App (GoutSMART) hilft Gichtpatienten

Evaluation of supported self-management in gout (GoutSMART): a randomised controlled feasibility trial

Riches P.L. et al. Lancet Rheumatology 2022;4:E320

Von 60 Gichtpatienten (52.8 Jahre alt, 93% Männer, 97% Kaukasier) in Edinburgh erhielten 40 ein Harnsäure-Messgerät und eine App, welche die benötigte Dosis des Harnsäuresenkers anzeigte. Die restlichen 20 erhielten eine einfache App-Version im Sinn eines Tagebuchs und sollten den Anordnungen des Hausarztes folgen («usual care»). 90% beendeten die Studie ohne Differenz zwischen den Gruppen weder für Aussteiger noch Nebenwirkungen. Den Endpunkt Serumharnsäurewert <300 µmol/L nach 24 Wochen erreichten 29 (73%) Patienten mit der GoutSMART App verglichen mit 3 (15%) in der «usual care»-Gruppe (p<0.0001).

Diese Pilotstudie zeigt den Wert von elektronischen Hilfsmitteln bei der Patientenführung. Die Gicht, wie auch der Diabetes mellitus oder die arterielle Hypertonie, eignen sich bestens für eine elektronische Patientenbegleitung. Grössere Studien sollten auch die ökonomischen Aspekte bewerten.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Glucocorticoidverträglichkeit bei GCA Therapie – Patientensicht

Tolerance of glucocorticoids in giant cell arteritis: a study of patient-reported adverse events

De Boysson H. et al. Rheumatology 2022;61(9):3567

Hintergrund
In dieser Studie wurden die Nebenwirkungen einer Glucocorticoidtherapie (GC) bei Patientinnen und Patienten mit einer kürzlich diagnostizierten Risenzellarteriitis erfasst. 100 Betroffene sollten per Fragebogen Auskunft geben über Auswirkungen der Erkrankung und Auswirkungen der GC Therapie.

Hierbei wurden folgende Bereiche adressiert: Kardiovaskuläres System, Knochen, Haut und Haare, Infekte und Visus. Zudem wurde auch die Dauer der GC Einnahme berücksichtigt.

Immerhin haben 90 Patienten geantwortet: 99% beschrieben mindestens 1 GC-assoziiertes Problem, hauptsächlich (in 90%) wurde berichtet über kognitive und psychische Veränderungen, insbesondere Schlaflosigkeit (72%), Haut und Muskelschwund (70%) waren die nächst-häufigen Problemkreise, verbunden mit einem Verlust der physischen Autonomie. Fast die Hälfte der Patienten berichtete über Gewichtszunahme und/oder Diabetes mellitus.

Überwiegend bei Patienten mit einer Langzeitsteroidtherapie von > 18 Monaten fanden sich Sehstörungen (42%) und Frakturen (9%). Kardiovaskuläre Probleme wurden von 30% und Infekte von 26% der Befragten berichtet.

Fazit für die Praxis
Es zeigt sich einmal mehr, dass Glucocorticoidnebenwirkungen a) fast zu garantieren sind und b) ein breites Spektrum und Ausmass annehmen.

Interessant ist u.a. die Erwähnung der GC Dauer von > 18 Monaten. Hier dürften wir mittlerweile die Möglichkeit haben, frühzeitig auf GC-sparende, effiziente Therapiestrategien umzusteigen. Das Spektrum der GCA Therapiemöglichkeiten wird sich auch in Zukunft noch erweitern. Eine alleinige oder dauerhaft hochdosierte GC Therapie sollte hoffentlich nur sehr wenigen Patienten «vorbehalten» bleiben.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Verhindert Vitamin D bei gesunden älteren Personen Frakturen?

Supplemental Vitamin D and Incident Fractures in Midlife and Older Adults

LeBoff M et al. N Engl J Med 2022;387:299

In dieser zusätzlichen Studie aus dem ursprünglichen VITAL Vitamin D Trial wurde der Effekt einer Vitamin D Supplementation von 2000 IU täglich bei gesunden Männern > 50-jährig und gesunden Frauen > 55-jährig untersucht. Im ursprünglichen VITAL Trial (NEJM 2019;380: 33ff) wurde untersucht, ob eine Vitamin D Supplementation von 2000 IU/Tag, eine Omega-3 Fettsäure Gabe oder die Kombination von beiden gegenüber Placebo in der Primärprävention von Krebs oder kardiovaskulären Ereignissen wirksam ist. Die Studie war bekanntermassen negativ.

In dieser Zusatzstudie wurde der Effekt einer Vitamin D Supplementation (n=12927) mit 2000 IU täglich mit Placebo (n=12944) verglichen. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 5.3 Jahren traten insgesamt 1991 Frakturen bei 1551 Patienten auf. Es zeigte sich jedoch kein signifikanter Unterschied in der Frakturinzidenz zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Die Baseline 25-OH Vitamin D Serumspiegel waren 31 ng/ml (= 77nmol/l).  Auch in der Quartile mit den tiefsten 25-OH Vitamin D Spiegeln (<24ng/ml = <60 nmol/l) nicht. Einen eigentlichen Vitamin D Mangel mit Werten von 25-OH Vitamin D Spiegeln <12 ng/ml (>30 nmol/l) hatten jedoch nur 401 (2.4%) Probanden. Aber auch in dieser Gruppe konnte kein Unterschied in der Frakturhäufigkeit festgestellt werden. In dieser Studie wurde kein Calcium zusätzlich gegeben. Eine Supplementation war jedoch erlaubt. Von den insgesamt 25871 Personen in beiden Gruppen hatten nur 5166 ein Calciumsupplementation.

Fazit
In dieser Zusatzstudie zum VITAL Trial konnte in einer älteren Population von soweit gesunden Personen, ohne Berücksichtigung des Vitamin D oder Knochendichte Status, kein präventiver Effekt auf Frakturen mit einer täglichen Vitamin D Gabe von 2000 IU nachgewiesen werden. Damit zeigt auch diese Studie keinen positiven Effekt von Vitamin D auf die Knochengesundheit. Offen bleibt jedoch, ob eine zusätzliche Calciumsupplementation oder die Vitamin D Supplementation bei wirklicher Vitamin D Defizienz (<39 nmol/l) Frakturen verhindern hilft. Eine generelle Vitamin D Gabe bei älteren Personen hat aber nach aktuellem Kenntnisstand keinen primärpräventiven Effekt betreffend Krebs, kardiovaskulären Ereignissen oder Frakturen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Normales CRP bei aktiver Psoriasisarthritis

Normal C-reactive protein in active psoriatic arthritis: results from real-world clinical practice

Gialouri C.G. et al. Ther Adv Musculoskelet Dis. 2022: online ahead of print

Während beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis das CRP die klinische Krankheitsaktivität recht gut widerspiegelt, scheint dies bei Psoriasisarthritis viel weniger der Fall zu sein. Diese Studie untersuchte die Assoziation zwischen CRP und aktiver Erkrankung der Psoriasisarthritis.

Querschnittsstudie mit Untersuchung von Patienten aus dem Praxisalltag: Einteilung der Patienten in eine Gruppe mit CRP unter 0,5 mg/dl (normal) und eine Gruppe mit erhöhtem CRP (> 0,5 mg/dl). Der CRP-Status wurde Aktivitätsparametern gegenübergestellt (Index für Clinical Disease Activity in PSoriatic Arthritis (cDAPSA) sowie Scores für Minimal Disease Activity (MDA)).

23% der 128 Patienten mit PsA unterlagen einer Behandlung mit Glukokortikoiden, 48% hatten csDMARDs und 64% Biologics – 2/3 der Patienten zeigten normale CRP-Werte. Der CRP-Wert zeigte sich in keiner Weise assoziiert mit einem der Aktivitätsparameter. 46% der Patienten mit einem normalen Wert erfüllten die Definition einer minimalen Aktivität (MDA) nicht, wobei 21% eine moderate und 6% eine hohe Aktivität aufwiesen. Umgekehrt zeigten 52% mit moderater Aktivität oder gar hoher Krankheitsaktivität ein normales CRP.

Fazit
Ganz im Gegensatz zu anderen rheumatischen Erkrankungen kann der CRP-Wert bei Psoriasisarthritis nicht als Aktivitätsparameter verwendet werden. Die klinische Untersuchung mit Einbezug der Anamnese ist weiterhin entscheidend. In Situationen, wo Klinik und Anamnese eine Diskrepanz aufweisen, empfehle ich die Bestimmung des Calprotectins im Serum.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich