Blinatumomab für rasch progrediente Systemische Sklerose

Application of blinatumomab, a bispecific anti-CD3/CD19 T-cell engager, in treating severe systemic sclerosis: A case study

Subklewe M. et al. Eur J Cancer 2024 Jun:204:114071. doi: 10.1016/j.ejca.2024.114071

B-Zellen spielen eine bedeutende Rolle bei der Systemischen Sklerose (SSc). Blinatumomab ist ein bispezifischer Anti-CD3/Anti-CD19-T-Zell-Engager, welcher bei einer 35-jährigen Münchner Patientin mit Erfolg eingesetzt wurde. Klinisch führte die intravenöse Therapie über mehrere Tage zu einer raschen Besserung der Symptome; zuvor war sie kaum mehr in der Lage, sich zu bewegen und hatte sogar Schwierigkeiten beim Kleider anziehen, und nach einer mehrwöchigen Behandlung zeigte sich eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome. Blinatumomab ist ein monoklonaler Antikörper, der sich an das CD19-Molekül von B-Zellen und gleichzeitig an das CD3-Molekül auf T-Zellen bindet, wodurch die B-Zellen gezielt zerstört werden, ohne die T-Zellen zu beeinträchtigen. Bisher wurde er zur Behandlung bei bestimmten Leukämieformen (beispielsweise B-Linien ALL) eingesetzt. Blinatumomab könnte eine B-Zell-Depletion erreichen, die jener nach einer CD19-CAR-T-Zelltherapie ähnelt, aber ohne die Bedenken im Zusammenhang mit der CAR-T-Zelltherapie.

Die Entwicklungen in der Immunologie sind rasend, und nach den ersten Anwendungen der CD19-CAR-T-Zelltherapie kommt nun eine aus der Onkologie übernommene B-Zell-Depletion mit einem bispezifischen Anti-CD3/Anti-CD19-T-Zell-Engager, dessen klinische Relevanz noch offen ist. Insbesondere stellt sich die Frage, wie lange die Wirkung anhält und wie verträglich diese initial täglichen Infusionen und die zu erwartenden Re-Infusionen sein werden. Die Autoren postulieren einen unmittelbaren Einfluss auf die entzündliche Komponente der aktiven Erkrankung und meinen, dass die lymphatische Infiltration zu Beginn der Therapie möglicherweise zu Spannungsgefühlen und Steifheit der Haut beigetragen hat. Zusammengefasst leuchtet ein Silberstreifen am Horizont der SSc-Patienten.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich