Risikofaktoren für Demenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

Risk Factors for Dementia in Patients with Incident Rheumatoid Arthritis: A Population-Based Cohort Study

Kodishala C et al. J Rheumatol 2023;50:48

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde untersucht, welche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis bestehen.

Es gibt zunehmende Hinweise aus epidemiologischen Studien, dass Patienten mit RA, resp. entzündlichen Erkrankungen, ein erhöhtes Demenzrisiko haben.

In der Studie wurden im Zeitraum von 1980 bis 2014 886 Patienten > 50 Jahre alt, bei denen eine RA neu diagnostiziert wurde, im Verlauf verfolgt. In einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 8.5 Jahren entwickelten 103 eine Demenz. Die Analyse wurde adjustiert nach Alter, Geschlecht, und Dauer der RA seit Diagnosestellung. Neben den bekannten Faktoren wie art. Hypertonie, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes zeigte sich ein erhöhtes Risiko bei RA Patienten mit Beteiligung grosser Gelenke, dem Vorhandensein von Rheumaknoten, einer Depression oder Angststörung. Diese Risikofaktoren blieben auch bestehen nach Adjustierung für bekannte Risikofaktoren wie z.B. kardiovaskuläre Begleiterkrankungen. Faktoren wie Geschlecht, Rauchen, Adipositas, Positivität fürnd CCP-AK, hohe BSR zu Beginn und im Verlauf des ersten Jahres nach Krankheitsbeginn waren erstaunlicherweise nicht mit einem höheren Risiko für eine Demenzerkrankung assoziiert.

Kommentar
In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden bei einer eher kleinen Fallzahl mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz bei Patienten mit RA untersucht. Aus rheumatologischer Sicht hatten RA Patienten mit Rheumaknoten und Beteiligung grosser Gelenke, sowie mit den Komorbiditäten von Depression oder einer Angststörung ein erhöhtes Demenzrisiko. Leider zeigte diese Untersuchung nicht auf, ob eine hohe versus tiefe Krankheitsaktivität einen Unterschied ausmacht. Es ist zu vermuten, dass Patienten mit einer hohen systemischen Entzündung, d.h. nicht gut kontrollierten RA ein höheres Demenzrisiko aufweisen. Es gibt diesbezüglich Hinweise aus epidemiologischen Untersuchungen, dass die Inzidenz einer Demenz durch die viel besseren Behandlungsmöglichkeiten in den letzten beiden Dekaden abgenommen hat.

Nach wie vor gilt eine multimodale Therapie mit guter Krankheitskontrolle der RA und auch die Behandlung der kardiovaskulären Komorbiditäten als höchstes Ziel der Behandlung unserer Patienten. Aus dieser Studie nehme ich zusätzlich mit, dass auch psychische Begleiterkrankungen wie Depression oder Angststörungen gut behandelt werden sollten.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Verlauf der frühen axialen Spondyloarthritis im Geschlechtervergleich

The influence of sex on early axial spondyloarthritis, 6-year longitudinal analyses from a large national cohort

Aouad K et al. Arthritis Care and Research 2023:online ahead of print

Das prospektive französische multizentrische Register DESIR bezüglich Spondyloarthritis wurde bezüglich der Verläufe einer frühen axialen Spondyloarthritis untersucht, insbesondere im Hinblick auf Geschlechterunterschiede. Als früh galt eine Diagnosestellung innerhalb der letzten 3 Jahre, verglichen wurden Krankheitsaktivität gemäss ASDAS-CRP, Patient Global Assessment, CrP und radiographische Sacroiliitis. Die longitudinale Analyse bezüglich Krankheitsaktivität über die nächsten 6 Jahre wurde hierbei modelliert dargestellt.

Bei fast ausgeglichener Geschlechterverteilung der 494 analysierten Patienten fand sich bei Frauen ein im Verlauf höherer ASDAS, schlechtere Patient Reported Outcomes bei annähernd gleichen CrP Werten. Interessanterweise war jedoch der strukturelle Schaden anhand der radiographischen Scores im Bereich der ISG bei Männern signifikant höher als bei Frauen. In beiden Gruppen waren ca. 1/3 der Betroffenen dauerhaft mit einer sehr hohen Krankheitsaktivität belastet.

Kommentar
Auch wenn ein struktureller Schaden bei Männern häufiger aufzutreten scheint als bei Frauen, ist doch die Krankheitsaktivität zumindest in der frühen Phase der axSpA bei Frauen deutlich erhöht. Da die Latenz bis zur Diagnosestellung (wenn auch hier nicht klar berücksichtigt) bei Frauen zumeist länger als bei Männern ist, sollte diesem Punkt doppelt Beachtung geschenkt werden: der strukturelle Schaden der ISG ist ein Faktor, eine weitere Krankheitsprogression ausserhalb der ISG-Areale ist ja damit noch nicht «vom Tisch» und muss ebenfalls gesucht und therapiert werden.

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Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

Hepatitis B-Reaktivierung bei RA

Risk of hepatitis B reactivation in HBsAg-/HBcAb+ patients after biologic or JAK inhibitor therapy for rheumatoid arthritis: A meta-analysis

Hong X et al. Immun Inflamm Dis 2023:online ahead of print

Systematische Review von Daten betreffend Reaktivierung einer Hepatitis B bei RA-Patienten mit Konstellation HBsAg-/HBcAb+ unter Therapie mit b/tsDMARDs.

26 Studien mit über 2’000 Patienten entsprechend der Konstellation mit St.n. Hepatitis B wurden in der Studie eingeschlossen. Die Reaktivierungsrate betrug 2% insgesamt; unter Rituximab betrug die Rate 9%, unter Abatacept 6%, während JAK-Inhibitoren (1%), IL-6-Blocker und TNF-Inhibitoren kein erhöhtes Risiko zeigten (Rate 0%). Ein Status mit HBsAb- war mit einem signifikanten Risiko der Reaktivierung verbunden (OR = 4,6), aber auch HBsAb+ Patienten mit einem tiefen Titer an Antikörpern zeigten ein erhöhtes Risiko (OR = 5,5).

Fazit
Bei Status nach Hepatitis B (HBsAg-/HBcAb+) fand sich für Rituximab ein stark erhöhtes Risiko für eine Reaktivierung. Weniger hoch ist das Risiko für Abatacept und klein bzw. in der Studie nicht vorhanden für JAK-Hemmer, IL-6-Blocker sowie TNF-Inhibitoren. Bei Einsatz von RTX in dieser Situation empfehlen die Autoren eine anti-virale Therapie (Dauer unklar, da nicht untersucht), unter Abatacept (mit Berücksichtigung von zusätzlichen Risikofaktoren) eine individuelle Beurteilung des Risikos; primär wird der Einsatz der letzteren Medikamentengruppen bei Status nach Hepatitis B empfohlen.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich