Neue Therapieform für die Behandlung von HLA-B27 assoziierten Erkrankungen?

Targeted depletion of TRBV9+ T cells as immunotherapy in a patient with ankylosing spondylitis

Britanova O et al. Nat Med 2023 Nov;29(11):2731

In dieser Fallstudie wurde eine neues Therapiekonzept bei einem 1963 geborenen Patienten mit schwer verlaufender HLA-B27 positiver Spondylitis ankylosans (Therapien mit TNF-Blockern und auch autologer Stammzelltransplantation) beschrieben.  Es wurde ein zytotoxischer Antikörper gegen einen TRBV9+ CDR3 T-Zellrezeptor auf CD8+ T Zellen getestet (siehe Abb 1). CD 8+ T-Zellen mit der genetischen Rezeptorvariante TRBV9+ CDR3 (T cell receptor beta variable 9) sind autoreaktive T-Zellen, die bei Patienten mit HLA-B27 assoziierten Erkrankungen wie Spondylitis ankylosans, reaktiver Arthritis, Psoriasisarthritis und Uveitis gehäuft nachgewiesen wurden. Diesen T-Zellen wird deshalb ein bedeutender pathogenetischer Faktor bei diesen Krankheiten zugeschrieben.

(Sun et al. Cells 2021;10(9):2379)

Der Patient wurde mit dem Antikörper gegen den TRBV9+ CDR3 T-Zellrezeptor behandelt. Er erreichte eine volle Remission innerhalb von 3 Monaten (BASDAI <1). Auch die Funktion, gemessen mit dem BASMI verbesserte sich markant. Die bestehende Therapie mit einem TNF-Blocker konnte er stoppen. Im weiteren Beobachtungszeitraum von 4 Jahren mit 3 jährlichen Infusionen des Antikörpers blieb er in Remission.

Kommentar
Sehr interessante Fallstudie eines neuen Therapiekonzeptes zur Behandlung eines Patienten mit einer schwer zu therapierenden HLA-B27 positiven Spondylitis ankylosans (SpA). Neben diversen TNF-Blockern wurde beim Patienten vor der aktuellen experimentellen Therapie auch eine hämatopoetische, autologe Stammzelltransplantation (HSCT) durchgeführt. Nach der HSCT war die SpA ohne spezifische Therapie fast 2 Jahre in Remission. In der Folge wurde die SpA jedoch wieder aktiv trotz Behandlung mit einem TNF-Blocker.

Mit der Gabe eines zytotoxischen Antikörpers gegen den TRBV9+ CDR3 T-Zellrezeptor wurden diese T-Zellen depletiert und der Patient zeigte eine langanhaltende Remission. Er erhielt in den 4 Jahren Beobachtung 3-mal pro Jahr eine entsprechende AK-Therapie.

Ob die Therapie eine Immunmodulation bewirkt, die es erlauben würde, die Therapie abzusetzen, bleibt allerdings offen. Ich bin gespannt, ob dieser völlig neue Therapieansatz in grossen kontrollierten Studien sich bestätigen lässt, und ob diese Therapie in Zukunft im Klinikalltag zur Anwendung kommen wird.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Wirksamkeit/Sicherheit von tsDMARDs bei SLE

Efficacy and safety study of targeted small-molecule drugs in the treatment of systematic lupus erythematosus

Wang S. et al. Arthritis Res & Ther 2024;26:98

Eine Studie von 13 randomisierten kontrollierten Trials mit insgesamt 3’622 Patienten zur Wirksamkeit und Sicherheit von 9 verschiedenen tsDMARDs beim SLE.

Die meistuntersuchten Substanzen waren Baricitinib (JAK-Hemmer), Deucravacitinib (Tyrosinkinase 2-Hemmer aus der Wirkstoffgruppe der JAK-Hemmer) sowie Iberdomid (ein Thalidomidanalog). Diese DMARDs zeigten eine statistisch überlegene Wirkung bei SLE (gemessen am BICLA sowie SRI-4) gegenüber Placebo, wobei Deucravacitinib die besten Resultate aufzeigte. Bezüglich Sicherheit zeigten sich unter den verschiedenen Therapien keine Unterschiede, auch nicht im Vergleich mit Placebo.

Fazit
Zunehmend neue Substanzen werden in der Behandlung des SLE untersucht. Die vorliegende Studie zeigt, dass die RCTs eine gute Wirksamkeit von verschiedenen Substanzen ausweisen, dies bei akzeptabler Sicherheit. Besonders interessant scheint die Substanz Deucravacitinib zu sein, welche bezüglich Wirksamkeit bei SLE am besten abschloss. Weitere Studien werden zeigen, ob eine Zulassung einzelner dieser Substanzen bei SLE erfolgen kann.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich