Gewichtsverlust und Training sind bei Gonarthrose mit Übergewicht schmerzwirksam

Effect of Diet and Exercise on Knee Pain in Patients With Osteoarthritis and Overweight or Obesity. A Randomized Clinical Trial

Messier S.P. et al. JAMA 2022;328:2242

Von 823 Personen (64.6 Jahre; 77% Frauen) mit Kniearthrose und BMI ≥27 schlossen 658 (80%) die Studie ab. 329 bekamen ein 18-monatiges Programm zur Gewichtsabnahme (Kalorien-Diätplan und Ersatzmahlzeiten) und Bewegung (dreimal wöchentlich eine einstündige Bewegungslektion: 15’ Gehen, 20’ Krafttraining, 15’ Gehen, 10’ Abkühlen), während 316 allgemeine Instruktionen zu Diät und Gesundheit sowie soziale Interaktionen erhielten (wöchentlich eine Gruppenstunde). Nach den 18 Monaten betrug der WOMAC-Schmerzwert 5.0 in der Diät- und Bewegungsgruppe vs. 5.5 in der Aufmerksamkeitskontrollgruppe (p=0.02). Von den 7 sekundären Endpunkten differierten 5 signifikant. Die Gewichtsabnahme betrug −7.7 kg (8%) in der Diät- und Bewegungsgruppe und −1.7 kg (2%) in der Aufmerksamkeitskontrollgruppe.

Diese Studie bei übergewichtigen Personen in der Bevölkerung stützt die praktische Beobachtung, dass Gonarthrose-Schmerzen bei Gewichtsreduktion und bei Training abnehmen. Der Aufwand bei diesem Studiensetting ist nicht zu unterschätzen und der Effekt geringgradig (lediglich 8% Gewichtsreduktion in 1.5 Jahren; Schmerzunterschied 0.5). Die Daten sind immer noch, trotz früheren erfolgreichen Studien in akademischen Zentren, von ungewisser klinischer Bedeutung. Aber wir nehmen es als Begründung, unsere Gonarthrose-Patienten zu Gewichtsreduktion und Bewegung zu motivieren.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Infektionsrisiko unter verschiedenen Biologika bei Patienten mit Psoriasis und/oder Psoriasisarthritis

Risk of Hospitalization for Serious Infection After Initiation of Ustekinumab or Other Biologics in Patients with Psoriasis or Psoriatic Arthritis

Jin Y. et al. Arthritis Care Res 2022;74(11):1792

In dieser populationsbasierten Kohortenstudie wurde das Risiko einer schweren hospitalisationsbedürftigen Infektion unter verschiedenen Biologika und dem kleinen Molekül Apremilast gegenüber dem IL12/23 Inhibitor Ustekinumab bei Patienten mit Psoriasis und/oder Psoriasisarthritis untersucht. Aus 2 grossen US-Datenbanken wurden 123’383 Patienten mit Psoriasis und/oder Psoriasisarthritis, bei welchen eine Therapie mit Adalimumab, Apremilast, Certolizumab, Etanercept, Golimumab, Ixekizumab, Secukinumab oder Ustekinumab begonnen wurde, analysiert. Mittels einer Propensity Score Stratifizierung wurde die Hazard Ratio (HR) für eine schwere Infektion dieser Biologika berechnet.

Die Inzidenzrate betrug 0.59 bis 0.95 schwere hospitalisationsbedürftige Infekte pro 100 Patientenjahre bei Patienten unter einer Therapie mit Ustekinumab. Verglichen mit Ustekinumab betrug die gewichtete HR für schwere Infekte 1.66 (95% CI 1.34–2.06) für Adalimumab, 1.42 (95% CI 1.02–1.96) für Apremilast, 1.09 (95% CI 0.68–1.75) für Certolizumab, 1.39 (95% CI 1.01–1.90) für Etanercept, 1.74 (95% CI 1.00–3.03) für Golimumab, 2.92 (95% CI 1.80–4.72) für Infliximab, 2.98 (95%CI 1.20–7.41) für Ixekizumab und 1.84 (95% CI 1.24–2.72) für Secukinumab.

Kommentar
In dieser Kohortenstudie aus den USA mit 123 383 Patienten mit Psoriasis und/oder Psoriasisarthritis zeigte sich ein 1.4 bis 3-fach erhöhtes Risiko für schwere hospitalisationsbedürftige Infekte unter eine Therapie mit Biologika Typ TNF- und IL17 Hemmern, sowie dem kleinen Molekül Apremilast verglichen mit dem IL12/23 Hemmer Ustekinumab. Diese Studienergebnisse bestätigen die Daten aus den grossen Zulassungsstudien, dass Ustekinumab wenig Infekt-Nebenwirkungen aufweist. Dies gilt wahrscheinlich auch für die reinen IL-23 Hemmer Guselkumab, Risankizumab und Tildrakizumab.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Kollagendegradation zur Identifizierung von axialer Spondyloarthritis plus Morbus Crohn

Novel Biomarker of Collagen Degradation Can Identify Patients Affected With Both Axial Spondyloarthritis and Crohn Disease

Nielsen SH, J Rheumatol 2022;49:1335

In dieser Studie wurden Unterschiede von Patienten mit axialer Spondyloarthritis mit oder ohne begleitenden M. Crohn untersucht, sowie auch Patienten mit alleinigem M. Crohn im Vergleich zu gesunden Probanden im Hinblick auf Kollagenveränderungen als mögliche Biomarker.

Hierzu wurden die verschiedenen Kollagentypen III, IV, VI und X im Plasma der verschiedenen Gruppen untersucht. Insgesamt konnten 13 Patienten mit axSpA, 14 Patienten mit histologisch gesichertem M. Crohn, 10 Patienten mit einem Crohn-axSpa Overlap und 11 Gesunde untersucht werden.

Kollagen Typ IV war bei Patienten mit Crohn-axSpa signifikant höher und konnte somit klar unterscheiden im Vergleich zu Patienten mit axSpA, Crohn alleinig und gesunden Studienteilnehmern. Bezüglich der übrigen Kollagentypen fand sich kein Unterschied. CrP korrelierte ebenfalls nicht mit den verschiedenen hier untersuchten Kollagentypen.

Fazit für die Praxis
Die Autoren konstatieren, dass der Abbau von Typ IV Kollagen aufgrund der gut möglichen Differenzierung der o.g. Gruppen zum einen die ausgeprägte Kollagendegradation und zum anderen den epithelialen Turnover sehr gut widerspiegelt. Ob – wie hier postuliert – die Messung von TypIV Kollagen in Zukunft als Biomarker zur Differenzierung (oder auch Detektion) von axSpA-Crohn Overlap Patienten hilfreich sein kann, wird sich zeigen.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Induktionstherapie bei GPA: Rituximab versus Cyclophosphamid

Rituximab vs Cyclophosphamide Induction Therapy for Patients With Granulomatosis With Polyangiitis

Puéchal X. et al. JAMA Network Open, 2022:online ahead of print

Analyse der klinischen Daten der French Vasculitis Study Group (194 Patienten mit Granulomatose mit Polyangiitis (GPA)) aus 32 Zentren wurden untersucht hinsichtlich Therapieerfolg bei Induktionsbehandlung mit Rituximab (RTX) versus Cyclophosphamid (CYC). Primärer Outcome Parameter war die Remission (BVAS = 0 bei Prednison-Dosis ≤ 10 mg) nach sechs Monaten.

61 Patienten erhielten RTX, 133 CYC. Unter RTX erreichten 73% der Patienten eine Remission, unter CYC 40%.

Fazit
In dieser prospektiven Kohorte von GPA-Patienten zeigte sich, dass eine Induktionstherapie mit RTX einer Behandlung mit CYC deutlich überlegen ist. Bisherige randomisierte Studien haben lediglich gezeigt, dass RTX dem CYC nicht unterlegen ist. Diese aktuelle Studie mit Real World Data zeigt nun, dass RTX in der Induktion sogar überlegen ist.

Da eine Randomisierung nicht stattfand, könnte man annehmen, dass ohne Randomisierung kränkere Patienten eine Therapie mit CYC erhalten hätten. Die Analyse berücksichtigt jedoch entsprechende mögliche beeinflussende Faktoren, sodass der Unterschied real sein dürfte.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich