Hormonersatztherapie in der Menopause und Risiko für SLE und SSc

Menopausal hormone therapy and the risk of systemic lupus erythematosus and systemic sclerosis: a population-based nested case-control study

Patasova K. et al. Rheumatology 2025:64(6):3563

Diese schwedische nested-control Studie hat anhand von Daten aus 2009-2019 untersucht, inwieweit die Gabe einer postmenopausalen Hormonersatztherapie (HET) das Auftreten eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder einer Systemsklerose (SSc) beeinflussen kann.

Hintergrund ist die Annahme, dass Östrogene eine SSc Entwicklung aufgrund einer Interaktion mit Endothelin und Induktion von extrazellulären Matrixproteinen fördern können – oder dass eine MHT profibrotische «pathways» fördern könnte.

Im Rahmen dieser Studie wurden 943 Frauen mit SLE und 733 Frauen mit SSc mit gesunden Frauen verglichen: Die Gabe einer HET vor Diagnosestellung eines SLE / einer SSc respektive in der Vergleichsgruppe zum Analysezeitpunkt. Die Odds Ratio für einen SLE betrug 1.3, für eine SSc 1.4.  Bei Frauen, welche sowohl eine systemische als auch eine lokale HET erhalten hatten, lag das Risiko am höchsten (SLE OR 1.9, SSc OR 1.8).

Die OR war unabhängig von der Dauer der HET, wobei zwischen < 12 Monate versus > 12 Monate differenziert worden war.

Kommentar
Hormonelle Ersatztherapie (HET) in der Menopause erlebt einen gefühlten und populär-wissenschaftlichen Hype, unter anderem mit dem Hinweis auf die Formulierung der Gabe von «bio-identischen Hormonen», suggestiv für «ist nicht so schlimm, da eigentlich meine eigenen Hormone» und darauf, dass frühere Studien zu erhöhtem Carcinomrisiko unter HET fehlinterpretiert waren.

Es ist einerseits wichtig, eine HET-Möglichkeit zu haben und diese so sicher wie möglich anwenden zu können – es ist aber auch wichtig, potenzielle Risiken aus immunologischer Sicht aufzeigen zu können.

Es bleibt unbeantwortet, warum die nach Gabe einer HET betroffenen SLE /SSc Patientinnen diese Erkrankung nicht bereits vorher – also zu Zeiten ihres eigenen «Hormonhochs» entwickelt haben. Eventuell ist bio-ident doch nicht ganz «ident».

Letztlich bleiben viele Fragen offen, die auch die Autoren klar adressieren. Es ist aufgrund der Registerdaten nicht klar, welche Formen der o.g. Erkrankungen hier vorliegen, oder auch welche Schweregrade, ob es ein Risikoprofil anderer Art geben könnte etc. Dies führt ja auch zur Frage, ob Patientinnen mit etabliertem SLE / etablierter SSc in der Menopause eine HET gefahrlos in Bezug auf ihre Grunderkrankung erhalten können.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

TNFα-Hemmer bei chronischem Kreuzschmerz (Modic 1) unwirksam

Efficacy of a Tumor Necrosis Factor Inhibitor in Chronic Low-Back Pain With Modic Type 1 Changes: A Randomized Controlled Trial

Gjefsen E. et al. Arthritis Rheumatol 2025;77:615

128 Patienten (43 Jahre, 66 % Frauen) mit mittelschweren bis schweren chronischen Rückenschmerzen und Modic-Typ-1-Veränderungen erhielten entweder Infliximab (vier intravenöse Infusionen à 5 mg/kg, n=64) oder Placebo (n=64). Die durchschnittliche Veränderung des Oswestry Disability Index (ODI)-Scores vom Ausgangswert bis zu fünf Monaten betrug -7.0 mit Infliximab und -6.4 mit Placebo (p=0.45), und auch die sekundären Endpunkte zeigten keine Unterschiede. Unerwünschte Ereignisse waren in beiden Gruppen ähnlich.

Seit Zulassung der TNFα-Hemmer (für die Rheumatoide Arthritis) wurden sie auch bei Kreuzschmerzen eingesetzt, auch auf epiduralem Weg. Modic-Typ-1-Veränderungen im MR weisen auf entzündliche Vorgänge an der Endplatte und dem angrenzenden Wirbelkörper hin, bei denen TNF eine Rolle spielt, weshalb eine pharmakologische Hemmung Sinn machen könnte. Die vorliegende Studie an fünf norwegischen Krankenhäusern mit restringierten Einschlusskriterien zeigt erneut, dass ein Einsatz dieser teuren Substanzen bei chronischen Kreuzschmerzen nicht zielführend ist.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Haben Patienten mit demyelinisierenden ZNS-Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für eine rheumatologische Autoimmunerkrankung

Risk of Autoimmune Rheumatic Diseases in Multiple Sclerosis and Neuromyelitis Optica Spectrum Disorder: A Nationwide Cohort Study in South Korea

Kwon S. et al. Mayo Clin Proc 2025;100(5):801

Diese südkoreanische Kohortenstudie untersuchte, ob Patienten mit Multipler Sklerose (MS) oder einer Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD) ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer rheumatologischen Autoimmunerkrankung (ARDs) haben. In einer südkoreanischen Kohortenstudie wurden 5.000+ MS-Patienten und 1.200+ NMOSD-Patienten mit einer Kontrollgruppe (jeweils gematcht nach Alter, Geschlecht etc.) verglichen. Der primäre Studienendpunkt war das Auftreten einer rheumatischen Autoimmunerkrankung (ARD) wie rheumatoide Arthritis (RA), systemischer Lupus erythematodes (SLE), Sjögren-Syndrom (SS), systemische Sklerose (SSc), entzündliche Myopathien und andere.

MS-Patienten hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für RA (HR 2,09), SLE (HR 2,46) und Sjögren-Syndrom (HR 2,47). NMOSD-Patienten zeigten ein noch deutlich höheres Risiko für SLE (HR 12,2), Sjögren-Syndrom (HR 12,9), SSc und andere ARDs (teils sehr hohe HRs). Das Risiko war besonders hoch bei Frauen unter 40 Jahren. Die Inzidenz von ARDs war in den ersten Jahren nach Diagnose am höchstens.

Kommentar
Patienten mit MS oder insbesondere NMOSD haben ein signifikant erhöhtes Risiko, rheumatische Autoimmunerkrankungen zu entwickeln, insbesondere SLE und Sjögren-Syndrom. Dies spricht für eine mögliche gemeinsame Autoimmunpathogenese. Patienten mit diesen neurologischen Erkrankungen sollten gut beobachtet werden, um die Entwicklung einer solchen rheumatischen Erkrankung frühzeitig zu erkennen und die Therapiemodalitäten bei solchen Patienten interdisziplinär anzugehen, damit beide Erkrankungen gleichzeitig behandelt werden können, z.B. mit einer anti-B-Zelltherapie.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Tiefe Gewebsmassage als Therapie

Deep Tissue Massage Therapy: Effects on Muscle Recovery and Performance in Athletes

Arsovski D. IJTMB 2025;18(2):40

Diese randomisierte kontrollierte Studie untersuchte die Wirksamkeit einer tiefen Gewebsmassage (Deep tissue massage; Wirkung auf die tiefen Muskelschichten sowie die Faszien) bei 150 Athletinnen und Athleten im Alter von 18 bis 45 Jahren. Behandlung jeweils zu Hause, zweimal pro Woche (Sizungen à 40 Minuten) während insgesamt acht Wochen.

Team- und Kraftsportler zeigten unter der Therapie die grösste Leistungsverbesserung, dies im Gegensatz zu individuellen- und Ausdauer-Sportlern. Im Vergleich zu Standardbehandlungen führte die tiefe Gewebsmassage zu einer rascheren Erholung.

Fazit
Die Studie bestätigt, dass eine tiefe Gewebsmassage bei Athleten zu einer Verbesserung der athletischen Leistungsfähigkeit und muskulären Erholung führt, dies besonders bei Team- und Kraftsportarten. Inwieweit eine Kombination mit anderen Behandlungsmethoden noch bessere Resultate ergibt, muss in weiteren Studien geklärt werden.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich