VEXAS Therapiestrategien – Wirksamkeit und Sicherheit

Efficacy and safety of targeted therapies in VEXAS syndrome: retrospective study from the FRENVEX

Hadjadj J et al. Ann Rheum Dis, 2024:Epub ahead of print

Diese retrospektive Analyse des französischen Registers für VEXAS (Vacuoles, E1 enzyme, X-linked, autoinflammatory and somatic syndrome) hat untersucht, welche gezielte Therapie bei einem genetisch gesicherten VEXAS eingesetzt wurde und welche dieser Therapien hiervon eine Remission ermöglicht hat.

Bei insgesamt 110 Betroffenen waren in absteigender Häufigkeit zum Einsatz gekommen: Januskinaseinhibitoren (JaKi), Interleukin-6 Inhibitoren (IL-6i), Interleukin-1 Inhibitoren, TNF alpha Hemmer und in geringem Prozentsatz „andere“ Ansätze. 6 Monate nach Therapiebeginn lagen die Ansprechraten für eine komplette Remission bei 30% im Fall eines JaKi – ähnlich sah dies für den Einsatz der IL-6i mit 26% aus.

Berechnet wurde ebenfalls das Überleben ohne Therapiestopp, welches bei JaKi Patienten am längsten war. Im Fall eines Therapieabbruches eines JaKi fand sich jedoch in 43% ein primäres Therapieversagen, gefolgt von sekundärem Therapieversagen (14%), schweren Infektionen (19%) oder auch Tod bei 19%.

Kommentar
Es ist wichtig, Therapieansprechraten aus grossen Registern zu erhalten, wenn es sich um seltene oder „noch“-seltene Erkrankungen handelt. Umso bedeutender sind diese Daten von etwas mehr als 100 Patienten – hat doch jeder/jede einzelne von uns eventuell noch nie oder nur selten einen VEXAS Patienten betreut. Verwunderlich ist, dass der Einsatz von in anderen Berichten erwähntem Azacitidin hier nicht die Rede ist. Dies mag auch an der Präferenz dieser Medikation bei Hämatologen liegen, wohingegen die Rheumatologie auch aufgrund der klinischen Manifestationen wahrscheinlich eher zu den o.g. Strategien neigt.

Bei Krankheitsprogress gilt jedoch nach wie vor die Stammzelltransplantation als einzige Option einer möglichen Heilungsstrategie; hierzu dürften sich in naher Zukunft weitere hoffentlich positive Hinweise auch aus der Schweiz ergeben.

Zur Studie
Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Können konventionelle Basismedikamente bei RA Patienten in Remission ausgeschlichen werden?

Effects of tapering conventional synthetic disease-modifying antirheumatic drugs to drug-free remission versus stable treatment in rheumatoid arthritis (ARCTIC REWIND): 3-year results from an open-label, randomised controlled, non-inferiority trial

Kjørholt K et al. Lancet Rheumatol 2024;6(5): e268-e278

In dieser open-label, randomisiert kontrollierten, non-inferiority Studie aus Norwegen wurde bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, welche seit mindestens 1 Jahr unter einer konventionellen Basistherapie (csDMARD) in Remission waren, untersucht, ob eine Dosisreduktion oder Absetzen des csDMARD möglich ist. 160 Patienten, im Durchschnitt um die 55 Jahre alt, wurden in die Studie eingeschlossen und randomisiert. Bei 80 wurde das csDMARD in gleicher Dosis weitergegeben, bei 42 Patienten die Dosis des csDMARD halbiert und bei 38 ganz ausgeschlichen. Die Studiendauer betrug 3 Jahre mit dem primären Studienendpunkt Relaps der RA. 139 Patienten beendeten die 3-jährige Studie.

Während der 3-jährigen Studiendauer blieben 80 % der Patienten in der stabilen Dosisgruppe, 57 % in der Halb-Dosis Gruppe und 38 % in der Ausschleich-Gruppe in Remission. Damit bestand statistisch klar eine Inferiority zwischen den 3 Gruppen.

Kommentar
Bei dieser Studie konnte gezeigt werden, dass eine Dosisreduktion, resp. ein Ausschleichen einer csDMARD Therapie bei RA Patienten in stabiler Remission versucht werden kann. Es bleiben doch 57 % in der Halb-Dosisgruppe, und immerhin 38% in der Gruppe, bei deren Patienten die csDMARDs ausgeschlichen wurden, während 3 Jahren in Remission. Wenn die Dosisreduktion oder das Ausschleichen nicht möglich ist, kann die Dosis im klinischen Alltag wieder gesteigert werden, resp. das Medikament wieder begonnen werden. Interessant wäre eine Fortsetzung dieser Studie mit der Frage, ob die Patienten, welche einen Relaps erleiden, nach Dosiserhöhung oder Wiederbeginn der csDMARD wieder eine Remission erreichen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Der dorsale Befall der Wirbelsäule bei axialer Spondyloarthritis

Inflammation in the posterior elements, in particular the facet joint and facet joint ankylosis over 2-year follow-up in radiographic axial spondyloarthritis

De Hooge M et al. RMD Open 2024: online ahead of print

Kohortenstudie bei radiographischer axialer Spondyloarthritis mit Identifikation einer Entzündung in den posterioren Elementen der Wirbelsäule und Assoziation mit nachfolgender Ankylose.

60% von 58 Patienten zeigten zu Beginn der Studie eine Entzündung in den posterioren Elementen, 24% hatten eine Entzündung der Wirbelgelenke und 26% eine Facettengelenks-Ankylose. Bei einer initialen Entzündung der posterioren Elemente oder der Facettengelenke zeigte sich in der Folge eine neue Ankylose in mindestens einem Wirbelsegment.

Fazit
Bei Patienten mit radiologischer axialer Spondyloarthritis ist eine Facettengelenksentzündung recht selten; ist diese jedoch vorhanden, ist die Entwicklung einer Ankylose dreimal häufiger als wenn die Facettengelenke zu Beginn nicht entzündet sind. Diese Studie unterstützt die Hypothese, dass eine Ankylose über den Weg einer Entzündung in den entsprechenden anatomischen Strukturen führt. Dies scheint ähnlich zu sein wie die bereits bekannte Progression einer Wirbelkörperentzündung und späterer Syndesmophyten-Bildung.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich