Bei Übergewicht kein Zement für die Knieprothese

The Effect of Body Mass Index on the Relative Revision Rates of Cemented and Cementless Unicompartmental Knee Replacements: An Analysis of Over 10’000 Knee Replacements from National Databases

Mohammad HR et al. J Bone Joint Surg Am 2023;105:527

10‘440 Patienten mit zementierten und zementfreien unikompartimentalen Knieprothesen (UKRs) wurden in 4 BMI-Gruppen stratifiziert: Untergewicht (<18.5 kg/m2), Normalgewicht (18.5 bis <25 kg/m2), Übergewicht (25 bis <30 kg/m2) und adipös (≥30 kg/m2), wobei die untergewichtige Gruppe (n=13) nicht ausgewertet wurde. Die Revisionsrate für die zementierten UKRs stieg mit dem BMI signifikant an (p<0.001). Die Revisionsraten pro 100 Implantatjahre für die normalen, übergewichtigen und adipösen Gruppen betrugen 0.92, 1.15 bzw. 1.31. Dies wurde bei der zementfreien UKR mit Revisionsraten von 1.09, 0.70 bzw. 0.96 nicht beobachtet. Die 10-Jahres-Überlebensraten von Implantaten für die zementierten vs. zementfreien UKRs in den normalen, übergewichtigen und adipösen Gruppen betrugen 93.8 % vs. 94.3 %, 88.5 % vs. 93.8 % sowie 90.7 % vs. 91.8 % (p=0,02). Übergewichtige Patienten hatten weniger als die Hälfte der aseptischen Lockerungsraten (0.46 % vs. 1.31 %; p=0,001) und Schmerzen (0.60 % vs. 1.20 %; p=0.02) in der zementfreien vs. der zementierten Gruppe.

Dass Patienten mit erhöhtem BMI hinsichtlich Prothesen-Revisionsraten schlechter abschneiden als Normalgewichtige, entspricht der Erfahrung und zeigt sich auch hier beim 10-Jahres-Implantat-Überleben. Erstaunlicherweise trifft dies in dieser Population von unikompartimentalen Knieprothesen nur für die zementierten UKRs, nicht aber für die zementfreien UKRs, zu. Gemäss dieser Studie dürften Übergewichtige keine zementierten UKRs mehr erhalten.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Wann können Biologika bei Patienten mit JiA erfolgreich beendet werden?

Successful stopping of biologic therapy for remission in children and young people with juvenile idiopathic arthritis checkpoint

Kearsley-Fleet L et al. Rheumatology: 2023; 62:1926

Gerne möchten wir die Therapie mit Biologika gerade bei jungen Patientinnen und Patienten mit JiA baldmöglich wieder beenden, sobald eine Remission erreicht ist. Letztlich bleibt jedoch unklar, wann dieses Ziel sicher erreicht ist. Die britischen Kolleginnen und Kollegen haben hierzu ihre Registerdaten des UK JiA Biologics Register von 2010 bis 2021 analysiert im Hinblick auf Remission, Wiederbeginn einer Biologikatherapie und weiteren Faktoren, welche für eine Wiederaufnahme der Biologikatherapie sprachen.

Bei 1451 Patienten konnten Biologika aufgrund einer Remission nach einem Mittel von 2.2 Jahren Behandlungsdauer beendet werden. Allerdings musste bei 54% der follow-up Patienten nach knapp 5 Monaten eine erneute Therapie gestartet werden. Hierbei wurde bei über 80% der Patienten dasselbe Biologikum mit Erfolg wieder eingesetzt. Bei denjenigen, die zuvor unter Tocilizumab waren, war die Wahrscheinlichkeit für eine Re-Therapie im Vergleich zu Etanercept-vorbehandelten Patienten geringer. Auch bei Patienten mit langer Krankheitsdauer vor Beginn einer Biologikatherapie oder bei vorgängiger Uveitis war eine erhöhte Re-Therapiewahrscheinlichkeit gegeben (OR 1.1 Biologikalatenz/OR 2.5 Uveitis).  Bezogen auf die Krankheitsentität waren Patienten mit einer persistierend oligoartikulären Subklasse am häufigsten von einerm Re-Start der Therapie betroffen.

Kommentar
Es erscheint sinnvoll, die Hürde zur Biologikatherapie bei Patienten mit JiA früh zu nehmen, um eine Langzeitremission ohne Medikation wahrscheinlicher werden zu lassen. Zudem ist hierbei auf das Vorhandensein und mutmasslich auch den Verlauf einer eventuellen Uveitis zu achten; somit braucht es eine klare Information der Kollegen der Ophthalmologie vor dem eventuellen Stopp der Medikation. Trotz der guten Daten scheint ein Rückfall häufiger als angenommen: eine kontinuierliche Betreuung der Jugendlichen ist somit selbstverständlich fortzuführen.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Colchizin für die Fingerarthrose

Colchicine twice a day for hand osteoarthritis (COLOR): a double-blind, randomised, placebo-controlled trial

Døssing A et al. Lancet Rheumatol 2023: online ahead of print

Die Behandlung der symptomatischen Fingerpolyarthrose stellt eine grosse Herausforderung an uns Ärzte dar. 16% der Frauen und 8 % der Männer zwischen 40-84 Jahren leiden an einer symptomatischen Fingerpolyarthrose. Positive kontrollierte Studien zu sogennanten Struktur- oder Symptom-modifizierenden Therapien (Symptomatic Slow Acting Drugs for Osteoarthritis = SYSADOA) gibt es nur für Chondroitinsulfat, währenddem Studien zu Methotrexat, Hydroxychloroquin, TNF-alpha Hemmern und IL-1 Inhibitoren negativ waren.

In dieser aktuellen placebokontrollierten, monozentrischen Studie aus Dänemark wurde der Effekt einer Therapie von Colchizin 2 mal 0.5 mg bei Patienten mit symptomatischer Fingerpolyarthrose untersucht.

Es wurden 100 Patienten, durchschnittlich 70 Jahre alt, 70% Frauen, in die Studie eingeschlossen. Je 50 erhielten 2 mal 0.5 mg Colchizin oder Plazebo. Im primären Studienendpunkt Schmerzreduktion nach 12 Wochen Therapie zeigte sich kein Unterschied der Outcomeparameter in der Verumgruppe verglichen mit Plazebo. Patienten unter Colchizin hatten jedoch mehr Nebenwirkungen.

Kommentar
Neben Studien mit Hydroxychloroquin, Methotrexat und den Biologika TNF-hemmern und Il-1 Hemmern wurde hier nun eine weitere negative Studie mit Colchizin zur Behandlung der Fingerpolyarthrose publiziert. Damit gibt es ausser Chondroitinsulfat keine wirksame symptommodifizierende Therapie bei der Fingerpolyarthrose. Es stehen damit eigentlich nur rein symptomatische Schmerztherapien mit topischen oder systemischen NSAR, Analgetika Typ Paracetamol, im Einzelfall intraartikuläre Glukokortikoide neben physikalischen und ergotherapeutischen Massnahmen zur Behandlung der Fingerpolyarthrose zur Verfügung. Siehe diesbezüglich auch die EULAR Empfehlungen zur Fingerpolyarthrose ((Kloppenburg M et al. Ann Rheuma Dis 2019;78:16ff)

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

SPECT/CT in der Diagnostik der Sakroiliitis

Diagnostic value of quantitative SPECT/CT in assessing active sacroiliitis in patients with axial spondylarthritis and/or inflammatory low back pain

Ornilla E et al. An Sist Sanit Navar 2022; 45 (1): e0953

Das MRI gilt als Goldstandard in der Diagnostik der Sakroiliitis. Besonders in Initialstadien ist jedoch die Sensitivität tief und gerade bei jungen Leuten gibt es zahlreiche Veränderungen, welche eine Entzündung vortäuschen können. Die vorliegende Studie untersuchte die Wertigkeit von MRI im Vergleich mit dem SPECT/CT in der Erfassung der aktiven Sakroiliitis.

Sensitivität und Spezifität erwiesen sich bei einer Sakroiliakal/Promontorium Ratio von > 1.36 als ähnlich verglichen mit MRI. Die Resultate zeigten, dass das quantitative SPECT/CT der planaren Szintigraphie überlegen ist und eine moderate Korrelation mit MRI-Scores bei aktiver Sakroiliitis besteht.

Fazit
Angesichts des jüngeren Alters der Patienten mit Sakroiliitis sollte ein SPECT/CT wegen der Radiatio zurückhaltend angewandt werden. Offensichtlich zeigte sich das SPECT/CT bei Wahl einer günstigen Ratio Sakroiliakal/Promontorium dem MRI als ebenbürtig. In der Praxis dürfte SPECT/CT nur eine Rolle spielen, wenn bei hoher klinischer Vermutung einer Sakroiliitis das MRI diagnostisch unschlüssig bleibt oder ein MRI nicht angewandt werden kann (Klaustrophobie, Schrittmacher).

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich