COVID-19 und Rheumaerkrankungen (SCQM-Studie)

Impact of the COVID-19 pandemic on the disease course of patients with inflammatory rheumatic diseases: results from the Swiss Clinical Quality Management cohort

Ciurea A. et al, Ann Rheum Dis, 2020:online

In dieser Schweizer Studie (SCQM) untersuchten die Autoren ob die vorübergehende Einschränkung der Konsultationen zu Beginn der COVID-19-Pandemie Auswirkungen hatte auf den Krankheitsverlauf bei axialer Spondyloarthritis (axSpA), Rheumatoider Arthritis (RA) oder Psoriasisarthritis (PsA).
In der Analyse wurden drei Zweimonatsperioden miteinander verglichen: vor, während und nach der ersten COVID-19-Welle, Januar bis Juni 2020 bei 666 Patienten.

Die Anzahl physischer Konsultationen reduzierte sich in der ersten COVID-19-Welle um 52%, wobei aber die telefonischen Konsultationen um 129% zunahmen. Der Anteil der Patienten mit Non-Compliance betreffend Medikamente stieg in dieser Zeit leicht an, wobei dieser bei Patienten mit axSpA signifikant war (19,9% versus 13,2% vor der Pandemie). Die Häufigkeit von Krankheitsschüben blieb unverändert während der akuten COVID-19-Periode <15%). In den entsprechenden Aktivitätsindices der drei Erkrankungen ergaben sich keine signifikanten Änderungen in der aktiven Phase verglichen zur Zeit vor der Pandemie.

Fazit:
Die kurze Reduktion der physischen Konsultationen hatte keinen grösseren negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Offenbar konnte diese dank einer erhöhten Konsultationstätigkeit über das Telefon kompensiert werden.
Offen bleibt, wie sich die Änderung der Konsultationstätigkeit über längere Perioden auswirken würde.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Infliximab und SarsCoV-2 bei IBD

Pediatric Crohn’s disease and multisystem inflammatory syndrome in children (MIS-C) and COVID-19 treated with infliximab - Covid-19 and immunomodulation in - IBD Infliximab for severe ulcerative colitis and subsequent SARS-CoV-2 pneumonia: a stone for two birds

Dolinger M.T. et al J Pediatr Gastroenterol Nutr 2020:online - Neurath M.F., Gut 2020:online - Bezzio C. et al, Gut 2020:online

Ausgehend vom bisherigen Kenntnisstand scheint die fortgeführte Therapie von Patienten mit Autoimmunerkrankungen und Biologika in Zeiten der COVID-19 Pandemie sicher und kalkulierbar zu sein. Zwei Case reports zeigen nun, dass die überschiessende Entzündungsreaktion («Cytokine-Storm-Syndrome») bei Patienten mit IBD und gleichzeitiger SarsCoV-2 Infektion durch die Gabe von TNF-alpha Inhibitoren beherrschbar zu sein scheint.

So konnte bei einer Patientin mit aktiver Colitis ulcerosa und erhöhten Zytokin-Spiegeln die Behandlung mit dem anti-TNF-alpha Antikörper Infliximab ohne schwerwiegende Nebenwirkungen durchgeführt werden. Nach der ersten Infliximab Infusion fielen sowohl die CRP-Spiegel als auch die IL-6 Spiegel auf Normwerte. Klinisch normalisierte sich auch die Anzahl der Stuhlgänge. Die zweite Infusion mit Infliximab im Rahmen der Induktionsphase konnte ebenfalls sicher durchgeführt werden.

Der zweite Case report zeigt den Verlauf einer überschiessenden Zytokinreaktion in einem Fall mit pädiatrischem Morbus Crohn. In diesem Fall eines neu-diagnostizierten Morbus Crohn mit perianalem Abszess wurde eine klinische Dekompensation von steigenden Zytokinspiegeln begleitet (IL-6, IL-8, TNF-alpha). Es entwickelte sich das Bild eines «multisystem inflammatory syndrome in children (MIS-C)», was zur Entscheidung einer Behandlung mit dem anti-TNF-alpha-Antikörper Infliximab führte. Innerhalb von Stunden besserte sich die klinische Symptomatik (Fieber, Tachykardie, Hypotension), gleichzeitig gingen die Zytokin-Spiegel (IL-6, IL-8 und TNF-alpha) deutlich zurück bzw. erreichten Normwerte.

Beide Fälle belegen den positiven Verlauf der Immunmodulation trotz gleichzeitiger COVID-19 Infektion (wie auch konzeptuell von Neurath beschrieben) – und könnten eine Therapieoption für betroffene Patienten darstellen. Dies könnte relevant sein, da alternative Behandlungen mit Zytokin-Modulatoren (IL-6-Rezeptor Antagonisten) bisher die Erwartungen noch nicht vollständig bestätigen konnten.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Belimumab bei aktiver Lupusnephritis wirksam

Two-Year, Randomized, Controlled Trial of Belimumab in Lupus Nephritis

Furie R. et al. New Engl J Med 2020:383:1117

In dieser Industrie-gesponserten randomisiert-kontrollierten Phase III-Studie wurden 448 Patienten mit bioptisch gesicherter, aktiver Lupusnephritis entweder mit intravenösem Belimumab (10 mg/kgKG) oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie für 104 Wochen behandelt. Endpunkt war ein Quotient von Urineiweiss zu Kreatinin ≤0.7 und eine glomeruläre Filtrationsrate [eGFR] nicht schlechter als 20% verglichen mit vor dem renalen Schub. Diesen Endpunkt erreichten 43% in der Belimumabgruppe verglichen mit 32% in der Placebogruppe (p=0.03). Ein vollständiges renales Ansprechen hatten 30% vs. 20% (p=0.02).

Die Datenlage für Belimumab dehnt sich nun auf die aktive Lupusnephritis aus; dessen ungeachtet ist die Ansprechrate von 43% noch weit von der gewünschten Wirkung entfernt. Der ursprüngliche Endpunkt wurde im 2017 (nach 5 Jahren) verändert und wäre nicht erreicht worden. Unklar bleibt, weshalb das Ansprechen auf Belimumab die Subgruppe der mit Mycophenolat Mofetil (MMF) behandelten Patienten betraf, nicht aber jene mit Cyclophosphamid und Azathioprin. Insgesamt könnten Patienten mit Lupusnephritis unter MMF von zusätzlichem Belimumab profitieren.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Pamidronat bei der Osteitis/Osteomylitis beim SAPHO-Syndrom

Pamidronate in chronic non-bacterial osteomyelitis: a randomized, double-blinded, placebo-controlled pilot trial

Andreasen CM Scand J Rheumatol 2020 Jul;49(4):312-322

In dieser kleinen, placebokontrollierten und doppelblinden Pilotstudie einer dänischen Gruppe wurde der Effekt des Bisphosphonats Pamidronat auf die chronische nicht-bakterielle Osteomyelitis untersucht. Die chronische nicht-bakterielle Osteomyelitis ist eine chronische Erkrankung, welche beim Adulten zum Formenkreis des SAPHO-Syndroms (Acronym für Synovitis, Akne, Pustulosis, Hyperostose und Osteitis) zählt. Typisch ist dabei eine Arthritis mit Osteitis im Bereich der vorderen Thoraxwand und dort insbesondere der Sternoklavikulargelenke beidseits.

In dieser Studie wurden 14 Patienten eingeschlossen, wovon alle die typischen Veränderungen im Bereich der vorderen Thoraxwand und zusätzlich ein Teil auch entzündliche Veränderungen in der Wirbelsäule hatten. 12 beendeten die Studie und konnten nach 36 Wochen ausgewertet werden. Die Hälfte der Patienten erhielten eine Infusion mit Pamidronat (0.5mg/kg KG, resp. danach 1 mg an 3 aufeinanderfolgen Tagen zu Beginn und nach 12 und 24 Monaten. Die andere Hälfte erhielt entsprechend Placeboinfusionen. Nach 36 Monaten zeigten die mit Pamidronat behandelten Patienten eine Reduktion der Entzündungsaktivität im Ganzkörper-MRI und sie hatten zudem weniger Schmerzen im Gegensatz zur Placebogruppe, die keine Verbesserung dieser Parameter zeigte.

Diese Studie bestätigt auch meine Erfahrung, dass die chronische Osteitis/Osteomyelitis beim SAPHO-Syndrom gut auf Bisphosphonate anspricht, während die systemische Entzündung und insbesondere die Arthritis besser auf Basismedikamente wie Methotrexat und insbesondere auch TNF-alpha Blocker ansprechen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar