 26 (32%) waren vergrössert, 8 (10%) bildeten sich zurück und 3 (4%) fusionierten (p<0.01). In einem weiteren Segment entstanden innert 10 Jahren IDVP bei 37/60 Personen (62 %). Die Bandscheibenhöhen nahmen mit zunehmendem Schweregrad des IDVP ab. Die IDVP waren in craniocaudaler Richtung häufiger. Rückenschmerzen berichteten 31/60 Patienten, ohne dass ein Zusammenhang mit zunehmendem Schweregrad des IDVP oder eines neu aufgetretenen IVDP vorlag.

Das intradiskale Vakuumphänomen (IDVP) weist wohl auf eine fortgeschrittene Bandscheibendegeneration hin, sagt aber nichts aus über eine mögliche Progression der Segmentdegeneration und bleibt in den meisten Fällen konstant; nur selten schreitet es bis zur Autofusion fort. Einmal mehr konnte ein Zusammenhang einer bildgebenden Pathologie – hier IDVP – mit Rückenschmerzen nicht nachgewiesen werden.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Identifikation der Enthesitis in Sakroiliakalgelenken: Rolle der Erfahrung und Lernprozess

Identifying enthesitis in the sacroiliac joints in patients with axial spondyloarthritis by readers of varying experience: impact of the learning progress

Liu D et al., BMC Rheumatology 2024: online ahead of print

Das Erkennen von Enthesitiden im Bereich der Sakroiliakalgelenke (SI) im MRI setzt Erfahrung voraus. Diese Studie von MRIs bei 224 Patienten mit SpA untersuchte die Abhängigkeit von der Erfahrung und den Lerneffekt durch Training.

Generell konnten strukturelle Läsionen besser als entzündliche Veränderungen entdeckt werden. Die Jahre an Erfahrung spielte eine grosse Rolle (5 Jahre mit Identifikation von 15% gegenüber 3% nach 3 Jahren und 1 % nach 1 Jahr Erfahrung). Bei allen konnte die Identifikation durch ein Training massiv verbessert werden.

Fazit
Die Entdeckung von entzündlichen Veränderungen (Enthesitis) in den SI-Gelenken braucht Erfahrung und Training.

Auch für Rheumatologen ist es ratsam, MRI-Veränderungen identifizieren zu können. Es ist anzunehmen, dass KI-Programme in Zukunft die Trefferquote sichern helfen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich