Immunsuppression und COVID-19-Impfung

The effect of methotrexate and targeted immunosuppression on humoral and cellular immune responses to the COVID-19 vaccine BNT162b2: A cohort study

Mahil S etal., Lancet Rheumatol 2021;3(9):e627ff

In dieser Kohortenstudie wurde die humorale (SARS-CoV-2 Spike Glykoprotein AK) und zelluläre (Spike spezifische T-Zellanwort) auf eine SARS-CoV-2 Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty® von Pfizer/BioNTech bei Gesunden (n=17) und Psoriasis-Patienten unter Basismedikation mit Methotrexat (n=17), TNF-alpha Hemmern (n=27), IL-17 Hemmern (n=15) und IL-23 Hemmern (n=25) untersucht. Die Bestimmung der Immunität erfolgte 28 Tage nach der ersten Impfung.

Während alle 17 Gesunden eine humorale Antwort mit Bildung von neutralisierenden Antikörpern aufwiesen, entwickelten nur 78% der Patienten unter den oben beschriebenen Basismedikamenten diese AK. Die tiefste Rate hatten Patienten unter Methotrexat (47%). Die zelluläre Immunantwort war bei Gesunden und Patienten unter Methotrexat und Biologika gleichermassen gut.

Fazit:
Diese Untersuchung aus England belegt die bisherigen Erkenntnisse, dass die humorale Impfantwort auf eine SARS-CoV-2 Impfung bei Patienten unter gewissen immunsuppressiven Medikamenten vermindert sein kann. Beruhigend ist aber die Erkenntnis, dass die zelluläre Immunantwort trotz der immunsuppressiven Medikamente normal zu sein scheint. Allerdings erfolgte die Bestimmung der Impfantwort nur nach einer einmaligen Impfung und nicht nach der zweiten.
Nach aktuellem Kenntnisstand ist die humorale Impfantwort vor allem unter folgenden Immunsuppressiva reduziert: Prednison >20 mg, Methotrexat, Myocophenolat Mofetil, Cyclosporin, Januskinase-Hemmer und am stärksten unter Rituximab, wie auch unter einer Kombination von 2 oder mehreren dieser Medikamente.
Bei Patienten unter diesen Medikamenten empfehlen die Experten die Bestimmung der SARS-CoV-2 S AK, und falls der Titer tief ist, eine möglichst baldige 3. Impfung.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Die alte Mär von wirksamen Muskelrelaxantien bei Kreuzschmerzen widerlegt

Efficacy, acceptability, and safety of muscle relaxants for adults with non-specific low back pain: systematic review and meta-analysis

Cashin A.C. et al. BMJ 2021:online ahead of print

Eine Metaanalyse von 31 Studien mit 6505 Patienten mit akuten Rückenschmerzen ergab eine geringe Schmerzverminderung bis zwei Wochen (mittlerer Unterschied -7.7, 95%CI -12.1 bis -3.3), jedoch keine funktionelle Besserung (disability -3.3; CI -7.3 bis 0.7). Hingegen war das Risiko von Nebenwirkungen leicht erhöht (RR 1.6, 1.2 bis 2.0) und fehlte die Akzeptanz (0.8, CI 0.6 bis 1.1) verglichen mit Kontrollpatienten.

Obwohl seit den 80er-Jahren in den Richtlinien zur akuten Kreuzschmerzbehandlung die Muskelrelaxantien aufgeführt werden, wurde deren Wirkung kaum je sichtbar. Diese neue Metaanalyse zeigt zwar einen signifikanten aber klinisch nicht relevanten Effekt der Muskelrelaxantien auf die Kreuzschmerzen ohne Einfluss auf die Funktionseinschränkung. Die Idee der Muskelrelaxation ist mit den gängigen Substanzen ungenügend zu verwirklichen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Mehrwert eines FDG PET/CT bei Polymyalgia rheumatica

The added value of 18f-FDG PET/CT in the assessment of onset and steroid resistant polimyalgia rheumatica

Moya-Alvarado P et al. PLOS ONE 2021:online ahead of print

Unter der Polymyalgia rheumatica kann sich manche Krankheit verbergen. Die vorliegende Studie untersuchte den Stellenwert eines FDG PET/CT zur Evaluation einer allfälligen Grunderkrankung bzw. bei steroidresistenter Polymyalgie.

Retrospektive Studie, 103 Patienten mit PMR, wovon 73 Frauen, mittleres Alter 72 Jahre, mittlere Krankheitsdauer 2 Jahre.

Die Schlussdiagnosen lauteten in 71% auf Polymyalgie rheumatica, in 16% Grossgefässvaskulitis, 5% Neoplasmen. Wegen Steroidresistenz wurden 51 Patienten mit PET untersucht; von diesen zeigten 10 im PET eine Grossgefässvaskulitis.

Fazit:
Ein FDG PET/CT kann hilfreich sein in der Diagnostik einer Polymyalgia rheumatica (besonders häufige Darstellung verschieden lokalisierter Bursitiden sowie Arthritiden von Schulter- und Hüftgelenken), besonders aber gelingt es durch diese Untersuchung, zugrunde liegende wichtige Erkrankungen wie Grossgefässvaskulitis und maligne Prozesse auszuschliessen bzw. nachzuweisen und einer gezielten Therapie zuzuführen.

PS: Ein PET/CT wird von der Krankenkasse übernommen bei Abklärung wegen Grossgefässvaskulitis.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich