Gicht: Ultraschall belegt Wirkung der Harnsäuresenkung
Ultrasound shows rapid reduction of crystal depositions during a treat-to-target approach in gout patients: 12-month results from the NOR-Gout study
Berner Hammer H. et al. Ann Rheum Dis 2020;79:1500
209 Patienten (95% Männer, 56-jährig, 8-jährige Gichtanamnese) wurden initial und nach 12 Monaten mit Ultraschall untersucht. Dank (treat-to-target) harnsäuresenkender Therapie konnte der Harnsäurewert von 500 auf 312 µmol/L (p<0.001) reduziert werden. Das erste Metatarsophalangealgelenk («Podagra») war am häufigsten betroffen, und je mehr Kristallablagerungen vorhanden waren desto eher fanden sich Erosionen. Der Summenscore (neues semiquantitatives Scoring-System von 0–3) von initial bis zur 12-Monatskontrolle verminderte sich für Doppelkontur (4.3 auf 1.3), Tophi (6.5 auf 3.8) und Kristallmassen (9.3 auf 6.7) (je p<0.001), wobei das Doppelkonturzeichen am auffälligsten war.
Diese Studie belegt nicht nur die gute diagnostische Aussage des Ultraschalls, sondern auch den Erfolg der harnsäuresenkenden Therapie hinsichtlich der Auflösung von bestehenden Uratkonvoluten. Leider gingen die Autoren nicht auf die Korrelation zur Klinik ein.
ANCA-Vaskulitis und Multimorbidität
Multimorbidity in Anti-Neutrophil Cytoplasmic Antibody-associated vasculitis: results from a longitudinal, multi-centre data-linkage study
Sarica S.H., Arthritis & Rheumatology, 2020:online
Eine ANCA-assoziierte Vaskulitis (AAV) gilt als chronische, schubförmig verlaufende Erkrankung mit hoher Morbidität (Hier klicken für mehr Informationen zu Krankheitsbildern auf Rheuma-Schweiz). Aus diesem Register wurden 543 AAV-Patienten ermittelt und die Daten über einem Zeitraum von 20 Jahren mit verschiedenen Kohorten (Total 2672 Kontroll-Patienten ohne AAV) verglichen. Multimorbidität wurde definiert als die Entwicklung von ≥2 Krankheiten.
Resultate:
Bei AAV-Patienten war es erwartungsgemäss wahrscheinlicher, dass sie zu allen Zeitpunkten, insbesondere aber <2 Jahre nach der Diagnose, zusätzliche krankheitsassoziierte oder mit der Medikation assoziierte Morbiditäten entwickelten. Das höchste Risiko wurde für die Osteoporose beobachtet. Nach einem Jahr waren 23,0% der AAV-Patienten und 9,3% der Kontrollen, nach zehn Jahren waren 37,0% der AAV-Patienten und 17,3% der Kontrollen multimorbid.
Zusammenfassend zeigt diese umfassende Analyse das erhöhte Risiko für zusätzliche Morbiditäten bei AAV-Patienten und dies insbesondere in einem frühen Stadium des Krankheitsverlaufs. Dies war in der Analyse auch mit einem unverhältnismässigen Anstieg der Gesundheitsausgaben verbunden.
Fazit der Autoren:
Bei AAV-Patienten besteht die dringende medizinische und gesundheitsökonomische Notwendigkeit, frühzeitig auf andere Erkrankungen zu screenen und diese auch entsprechend zu behandeln.
Verbessern Vitamin D oder Omega-Fettsäuren die Beschwerden bei Gonarthrose?
The Effects of Vitamin D and Marine Omega-3 Fatty Acid Supplementation on Chronic Knee Pain in Older US Adults: Results From a Randomized Trial
MacFarlane L et al. Arthritis Rheumatol 2020 Jun; online
In dieser Studie wurde bei 1398 Patienten mit Gonarthrose während 5.3 Jahren der Effekt einer Vitamin D (2000 IU Cholecalciferol) oder einer Omega-3 Fettsäuren Supplementation (Präparat mit 840 mg Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure) auf die Symptome, Funktion und Steifigkeit (WOMAC Fragebogen) untersucht.
Die Patienten wurden aus den 25871 Personen der VITAL Studie (NEJM 2019;380) rekrutiert und in dieser Arthrosestudie beobachtet und ausgewertet. In der Vitalstudie, einer placebokontrollierten RCT, konnte kein Effekt der Vitamin D oder Omega-3 Fettsäuren Supplementation auf kardiovaskuläre Ereignisse oder die Malignomrate gefunden werden.
Auch betreffend Schmerz, Funktion und Steifigkeit konnte in dieser Studie kein Unterschied zwischen den Personen mit Vitamin D oder Omega-3 Fettsäuregemisch gegenüber Placebo gefunden werden.
Fazit:
Damit widerlegt eine grosse Studie über einen langen Zeitraum von 5.3 Jahren die bisherige Hypothese, dass eine Vitamin D oder eine Omega-3- Fettsäuren Supplementation bei der Gonarthrose symptomatisch wirksam ist. Allerdings wurden in dieser Studie keine radiologischen Outcomes untersucht, so dass keine Aussage über einen möglichen strukturmodifizierenden Effekt gemacht werden kann.
Mandibulabeteiligung bei SAPHO-Syndrom
Mandibular involvement in SAPHO Syndrome: a retrospective study
Wang M et al, Orphanet J Rare Dis, 2020:online
Das SAPHO-Syndrom (Synovitis, Akne, Pustulose, Hyperostose, Osteitis) kann neben Wirbelsäule, Gelenken und langen Röhrenknochen auch die Mandibula befallen. Diese Manifestation, auch als Einzelbefall, ist bei Kindern bekannt, oft unter dem Begriff der chronischen Osteomyelitis der Mandibula. Die vorliegende Studie untersuchte die Charakteristiken und Therapieoptionen bei Mandibulabeteiligung.
Bei 26 Patienten mit mandibulärer Beteiligung bei SAPHO-Syndrom resultierte Folgendes: 39% Männer, Durchschnittsalter 28 Jahre. Bei 10 Patienten wurde innerhalb eines Jahres vor Auftreten der mandibulären Beteiligung eine orale Intervention durchgeführt. 14 Patienten wurden mit einer operativen Intervention behandelt, alle 14 erlitten ein Rezidiv der Erkrankung. Fast alle konservativ behandelten Patienten zeigten eine Verbesserung, wobei die Bisphosphonat-Behandlung zu einer Remission von Ödembildung und Osteolyse führte.
Fazit:
Die seltene mandibuläre Beteiligung bei SAPHO-Syndrom tritt vor allem bei jungen Frauen auf, oft geht eine dentale Intervention voraus. Die konservative Therapie, besonders mit intravenösen Bisphosphonaten, führt in den meisten Fällen zu einer Remission, während operative Sanierungen mit einem Rezidiv einhergehen.