Nebenwirkungen von MTX

Adverse Effects of Low-Dose Methotrexate: A Randomized Trial

Solomon DH et al. Ann Intern Med 2020:online

Bei Patienten (Alter 65.7 Jahre, BMI 31.5 kg/m2) mit kardiovaskulärer Diagnose, Diabetes oder metabolischem Syndrom (CRIT-Studie [cardiovascular inflammation reduction trial]), jedoch keiner RA, wurden die Nebenwirkungen monitorisiert: 87.0% (2080 von 2391) der Patienten mit durchschnittlich 15mg Methotrexat (MTX) wöchentlich vs. 81.5% (1951 von 2395) der Patienten mit Placebo meldeten Nebenwirkungen während durchschnittlich 23 Monaten (hazard ratio [HR] 1.17 [95% CI, 1.10 to 1.25]). Die höchste Nebenwirkungsrate stellten gastrointestinale (HR 1.91) und pulmonale Probleme (HR 1.52) dar, eine weniger hohe (je HR 1.15) infektiöse und hämatologische Probleme; dafür war die renale Nebenwirkungsrate vermindert (HR 0.85). Leberwerte waren erwartungsgemäss unter MTX öfters pathologisch als ohne MTX. Das Krebsrisiko war mit Ausnahme von Hautkarzinomen (HR 2.05) unter MTX nicht erhöht. Leider wurden die Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen nicht genau, sondern nur mit ca. 19% angegeben.

Die bei RA-Patienten bekannte hohe Abbruchrate von niedrigdosiertem MTX wegen Unverträglichkeit wird mit dieser Studie nicht vollständig erklärt. Diese Zahlen bei Patienten ohne RA stimmen zuversichtlich. Vielleicht sollten wir in der Sprechstunde die Bedenken hinsichtlich Methotrexat-Nebenwirkungen weniger in den Vordergrund rücken und unsere Patienten besser überzeugen, dass MTX durchaus gut ertragen werden kann.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Treat-To-Target bei Juveniler Arthritis

Treat-to-target study for improved outcome in polyarticular juvenile idiopathic arthritis

Klein A et al, Ann Rheum Dis, 2020:online

Bei der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) ist bekannt, dass ein frühes Ansprechen auf die Behandlung mit einem besseren Outcome einhergeht. Ein «Treat-to-target»-Ansatz (TTT) wird bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis beim Erwachsenen seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Diese prospektive Studie untersuchte den Treat-to-Target-Ansatz für die polyartikuläre JIA in der klinischen Praxis und verglich diesen mit der unkontrollierten Behandlung. Unter anderem wurde bei den 63 untersuchten Kindern der «Juvenile Arthritis Disease Activity Score» (JADAS) als Endpunkt angewandt. Erwartungsgemäss erhielten mehr Patienten im TTT-Arm eine Biologika-Behandlung im Vergleich zu der unkontrollierten Behandlungsstrategie. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten mit polyartikulärer JIA mit einer gezielten Behandlungsstrategie eine JADAS-Remission und eine minimale Krankheitsaktivität erreichten.

Fazit:
Auch in der Kinderrheumatologie konnte im Zeitalter der individuellen Präzisionstherapie der Benefit der TTT gezeigt werden. Eine «Treat-to-target»-Strategie mit Vorteilen für die Patienten kann in der Routinebehandlung von JIA leicht umgesetzt werden.

Zur Studie
KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Tocilizumab bei COVID-19 Patienten

Tocilizumab therapy reduced intensive care unit admissions and/or mortality in COVID-19 patients

Klopfenstein T et al, Médecine et Maladies Infectieuses 2020:accepted article

Bisher gibt es keine bewiesene wirksame Behandlung bei COVID-19. Tocilizumab (TCZ) jedoch, häufig angewandt bei rheumatisch entzündlichen Erkrankungen, könnte eine solche Substanz sein.

Retrospektive fallkontrollierte Studie aus Frankreich; Patienten mit TCZ versus Patienten ohne TCZ mit primärem Outcome: Tod und/oder Intensivstationseintritt.

Die 20 Patienten mit TCZ hatten einen höheren Komorbiditätsindex, eine schwerere Erkrankung (mehr Sauerstoffbedarf), schwerere Lymphopenie und höheres CRP als die 25 Patienten ohne TCZ. Trotzdem starben beziehungsweise wurden in die Intensivpflege aufgenommen 72% ohne Medikation mit TCZ versus lediglich 25% der mit TCZ behandelten Patienten.

Patienten erhielten TCZ nur bei Sauerstoffbedarf >= 5 L/min und über 25% Lungenschädigung im CT.

Fazit:
Diese Resultate deuten nachdrücklich darauf hin, dass TCZ den Outcome schwer Erkrankter mit SARS-CoV-2 Pneumonie verbessern kann. Zurzeit sind zahlreiche randomisierte Studien mit TCZ im Gange, deren Resultate in den nächsten Wochen erwartet werden.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich