Portulak als Nahrungsmittelergänzung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

The effect of purslane supplementation on clinical outcomes, inflammatory and antioxidant markers in patients with rheumatoid arthritis: A parallel double-blinded randomized controlled clinical trial

Karimi E et al. Phytomed 2024;135:156006.

Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit von Portulak-Präparaten auf klinische Parameter sowie auf Entzündungs- und Antioxidationsmarker bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zu untersuchen. In einer doppelblinden, randomisierten, kontrollierten klinischen Studie wurde die Wirkung von Portulak-Präparaten auf klinische Parameter sowie Entzündungs- und Antioxidationsmarker bei RA-Patienten über einen Zeitraum von 12 Wochen analysiert. Insgesamt nahmen 86 Probanden im Alter von 20 bis 79 Jahren teil, die zufällig in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die Interventionsgruppe (n = 43) erhielt zweimal täglich eine 500 mg Portulak-Kapsel, während die Kontrollgruppe (n = 43) ein Placebo in derselben Form und Dosierung einnahm. Von den Studienteilnehmern schlossen 77 Personen die Untersuchung ab (37 aus der Kontrollgruppe und 40 aus der Interventionsgruppe). Die Ergebnisse zeigten, dass die Einnahme von Portulak-Kapseln im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Reduktion der Krankheitsaktivität führte, gemessen anhand der visuellen Analogskala, der Anzahl geschwollener und druckschmerzhafter Gelenke, des C-reaktiven Proteins (CRP), des DAS28-Scores und der Morgensteifigkeit. Darüber hinaus wurde eine signifikante Zunahme der Superoxid-Dismutase-Aktivität sowie der gesamten antioxidativen Kapazität festgestellt.

Kommentar
Der Tumornekrosefaktor (TNF) spielt bei der rheumatoiden Arthritis (RA) eine zentrale Rolle in der Entzündungsreaktion, indem er verschiedene Zellen zur Freisetzung proinflammatorischer Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6), Interleukin-1β (IL-1β) und TNF selbst stimuliert. Portulak (Portulaca oleracea) scheint die Entzündung zu verringern, indem es diese Zytokine hemmt. Die entzündungshemmende Wirkung von Portulak könnte durch die Hemmung des NF-κB-Signalwegs vermittelt werden, was zu einer Reduktion der Spiegel von IL-6, TNF-α und IL-1β führt, während gleichzeitig der Nrf2-Signalweg aktiviert wird. Zusätzlich weist Portulak antioxidative Eigenschaften auf, die durch eine Erhöhung der Superoxid-Dismutase (SOD) und der gesamten antioxidativen Kapazität (TAC) gekennzeichnet sind. Dies resultiert in einer signifikanten Senkung von Entzündungsmarkern wie hochsensitivem C-reaktivem Protein (hs-CRP) und TNF-α. Die vorliegende Studie weist jedoch einige Limitationen auf, darunter die geringere Anzahl männlicher Teilnehmer. Zudem könnten bei einer längeren Studiendauer als den untersuchten 12 Wochen möglicherweise noch signifikantere Veränderungen in weiteren Variablen beobachtet werden.

Portulak ist eine anpassungsfähige Pflanze, die in vielen Regionen weltweit wächst. Die Blätter haben einen leicht säuerlichen, salzigen Geschmack, ähnlich dem von Spinat oder Rucola, und werden sowohl roh als auch gekocht in der mediterranen und nahöstlichen Küche verwendet. Angesichts seiner positiven Eigenschaften könnte Portulak als ergänzende Nahrungsquelle für Patienten mit RA empfohlen werden. Die in der Studie verwendete Menge entspricht umgerechnet etwa 12,5 g frischem Portulak.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Funktionsverminderung bedingt Knochenbruchrisiko bei Diabetikerinnen

Type 2 Diabetes and Fracture Risk in Older Women

Zoulakis M et al. JAMA Netw Open 2024;7(8):e2425106

Diese Kohortenstudie (SUPERB-Studie bei 3008 Frauen in Göteborg) verglich 294 Frauen mit Typ-2-Diabetes (T2D) (Alter 78) mit 2714 ohne Diabetes (Alter 78). Frauen mit T2D hatten eine höhere Knochenmineraldichte (BMD) an allen Stellen (Hüfte um 4.4 % höher, Schenkelhals (FN) 4.9 %, Lendenwirbelsäule 5.2 %) als Frauen ohne. An der Tibia hatten Frauen mit T2D eine um 7.4 % grössere kortikale Fläche und eine um 1.3 % höhere Dichte sowie einen um 8.7 % höheren trabekulären Knochenvolumenanteil. Es gab keinen Unterschied im Knochenmaterialfestigkeitsindex (BMSi) (T2D 78.0 vs. Kontrollen 78.1). Frauen mit T2D zeigten bei allen körperlichen Funktionstests eine geringere Leistung: eine um 9.7 % geringere Griffkraft, eine um 9.9 % langsamere Ganggeschwindigkeit und eine um 13.9 % langsamere timed up-and-go-Zeit als Frauen ohne Diabetes. Im Fragebogen PCS-12 („Physical component score“) erzielten sie einen um 8.0 % schlechteren Score, und in der „Physical Activity Scale for the Elderly“ betrugen die Defizite sogar 19.2 %. Während der Beobachtungszeit von 7.3 Jahren traten 1071 inzidente Frakturen, 853 schwere osteoporotische Frakturen (MOF) und 232 Hüftfrakturen auf. In adjustierten (für Alter, Body-Mass-Index, klinische Risikofaktoren und FN-BMD) Cox-Regressionsmodellen war T2D mit einem erhöhten Risiko für Frakturen (HR 1.26) und MOF (HR 1.25) verbunden.

Wenn wir diese Resultate betrachten, fällt einerseits auf, dass Diabetikerinnen erstaunlicherweise bessere Knochen haben als Vergleichsfrauen, und andererseits, dass die erhöhte Knochenbruchrate bei Diabetikerinnen am ehesten einer schlechteren körperlichen Funktion anzulasten ist. Einmal mehr folgert daraus die Motivation für Fitness- und Koordinationstraining.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Hypophosphatämie unter Therapie mit Denosumab (Prolia®)

Denosumab-associated symptomatic hypophosphatemia in normal kidney function: two case reports

Pasquinucci E et al. Osteoporos Int 2024: Online ahead of print

Währenddem eine Hypokalzämie unter Therapie mit Denosumab gut bekannt ist, ist ein Hypophosphatämie weniger häufig und beachtet. In dieser Fallbeschreibung wurden 2 Fälle einer symptomatischen Hypophosphatämie unter Therapie mit Denosumab berichtet, die einen Krankenhausaufenthalt und eine intravenöse Phosphatergänzung nach einer Denosumab-Therapie gegen Osteoporose erforderten.

Die beiden Patientinnen hatten eine normale Nierenfunktion und keine zuvor gemeldeten Risikofaktoren für eine Hypophosphatämie. Beide wiesen neurologische Symptome und starke Müdigkeit auf. Bei der ersten Patientin trat die Hypophosphatämie Wochen nach der ersten Gabe von Denosumab, bei der 2. Patientin 1 Jahr nach Therapiebeginn auf. Nach der Aufnahme ins Krankenhaus wurden beide mit intravenöser Phosphatgabe behandelt: Der Serumphosphatspiegel normalisierte sich und die Patientinnen wurden mit oralen Phosphatergänzungen und – bei einer Patientin – mit einer oralen Calcitriol-Therapie entlassen. Das Risiko einer solchen Komplikation kann durch eine frühe und regelmässige Überwachung von Ca, Pi und PTH sowie eine frühe Ergänzung von Phosphat und/oder Vitamin D nach Bedarf verringert werden.

Wenn ein Patient, der eine Denosumab-Therapie erhält, über anderweitig unerklärliche Müdigkeit, Belastungsintoleranz, Muskelschmerzen, Krämpfe und Parästhesien klagt, sollte eine Hypophosphatämie als mögliche Komplikation ausgeschlossen werden.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Interstitielle Pneumonie: Prognose durch Antikörper

Prognostic value of myositis-specific antibodies in patients with idiopathic interstitial pneumonia

Wakabayashi H et al. BMC Pulmonary Medicine 2024:online ahead of print

Myositis-spezifische Antikörper (MSA) finden sich häufig sowohl bei idiopathischen inflammatorischen Myopathien wie auch bei interstitiellen Lungenerkrankungen.

Die vorliegende Studie untersuchte die Assoziation zwischen interstitieller Lungenerkrankung und Bedeutung von MSA betreffend Überleben und Exazerbationen.

Von 240 Patienten mit idiopathischer interstitieller Lungenerkrankung zeigten 20% positive MSA. Diese umfassten PL-7, Signal Recognition Particle (SRP), PL-12, Mi-2, sowie OJ.

Während der Beobachtungszeit von knapp einem Jahr verstarben 13% der Patienten, 11% erfuhren eine akute Exazerbation der Erkrankung. Als unabhängige Prädiktoren der Überlebenszeit fand sich ein hohes Alter zu Erkrankungsbeginn, PL-7-Antikörper und PL-12-Antikörper. Die höchste Assoziation mit einer akuten Exazerbation der Erkrankung fand sich für Antikörper gegen PL-7 und PL-12.

Fazit
Bei idiopathischer interstitieller Lungenerkrankung empfiehlt sich die Bestimmung der Myositis-spezifischen Antikörper (MSA). Die Kenntnis dieser Antikörper lässt die Prognose näher bestimmen und gibt auch Aufschluss zur Wahl der Behandlungsintensität.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich