Adalimumab mit Glucocorticoid Receptor Modulator
Efficacy and Safety of ABBV-3373, a Novel Anti-Tumor Necrosis Factor Glucocorticoid Receptor Modulator Antibody-Drug Conjugate, in Adults with Moderate-to-Severe Rheumatoid Arthritis Despite Methotrexate Therapy: A Randomized, Double-Blind, Active-Controlled Proof-of-Concept Phase IIa Trial
Buttgereit F. et al. Arthritis Rheumatol 2023;75:879
48 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) und Methotrexat-Therapie erhielten zusätzlich ABBV-3373 (n=31) intravenös 100 mg alle zwei Wochen für 12 Wochen, gefolgt von Placebo, oder Adalimumab (n=17) subkutan 80 mg alle zwei Wochen für 24 Wochen. ABBV-3373 ist ein neuartiges Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), bestehend aus dem monoklonalen Anti-Tumornekrosefaktor (Anti-TNF) -Antikörper Adalimumab, der mit einem Glukokortikoidrezeptormodulator (GRM) verknüpft ist. Die intrazelluläre Abgabe des GRM sollte keine systemischen Glukokortikoidnebenwirkungen bewirken. In Woche 12 zeigte ABBV-3373 eine Reduktion des DAS28-CRP im Vergleich zu historischem Adalimumab (-2.65 vs -2.13; p=0.022). Für sekundäre Endpunkte wurde eine höhere Wirksamkeit mit ABBV-3373 im Vergleich zu historischem Adalimumab beobachtet. Vier schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (SAEs) wurden mit ABBV-3373 (nichtkardiale Brustschmerzen, Lungenentzündung, Infektion der oberen Atemwege und anaphylaktischer Schock) und 2 SAEs mit Adalimumab (Brustabszess und Bronchitis) berichtet. Nach Verlängerung der Dauer der intravenösen Verabreichung von ABBV-3373 von 3 Minuten auf 15-30 Minuten wurden keine ähnlichen Ereignisse eines anaphylaktischen Schocks berichtet.
Gerade überwältigend sind diese ersten Resultate nicht, aber auch kleine Fortschritte kommen den Patienten zugute. Bei der kleinen Zahl (17 Patienten) in der Vergleichsgruppe wurden historische Daten zur Auswertung herbeigezogen, um signifikante Wirkungen zu erreichen. Der Stellenwert dieses GRM bleibt unklar. Gespannt warten wir auf die Daten von laufenden Studien mit ABBV-3373 bei Polymyalgia rheumatica und beim Morbus Crohn.

Wertigkeit der Morgensteifigkeit bei Fingerpolyarthrose
Prolonged Morning Stiffness Is Common in Hand OA and Does Not Preclude a Diagnosis of Hand Osteoarthritis.
Van de Stadt, L. A. et al. Osteoarthr Cartil 2023;31(4):529.
Länger anhaltende Morgensteifigkeit (>60 Min.) gilt als Symptom einer entzündlichen Arthritis, ist aber nur schwer zu differenzieren.
In der Studie wurden Patienten mit primärer Fingerpolyarthrose/Osteoarthritis (OA) der Hand nach Angaben ihres behandelnden Rheumatologen in der Kohorte Hand OSTeoArthritis in Secondary care (HOSTAS) aufgenommen. Der Schweregrad der Morgensteifigkeit wurde mit dem Australisch-Kanadischen Hand-OA-Index (AUSCAN) untersucht, und das Vorhandensein und die Dauer der Morgensteifigkeit wurden mit einem standardisierten Fragebogen erhoben. Die Assoziation von Patienten- und Krankheitsmerkmalen mit verlängerter Morgensteifigkeit (>60 Min.) wurde mittels logistischer Regression analysiert. Insgesamt lagen bei 519 von 538 Patienten Angaben zur Dauer der Morgensteifigkeit vor, von denen 89 (17 %) eine verlängerte Morgensteifigkeit aufwiesen. Der Schweregrad der Steifheit war bei 158 von 525 Patienten (30 %) leicht, bei 194 (37 %) mittelschwer, bei 97 (18 %) schwer und bei 19 (4 %) extrem. Patienten mit längerer Morgensteifigkeit berichteten über mehr Schmerzen, eine schlechtere körperliche Funktion und eine geringere geistige und körperliche Lebensqualität. Patienten mit OA in der Hand leiden häufig unter längerer und schwerer Morgensteifigkeit. Länger anhaltende Morgensteifigkeit schließt die Diagnose einer OA der Hand nicht aus.
Kommentar
Klinisch gesehen haben Patienten mit Osteoarthritis in der Regel eine Morgensteifigkeit, die weniger als 30 Minuten anhält. In den Leitlinien des NIH wird beschrieben, dass Osteoarthritis durch keine Morgensteifigkeit oder eine Morgensteifigkeit von weniger als 30 Minuten gekennzeichnet ist. Im Gegensatz dazu kann eine länger anhaltende Morgensteifigkeit – im Allgemeinen länger als 60 Minuten – auf eine entzündliche Arthritis hindeuten. Die wichtigste Schlussfolgerung aus diesem Artikel ist, dass es eine atypische Untergruppe von Patienten mit Handarthrose gibt, deren Erkrankung mit einer entzündlichen Arthritis verwechselt werden kann. Diese Untergruppe von Patienten weist in der Regel schwerere Röntgenveränderungen auf und kann schwerwiegendere Symptome, einschließlich Morgensteifigkeit, haben. Aus pragmatischer Sicht erinnern die Ergebnisse dieses Artikels daran, dass eine rheumatologische Diagnose oft wie ein Puzzlebild aus verschiedenen Puzzle-Teilen aufgebaut ist. Verschiedene Symptome, Anamnese und Befunde fügen sich zu einem Bild zusammen, man darf sich nicht zu sehr auf einen einzigen diagnostischen Hinweis verlassen.

Sicherheitsdaten für RA-Patienten unter Abatacept
Safety outcomes in patients with rheumatoid arthritis treated with abatacept: results from a multinational surveillance study across seven European registries
Dominique A. et al. Arthritis Res & Ther 2023;25:101
RA (rheumatoide Arthritis) Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen und Malignität im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. Das Infektionsrisiko wird zusätzlich beeinflusst durch Basistherapeutika. Die vorliegende Studie mit Schweizer Beteiligung untersuchte die Sicherheit unter Abatacept aufgrund von Daten aus sieben europäischen RA-Registern.
Die Analyse von über 5’000 Patienten mit RA unter Abatacept ergab für Infektionen mit Hospitalisationsbedarf eine Inzidenzrate von 4 bis 100 pro 1’000 Patientenjahre, die entsprechende Rate für Malignität lag zwischen 3 und 19 pro 1’000 Patientenjahre.
Fazit
Trotz Heterogenität zwischen den einzelnen Registern konnten die Infektions- wie auch Malignitätsdaten von früheren Trials und Beobachtungsstudien bestätigt werden. Neue Aspekte bzw. erhöhte Risiken ergaben sich nicht.
Sicherheitsdaten werden immer wichtiger, zumal die therapeutischen Optionen weiterhin zunehmen, so dass man eine gute Auswahl an Therapieoptionen hat.
«Real Life» Daten sind wichtig, um die Validität von Trials zu beurteilen. Die Resultate fielen günstig aus für Abatacept. Wichtig wären zukünftige Studien mit einem Vergleich verschiedener Biologics und anderer DMARDs bezüglich Infektionen und Malignität aufgrund von grossen nationalen Registern.
