Achillessehnenveränderungen beim Diabetiker

Achilles tendon degeneration on ultrasound in type 2 diabetic patients

Afolabi B. I. et al, Jultrason;2021:online

Enthesitiden beim Diabetiker kommen sehr häufig vor und sind eine wichtige Differenzialdiagnose bei Spondyloarthritiden (vgl.: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32873169/). In dieser prospektiven Studie wurden sämtliche Veränderungen der Achillessehne an 80 Typ-2-Diabetikern und 80 Kontrollen und der Einfluss der peripheren Neuropathie (PNP), der Dauer des Diabetes, des Alters und des BMI untersucht.

Erwartungsgemäss war die Prävalenz auch nicht-enthesealer degenerativer Veränderungen (z.B. Verkalkungen, desorganisierte Fasern und echoarme Tendinosezonen) bei Typ-2-Diabetikern signifikant höher als bei den Kontrollen. Männer wiesen mehr pathologische Veränderungen auf als Frauen und die Veränderungen korrelierten mit dem Vorhandensein einer PNP und in diesem Kollektiv erstaunlicherweise und im Gegensatz zu anderen Studien nicht mit dem Gewicht.

Fazit:
Nicht nur Enthesitiden kommen beim Typ-2-Diabetiker vermehrt vor, sondern v.a. bei PNP auch degenerative Veränderungen im «Nicht-Insertions-Anteil» mit entsprechend erhöhtem Risiko einer Achillessehnenruptur.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Rheuma und COVID-19

COVID-19: What Do Rheumatologists Need to Know?

Fitzgerald G et al., Curr Rheumatol Rep 2021;23:5.

In dieser lesenswerten Übersichtsarbeit werden alle wichtigen Aspekte der Risiken einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus, den Verlauf und das Outcome bei unseren Rheumapatienten beschrieben. Daneben wird die aktuelle Datenlage betreffend Evidenz der Rheumamedikamente wie Hydroxychloroquin, Tocilizumab etc. in der Behandlung der SARS-CoV-2 Infektionen dargelegt.

Aus vielen Observationsstudien ist bekannt, dass das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV 2 bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nicht erhöht ist. Auch der Outcome einer COVID-19 Infektion bei diesen Patienten ist nicht schlechter; ausser es bestehen entsprechende Risiko-Komorbiditäten wie Herz-, Nieren- Lungenerkrankungen, Diabetes und Übergewicht.

Die Medikation mit konventionellen Basismedikamenten oder Biologika hat ebenfalls keinen Einfluss auf den Verlauf einer COVID-19 Erkrankung. Im Gegenteil gibt es gewisse Hinweise, dass unter diesen Therapien die Hospitalisationsrate tiefer ist. Allerdings sind Glukokortikoide > 20 mg täglich und wahrscheinlich auch die Anti-B-Zelltherapie mit Rituximab ein möglicher Faktor für einen schlechteren Outcome.

Nach anfänglicher Euphorie für den Einsatz bestimmter Rheumamedikamente in der Behandlung von COVID-19, hat sich in kontrollierten Studien nur Dexamethason als wirksam erwiesen. Hydroxychloroquin hat sich ebenso wie Anakinra (IL-1 Hemmer), Tocilizumab und Sarilumab (IL-6 Hemmer) in den bisherigen Studien als wirkungslos erwiesen. Studien mit TNF-Blockern und JAK-Hemmern sind noch am Laufen.

Allenfalls könnte eine entsprechende anti-Zytokintherapie zum richtigen Zeitpunkt der Krankheit (zu Beginn des Zytokinsturms) den Outcome verbessern. Diesbezüglich braucht es weitere Studien, resp. diese sind schon am Laufen.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Interleukin-17A-Rezeptor-Hemmung (Brodalumab) für PsA

Brodalumab in psoriatic arthritis: results from the randomised phase III AMVISION-1 and AMVISION-2 trials

Mease P.J. et al. Ann Rheum Dis 2020. doi:10.1136/annrheumdis-2019-216835

Zwei Studien randomisierten 962 Psoriasisarthritis (PsA)-Patienten in die drei Gruppen: Brodalumab 140 mg oder Brodalumab 210 mg oder Placebo s.c. in Woche 0, 1 und dann 2-wöchentlich bis Woche 24. Den primären Endpunkt, ACR20 bei Woche 16, erreichten beide Brodalumab-Gruppen (45.8% für 140 mg und 47.9% für 210 mg) gegenüber Placebo (20.9%) (p<0.0001). Dies traf auch in Woche 24 zu, ebenso für ACR50/70, PASI 75/90/100 und Daktylitis und Enthesitis. Nebenwirkungen waren vergleichbar (51.6%, 54.5% und 54.4% für Brodalumab 140 mg, 210 mg und Placebo).

Neben den IL-17A-Hemmern Secukinumab und Ixekizumab haben wir hier einen IL-17A-Rezeptorblocker, welcher die Feuerprobe gegenüber Placebo nicht nur für Psoriasis (FDA- und EMA-Zulassung) sondern auch für PsA bestanden hat. Die Studien wurden bereits 2015 (aber erst jetzt publiziert) wegen «Suizidgedanken» unter Brodalumab vorzeitig vom Sponsor abgebrochen. Berauschend ist das ACR20-Ansprechen mit knapp 50% nicht (beispielsweise im [nicht zulässigen] Vergleich bei Woche 16: Secukinumab 300 mg 62.6% und 150 mg 55.5% oder 59.5% [ohne loading dose]). Ob es je eine Vergleichsstudie zwischen dem direkten Hemmer und dem Rezeptorhemmer geben wird?

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Abatacept bei RA: Britische Studie

Outcomes in rheumatoid arthritis patients treated with abatacept: a UK multi-centre observational study

Choy E. et al, BMC Rheumatology 2021:online

Retrospektive, Multizenter-Beobachtungsstudie bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis behandelt mit Abatacept und andern Biologics.
Alle Biologics führten zu einer Verbesserung des klinischen Status. Die EULAR-Kriterien für «Response» tendierten etwas günstiger auszufallen unter Abatacept im Vergleich zu den übrigen Biologics. Die Verweildauer auf Abatacept war signifikant länger als unter anderen Biologics.

Fazit:
Abatacept wird in England, wie auch in anderen Ländern, seltener eingesetzt als andere Biologics. Obwohl retrospektiv in der Studienanlage, zeigt sich wie in früheren Untersuchungen, dass Abatacept anderen Biologics punkto Wirksamkeit nicht unterlegen ist und wahrscheinlich eine längere Verweildauer hat bei Patienten mit rheumatoider Arthritis im Vergleich zu anderen Biologics.

Um die in der Praxis wichtigen Fragen der Wirksamkeit, Sicherheit und auch des Verbleibens auf einem bestimmten Medikament zu untersuchen, bedarf es prospektiver Daten mit Einbezug aller eingesetzten verfügbaren Medikamente über Langzeit, am besten aus umfassenden Registern.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich