Temporalarterienbiospie (TAB): Bedeutung eines histologischen Nachweises einer Kleingefässvaskulitis

The Clinical Significance of Small Vessel Vasculitis on Temporal Artery Biopsies

Quigley J et al. Neuro-Ophthalmology 2022;42:212

Einer der diagnostischen Hauptbefunde der Riesenzellarteriitis ist eine positive Biopsie der temporalen Arterie (TAB). Ein Teil der Patienten zeigt jedoch eine Vaskulitis der kleinen Gefäße (SVV) in der Biopsie, deren Prognose resp. Wertigkeit unklar ist. In dieser Post-hoc-Analyse von Patienten, bei denen im Rahmen einer prospektiven «Giant Cell Arteritis» (GCA) – und PET-Kohorte eine TAB und eine Fluordesoxyglucose-Positronenemissionstomographie/ Computertomographie (PET/CT) durchgeführt wurde, wurden Patienten anhand des TAB-Ergebnisses in drei Gruppen eingeteilt: positiv (Entzündung in der Hauptarterienwand), negativ (keine Entzündung) und SVV (isolierte Vasa vasorum oder periadventitiale SVV). Die klinischen, serologischen und PET/CT-Daten der Patienten mit SVV wurden mit denen der Patienten mit positiven und negativen Biopsien verglichen. Von den 58 in Frage kommenden Patienten hatten 11 eine SVV, 12 eine positive und 35 eine negative Biopsie.

Patienten mit SVV hatten ähnliche klinische, serologische und PET/CT-Befunde wie Patienten mit negativen Biopsien. Die mediane Prednisondosis war niedriger (4,8 vs. 11,7 mg), und nach 6 Monaten nahmen weniger Patienten steroidsparende Mittel ein (20% vs. 67%). Der Prozentsatz der Patienten mit einer klinischen Diagnose der GCA war bei den Patienten mit SVV (3/11, 27,3%) und den Patienten mit negativen Biopsien (5/35, 14,3%; P = 0,374) ähnlich.
GCA Patienten mit SVV in der TAB hatten ähnliche klinische Merkmale, PET/CT-Befunde und 6-Monats-Ergebnisse wie Patienten mit negativen Biopsien.

Kommentar:
Vorteil dieser Studie ist, dass Sie aufgrund des initialen prospektiven Ansatzes genügend «ge-powered» und die PET/CT Befunde verblindet verglichen wurden. Vorausgesetzt, dass eine angemessene Biopsielänge untersucht wurde, kann eine SVV positive TAB wie eine negative Biopsie behandelt werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine negative Biopsie eine GCA nicht ausschließt; etwa 20% der Patienten mit GCA haben eine negative TAB.
Die Hypothese, dass SVV ein PMR-assoziierter Biopsiebefund sein könnte, konnte in dieser Studie widerlegt werden, da nur zwei Patienten mit SVV bei der Vorstellung PMR-Symptome aufwiesen und bei keinem eine endgültige klinische Diagnose der PMR gestellt wurde. Die Vaskulitis der kleinen Gefäße kann bei der Diagnose und Behandlung der GCA einer negativen Biopsie gleichgestellt werden.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Essentielle Aminosäuren-Supplementation nach Frakturen

Conditionally Essential Amino Acid Supplementation Reduces Postoperative Complications and Muscle Wasting After Fracture Fixation: A Randomized Controlled Trial

Hendrickson N et al. J Bone Joint Surg Am 2022;104:759

In dieser prospektiven, randomisiert kontrollierten Studie wurde bei Patienten mit operativ zu versorgenden Frakturen untersucht, ob der Outcome betreffend postoperativer Komplikationen und Verlust an Muskelmasse durch die Gabe einer Aminosäuren-Supplementation positiv beeinflusst wird.
Es wurden 400 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren und einem BMI um die 30kg/m2 eingeschlossen und in 2 Gruppen randomisiert. 200 Patienten erhielten postoperativ Standard of Care – Ernährung und die anderen 200 zusätzlich während 2 Wochen 2-mal täglich ein Supplement mit essentiellen Aminosäuren (7gr Arginin, 7 gr Glutamin und 1.5 gr eines Leucin-Metaboliten). Bei allen Patienten erfolgte 6, resp. 12 Wochen postoperativ eine Body Composition Messung.
Im primären Studienendpunkt nach 12 Wochen hatte die Gruppe mit den Aminosäuresupplementen deutlich weniger «Overall» Komplikationen (30.5% versus 43.8%). Insbesondere Fraktur Non-Union (5.1% versus 13.2%) und die Mortalität (0.5% versus 4.1%) zeigten einen signifikanten Unterschied. Bei den postoperativen Infektionen oder den medizinischen Komplikationen war kein Unterschied vorhanden. Im sekundären Studienendpunkt Verlust am Muskelmasse zeigte sich nach 6 Wochen ein positiver Effekt der Gruppe, welche die Aminosäuresupplementation erhielt.

Fazit:
Malnutrition stellt ein wichtiges Problem bei chirurgischen Patienten mit einem erhöhten Risiko postoperativer Komplikationen dar. Interessant an dieser Studie ist die Tatsache, dass eine einfache Supplementation mit essentiellen Aminosäuren auch bei einer «Normalpopulation» mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren und einem BMI von 30kg/m2 postoperative Komplikationen vermindern und den Muskelschwund positiv beeinflussen kann.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Golimumab: Vierjahresdaten bei PsA mit Hautbeteiligung

Long-term effectiveness and drug survival of golimumab in patients affected by psoriatic arthritis with cutaneous involvement

Chimenti S M et al. Clin Rheumatol 2022;41:75

Multizenterstudie mit retrospektiver Datenanalyse über die Wirksamkeit von Golimumab über vier Jahre bei Psoriasisarthritis (PsA) und Hautbeteiligung.

105 Patienten mit PsA, Hautbeteiligung in 80%, Enthesitis in 78%, periphere Arthritis in 64%, axiale Arthritis in 35%, Erosionen in 36%; hohes Mass an Komorbidität (kardiovaskulär 31%, metabolisches Syndrom 19%). Über vier Jahre signifikante Verbesserungen klinisch (Arthritis, axiale Beteiligung, Haut, Laborparameter); klinische Remission nach vier Jahren in 37%. 58% der Patienten hatten vorgängig andere Biologics; Therapiepersistenz auf Golimumab über vier Jahre bei 54% der Patienten, unabhängig, ob unter vorgängiger Biologikatherapie oder nicht und unabhängig von einer Kombitherapie mit MTX. Auch die Komorbiditäten, der BMI oder das Geschlecht spielten keine Rolle auf die Dauer der Golimumab-Therapie. Hauptgründe für einen Therapieabbruch bildeten ungenügendes Ansprechen oder Nachlassen der Wirksamkeit.

Fazit:
Über vier Jahre zeigt sich unter Golimumab bei PsA-Patienten eine hohe Persistenz der Behandlung in den Praxisdaten. Dies scheint unabhängig zu sein von Patientencharakteristika und Komorbiditäten wie auch von einer allfälligen Begleittherapie mit MTX oder vorgängiger Therapie mit Biologics.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich