Aspirin vs. Antikoagulantien (OAC) zur VTE-Prophylaxe nach Gelenkersatz: Systematische Überprüfung und Meta-Analyse
Aspirin Is as Effective and Safe as Oral Anticoagulants (OAC) for Venous Thromboembolism Prophylaxis After Joint Arthroplasty: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials
Hong Z et al. Bone Joint Surg Am 2025:online ahead of print
Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse wurde durchgeführt, basierend auf einer Recherche in PubMed, Embase, Web of Science und der Cochrane Library bis zum 14. Mai 2024. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die Aspirin mit OACs bei Erwachsenen nach Gelenkarthroplastik verglichen. Die Analyse folgte den PRISMA-Richtlinien. Zwei unabhängige Forschende führten die Literaturrecherche und Datenauswertung durch. Der Hauptergebnisparameter war das Auftreten von VTE, einschliesslich tiefer Venenthrombose (DVT) und Lungenembolie (PE). Sekundäre Parameter umfassten Blutungen, Wundkomplikationen und die Sterblichkeit.
Die Meta-Analyse schloss 11 RCTs mit insgesamt 4.717 Teilnehmenden ein (55,1 % Frauen). Das relative Risiko (RR) für VTE nach Gelenkarthroplastik betrug 1,11 (95 % Konfidenzintervall [KI]: 0,93–1,32) für Aspirin im Vergleich zu OACs. Für DVT und PE zeigten sich ähnliche Ergebnisse. Hinsichtlich Blutungsrisiko, Wundkomplikationen und Sterblichkeit gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Aspirin und OACs. Subgruppenanalysen – unter anderem zur Art der Operation, Detektion von VTE, Einsatz mechanischer Prophylaxe oder Art des verwendeten Antikoagulans – bestätigten diese Befunde. Die Evidenzqualität für VTE- und DVT-Ergebnisse wurde als hoch eingestuft.
Kommentar
Die Gelenkarthroplastik ist eine bewährte Behandlung der Arthrose, da sie Schmerzen lindert und die Funktion verbessert. Eine häufige postoperative Komplikation bleibt jedoch die venöse Thromboembolie (VTE). Die Ergebnisse bestätigen grosse Kohortenstudien, welche Aspirin als effektive und sichere Alternative zu anderen Antikoagulantien in der VTE-Prophylaxe nach Gelenkarthroplastik belegen. Zudem bietet Aspirin erhebliche Vorteile: Es ist kostengünstig, erfordert keine Gerinnungskontrollen, ist einfach anzuwenden und auch für Patienten mit Niereninsuffizienz geeignet. Zwar können gastrointestinale Nebenwirkungen auftreten, in der aktuellen Analyse wurde jedoch keine erhöhte Komplikationsrate festgestellt. Angesichts der enormen Kostenunterschiede – die tägliche Dosis von Rivaroxaban ist über 300-mal teurer als 325 mg Aspirin – stellt Aspirin eine attraktive Option dar. Die vorliegende Meta-Analyse zeigt, dass Aspirin eine ebenso wirksame und sichere Alternative zu OACs für die VTE-Prophylaxe nach Gelenkarthroplastik darstellt, ohne das Risiko von Komplikationen zu erhöhen. Die hohe Evidenzqualität unterstützt den klinischen Einsatz von Aspirin in diesem Kontext. Dennoch sind weitere gross angelegte RCTs wünschenswert, um die Ergebnisse weiter zu untermauern.

Welche nachfolgende Osteoporosetherapie ist am wirksamsten bei ungenügendem Ansprechen auf Bisphosphonate?
Impact of switching from bisphosphonates to denosumab, teriparatide, or romosozumab in patients with postmenopausal osteoporosis: a case-control study
Yukishima T et al. Osteoporos Int 2025:online ahead of print
Diese retrospektive, multizentrische, fallkontrollierte Studie aus Japan untersuchte die Auswirkungen eines Wechsels von Bisphosphonaten (BP) zu Denosumab (DMAb), Teriparatid (TPTD) oder Romosozumab (ROMO) bei Patientinnen mit postmenopausaler Osteoporose. Insgesamt wurden 389 Patientinnen, welche ungenügend auf Bisphosphonate angesprochen hatten (Abnahme der Knochendichte und/oder Auftreten von neuen Frakturen unter Therapie), analysiert. Es wurden 45 pro Gruppe durch Propensity Score Matching verglichen. Die Patientinnen hatten ein Durchschnittsalter von 73,8 Jahren, eine vorherige BP-Behandlungsdauer von 37,1 Monaten und durchschnittliche T-Scores in der LWS von -2.8, in Total Hip -2.5 und Schenkelhals -2.7.
Die Ergebnisse zeigen, dass ROMO den stärksten Anstieg der Knochendichte (BMD) bewirkte, insbesondere in der Lendenwirbelsäule (LS) und der Hüfte (TH). ROMO führte sowohl zu einer Reduktion des Knochenabbaus als auch zu einer Erhöhung der Knochenaufbau-Marker. TPTD bewirkte die stärkste Zunahme der Knochenumbaumarker, während DMAb diese unterdrückte. Nach 12 Monaten zeigte sich unter ROMO signifikant höhere BMD-Zunahme in der Lendenwirbelsäule (11,4 %) als unter DMAb (6,3 %) und TPTD (5,9 %). Auch in der Hüfte war der Anstieg unter ROMO (3,3 %) höher als bei TPTD (0,8 %). Nur die ROMO-Patienten zeigten zudem eine signifikante BMD-Zunahme im Oberschenkelhals (2,0 %).
Kommentar
Romosozumab führte im Vergleich mit Teriparatid oder Denosumab zu den grössten BMD-Verbesserungen nach einer Umstellung von Bisphosphonaten, insbesondere in der Lendenwirbelsäule und dem Hüftbereich.

Kostengünstige computergestützte Knie-Totalendoprothesen (TKA)
The Cost-Effectiveness of Computer-Assisted Compared with Conventional Total Knee Arthroplasty: A Payer’s Perspective
Tian Y et al. J Bone Joint Surg Am 2024;106:1680
Die Autoren simulierten die Kosten für eine konventionelle Knie-Totalendoprothese (TKA) im Vergleich zu einer computergestützten TKA, welche gemäss Studien höhere qualitätsadjustierte Lebensjahre (QALYs) erreicht. Die schwierig nachvollziehbaren Zahlen ergaben niedrigere Kosten (in 2022 US-Dollar) der computergestützten TKA sowohl für ältere Patienten (≥65 Jahre) als auch für nicht ältere Patienten (55 bis 64 Jahre). Bei Gesamtkosten pro Patient ≥65 Jahre im 15-Jahres-Verlauf von $30’609 betrug die Ersparnis $630 (55 bis 64 jährige Patienten: $446), während die Verbesserung der QALYs nur marginal um 0.001 Punkte anstieg. Die Berechnung ergibt, dass bei Verwendung der computergestützten TKA bei allen US-Patienten eine geschätzte Gesamtkosteneinsparung von 1 Milliarde US-Dollar für das Jahr 2030 resultiert (für Medicare in einem Jahr $441.6 Mio bei einem Anteil 60% computergestützter TKA, $588.9 Mio bei 80% und $736.1 Mio bei 100%, und für andere Kostenträger $250.3 Mio [nach 3 Jahren], $262.4 Mio [nach 5 Jahren] oder $284.1 Mio [nach 10 Jahren]). Die Autoren empfehlen den Kostenträgern, den Anbietern zusätzliche Zahlungsanreize für die Durchführung computergestützter TKA zu bieten, um eine Ergebnisverbesserung und Kostenkontrolle zu erreichen.
In dieser Analyse von Daten der computergestützten TKA im Vergleich zur herkömmlichen TKA fiel die Kostenberechnung zu Gunsten der computergestützten TKA aus.

Voraussagewert von Myositis-Antikörpern
Predictive value of myositis antibodies: role of semiquantitative classification and positivity for more than one autoantibody
Kerola AM et al. RMD Open 2025:online ahead of print
1’068 Individuen über 18 Jahre wurden auf 17 Myositis-Antikörper getestet in Bezug auf eine Myositisdiagnose beziehungsweise Myositis assoziierte Erkrankungen.
Der höchste Voraussagewert für die Diagnose einer Myositis zeigte sich für die Anti-HMGCR-Antikörper (anti-3-hydroxy-3-methylglutaryl-CoA reductase) mit 94%, gefolgt von Anti-MDA5, Anti-Jo-1 und Anti-TIF1-g Antikörpern (49% – 54%). Andere Antikörper sagten in 25% – 47% eine ILD (Interstitielle Lungenerkrankung) voraus (Anti-MDA5, Anti-PM-Scl100, Anti-SAE1 und Anti-Ro52). Hinweisend auf Malignome waren Anti-TIF1-g in 38% sowie Anti-PL-7 in 32%. Bei zwei oder mehr vorhandenen Antikörpern war der Voraussagewert für die entsprechende Erkrankung etwas höher.
Fazit
Trotz teils recht hoher Voraussagewerte zeigte die Studie, dass der prädiktive Wert von Myositis-Antikörpern zur Diagnosezwecken sehr stark variiert zwischen einzelnen individuellen Antikörpern. Den höchsten prädiktiven Wert für eine Myositisdiagnose hatten Anti-HMGCR-Antikörper. Trotzdem ist zu beachten, dass der prädiktive Wert vieler Antikörper für eine Myositis sehr tief ist und deshalb die Möglichkeit einer Überdiagnose stets zu beachten ist.
