Asiatische Studien mit positiveren Ergebnissen als westliche
Does country of origin influence research outcomes in operative interventions for lumbar spinal stenosis?
McCabe F.J. et al. Eur Spine J 2021:30:846
487 englischsprachige Artikel zu Operationen wegen Lumbalkanalstenose in den Jahren 2010-2019 ergaben in 86% positive Ergebnisse. Die Zuordnung zu Kontinenten belegte eine Erfolgsrate von 93% in Asien, von 89% in USA und von 69% in Europa. In einer multivariablen Analyse einschliesslich Gesundheitssystem (staatlich vs. privat) war das Ursprungsland (der Kontinent) ein unabhängiger Vorhersageparameter.
Wir erleben in neuster Zeit eine Flut von asiatischen, vorwiegend chinesischen, Publikationen in renommierten westlichen Fachzeitschriften, sowohl Originalartikel wie Metaanalysen: müssen wir sie anders als europäische lesen? Über Erklärungen für das Resultat dieser irischen Studie kann nur spekuliert oder gar philosophiert werden. Die irländischen Autoren meinen: „Bias undermines evidence-based decision making“. Ich empfinde es als menschliche Wärme, wenn der kulturelle (wohl eher als der geografische) Hintergrund auch in sogenannt wissenschaftlich unbestechlichen Artikeln eine Rolle spielen kann.
Riesenzellarteriitis und Aortendissektion
Giant cell arteritis-related aortic dissection: A multicenter retrospective study
De Boysson H. et al. Semin Arthritis Rheum. 2021;2;51(2):430
In dieser retrospektiven Analyse wurden Ärzte der französischen Grossgefässvaskulitis-Study Group zu GCA-Patienten befragt, die ein Aortenaneurysma erlitten. 46 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien einer a) histologisch oder in der Bildgebung gesicherten Grossgefässvaskulitis, b) einer Aortendissektion zum Zeitpunkt der GCA-Diagnose oder im Verlauf. Zur Kontrolle wurden pro Fall zwei Patienten mit GCA aus der Datenbank von Caen gematcht.
Bei 31 Fällen wurde die GCA-Diagnose mittels Bildgebung zum Zeitpunkt des Aneurysmas gestellt. Dissektionen im Verlauf traten mit einer medianen Latenz von 22 Monaten auf [1–143] bei vorbekannter Aortitis, während in der Kontrollgruppe ohne bekannte Aortitis eine Dissektion nach 72 Monaten auftrat [19–265]. Ein Drittel der Betroffenen verstarb. In einer multivariablen Analyse war die chirurgische Versorgung der einzige positive Prädiktor für ein Überleben. Die Immunsuppression hatte in dieser Studie keinen Einfluss. In der monozentrischen Population war die Aortendissektion bei 1.8% die Erstmanifestation einer GCA.
Diese retrospektive Studie zu einer in dieser Population nicht allzu seltenen Komplikation einer Riesenzellarteriitis wirft wieder einmal die Frage auf nach einem standardisierten Screening eines Aortenbefalls, die heute noch nicht abschliessend beantwortet ist. Die trinationalen Leitlinien zum Management der Grossgefässvaskulitiden (D/A/CH) von 2020 nehmen sich diesem Thema an, unterstreichen aber das Fehlen einer Datenbasis für ein standardmässiges Screening und die fehlende Konsequenz für die Therapie, die immer eine Remission anstreben sollte.
Diese Studie kann leider zum Thema der Verlaufsbildgebung keine zusätzlichen Informationen liefern, da sie nicht in die Analyse einbezogen wurde.
Reduzieren Beta-Blocker Arthrosebeschwerden?
ß-blocker prescription is associated with lower cumulative risk of knee osteoarthritis and knee pain consultations in primary care: a propensity score matched cohort study
Nakafero G et al., Rheumatology 2021:online
In dieser propensity score matched Kohortenstudie wurde bei Patienten unter einer ß-Blockertherapie die Anzahl Hausarztbesuche wegen arthrosebedingten Knie- oder Hüftbeschwerden untersucht und mit einer Vergleichspopulation ohne ß-Blocker (propensity score matched) verglichen. Aus einer grossen englischen Datenbank wurden 111’000 Patienten unter ß-Blocker mit einer gleich grossen Vergleichspopulation ohne ß-Blocker untersucht. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 2.75 Jahre.
Während dieser Beobachtungszeit zeigten die Patienten unter einer ?-Blockertherapie eine reduzierte Anzahl Hausarztkonsultationen wegen Kniearthrosebeschwerden, Knie- und Hüftschmerzen. Nach Beendigung der ß-Blockertherapie hatten die Patienten jedoch eine Zunahme der Arztkonsultation wegen diesen Beschwerden, was darauf schliessen lässt, dass ß-Blocker einen analgetischen und keinen strukturmodifizierenden Effekt bei Arthrose haben. Den grössten Effekt zeigten Patienten unter Propanolol.
Rituximab in tiefer Dosis bei RA während der Coronavirus-Pandemie
Six month assessment of low dose rituximab in the treatment of rheumatoid arthritis during coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic
Durmax Y, Ilhanli I, Egypt Rheumatol, 2021:online
Retrospektive Studie aus der Türkei; 80 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) unter bisheriger Standard-Dosis mit Rituximab (RTX) (2 x 1g) erhielten wegen der Coronaendemie keine Fortsetzung dieser Therapie und entwickelten deshalb eine stärkere Krankheitsaktivität. Diese 80 Patienten wurden mit einer tiefdosierten RTX-Infusion (500 mg 2mal innert 15 Tagen mit Wiederholung dieser Therapie nach sechs Monaten) behandelt.
Bei mittlerem Alter der Patienten von 55 Jahren betrug ihre Krankheitsdauer 13 Jahre. Nach der Erstbehandlung verminderte sich die Krankheitsaktivität signifikant (DAS28 von 6,5 auf 3,2). In der ersten Phase nach tiefdosiertem RTX entwickelte kein Patient eine COVID-19-Infektion, nach dem zweiten Zyklus mit RTX waren es sechs Patienten, welche alle keine Hospitalisation erforderten. Sie wurden alle antiviral behandelt (Favipiravir). Keiner dieser Patienten entwickelte eine Pneumonie oder einen schweren Krankheitsverlauf.
Die Begleittherapie bestand in 77,5% aus Kortikosteroiden, dies nebst einer Ko-Therapie mit einem Standard Basistherapeutikum (meistens MTX). Die sechs Patienten, welche eine COVID-19-Infektion erlitten, wurden mit einer signifikant höheren Kortikosteroiddosis behandelt als jene ohne Corona-Erkrankung.
Fazit:
Rituximab kann zu häufigerer und schwererer COVID-19-Infektion führen. Deshalb enthalten entsprechende Guidelines Vorsichtshinweise zur Anwendung von RTX. Falls eine RA mit höherer Krankheitsaktivität unter RTX behandelt werden muss, ist in erster Linie ein Wechsel auf ein weniger riskantes Basistherapeutikum zu erwägen. Kann dies jedoch nicht erfolgen, dürfte die vorliegende Studie aufzeigen, dass eventuell auch eine halbe Dosierung durchaus genügt, um die Aktivität genügend einzudämmen; natürlich zeigt diese retrospektive Studie keinen Vergleich zur Standardtherapie in Bezug auf die Wirksamkeit. Es gibt aber durchaus Studien, welche in gewissen Patientenpopulationen suggerieren, dass nicht immer die volle Dosis an RTX notwendig ist. Gerade bei komorbiden, infektgefährdeten Patienten sowie insbesondere auch bei älteren Patienten kann durchaus überlegt werden, ob nicht eine halbe Dosis, wie sie hier angewandt wurde, genügt. Möglicherweise lässt sich auch das Intervall der Applikation strecken, falls die Aktivität der RA dies zulässt.
Auch hier scheinen die Kortikosteroide doch eine bedeutende Rolle zu spielen, hatten doch die Patienten mit Corona-Infekt eine höhere Dosierung als die Nichtinfizierten.