TNFalpha-Hemmer sind bei Covid-19 günstig

The protective effect of tumor necrosis factor-alpha inhibitors in COVID-19 in patients with inflammatory rheumatic diseases compared to the general population - A comparison of two German registries

Hasseli R. et al. Front Med (Lausanne) 2024:11:1332716

Aus 4310 stationären Patienten der Allgemeinbevölkerung mit SARS-CoV-2-Infektionen (LEOSS-Register) und 1139 stationären Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und SARS-CoV-2-Infektionen (IRD-Register) wurden Alter und Geschlecht abgeglichene, je 366 Patienten miteinander verglichen. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen in Bezug auf die COVID-19-assoziierte Letalität beobachtet. Schwere Verläufe von COVID-19 waren assoziiert mit Alter >65 Jahre, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, Diabetes mellitus, Rheumatoider Arthritis, Spondyloarthritis und Therapie mit Rituximab. Das weibliche Geschlecht und die Verwendung von Tumornekrosefaktor-alpha-Hemmern (TNF-I) waren mit einem besseren Outcome der COVID-19-Infektion verbunden.

Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung die gleichen Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf und dieselbe Letalität bei COVID-19-Infektion. Die Anwendung von Rituximab war mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf verbunden. Eine Therapie mit TNF-I war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung mit weniger schweren COVID-19-Verläufen assoziiert, was auf eine Schutzwirkung von TNF-I gegen eine schwere COVID-19-Erkrankung hindeuten könnte.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Gehäuftes Auftreten von rheumatologischen Autoimmunerkrankungen nach einer SARS-CoV-2 Infektion

Long-Term Autoimmune Inflammatory Rheumatic Outcomes of COVID-19: A Binational Cohort Study

Kim M et al. Ann Intern Med 2024;177(3):291

In dieser Propensity-matched Kohortenstudie wurde bei einer Population aus Südkorea und einer aus Japan untersucht, ob nach einer SARS-CoV-2 Infektion gehäuft rheumatologische Autoimmunerkrankungen auftreten. Es wurden 3 Gruppen verglichen: Personen, die eine SARS-CoV-2 Infektion hatten mit Personen, die eine Influenza Infektion durchmachten und mit einer Gruppe ohne entsprechende Infektionen. Als rheumatologische Autoimmunerkrankungen wurden definiert: Arthritis (RA, Psoriasisarthritis, Spondylarthritis) und Kollagenosen (SLE, Sjögren-Syndrom, Systemsklerose, inflammatorische Myopathien und auch Vaskulitiden).  Es wurden weit mehr als 100’000 Personen mit einer SARS-CoV-2 oder einer Influenza Infektion in beiden Kohorten analysiert und mittels Propensity Matching verglichen.

Es zeigte sich dabei ein gehäuftes Auftreten von rheumatologischen Autoimmunerkrankungen innerhalb der ersten 12 Monate nach einer SARS-CoV-2 Infektion verglichen mit Patienten mit einer Influenzainfektion oder der Gruppe ohne diese beiden Virusinfektionen. Das Risiko war höher bei Patienten mit einem schwereren Krankheitsverlauf der SARS-CoV-2 Infektion. SARS-CoV-2 geimpfte Personen hatten ein deutlich tieferes Risiko, nach einer SARS-CoV-2 Infektion eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln, verglichen mit Ungeimpften.

Kommentar
Diese grosse Kohortenstudie aus Südkorea und Japan bestätigt frühere Untersuchungen, dass eine SARS-CoV-2 Infektion ein Trigger für die Entstehung einer rheumatologischen Autoimmunkrankheit sein kann. Da dieses Phänomen auch für andere Virusinfektionen beobachtet wurde, wurde in dieser Studie ein Vergleich mit einer Gruppe von Patienten mit einer Influenzainfektion durchgeführt. Dabei zeigte sich ein signifikant höheres Risiko für Patienten mit einer SARS-CoV-2 Infektion verglichen mit Influenza Patienten. Interessant ist auch die Feststellung, dass das Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln, höher ist bei schwererem Verlauf der SARS-Cov-2 Infektion. Eine Impfung gegen SARS-CoV-2 reduzierte das Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu bekommen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Risikofaktoren für eine Hydroxychloroquin-induzierte Retinopathie

Risk factors for hydroxychloroquine retinopathy and its subtypes

Jorge A E et al. JAMA Netw Open 2024;7(5):e2410677

Hydroxychlorquin (HCQ)-induzierte Retinopathie ist eine der am meisten gefürchteten Nebenwirkungen einer HCQ-Langzeittherapie. In dieser Kohortenstudie wurden verschiedene Risikofaktoren bei 4677 Patienten aus einem integrierten Netzwerk aus Nordkalifornien untersucht. Diese Patienten wurden unter einer dauerhaften HCQ-Therapie nach 5 Jahren Therapiedauer bezüglich einer Retinopathie-Entwicklung untersucht. Das follow-up betrug hierbei bis zu 15 Jahren.

Risikofaktoren für eine HCQ Retinopathieentwicklung waren höheres Alter bei Beginn der HCQ- Therapie, weibliches Geschlecht mit einem gegenüber Männern 4-fach höheren Risiko, eine Niereninsuffizienz im CKD Stadium 3 oder mehr (mit entsprechend reduzierter HCQ-Clearance) und die Anwendung von Tamoxifen. Bezüglich Ethnizität zeigte sich ein erhöhtes Risiko ebenfalls für Menschen asiatischen Ursprungs und mit dunkler Hautfarbe.

Kommentar
Letztlich sind die angegebenen Risikofaktoren schwer zu beeinflussen, dennoch aber wichtig zu kennen. Insbesondere kann bei Niereninsuffizienz an eine eventuell zu reduzierende Dosis gedacht werden. Die vorliegende Arbeit kritisiert selbst, dass HCQ Spiegelbestimmungen nicht vorgelegen haben und somit auch eine möglicherweise (theoretisch) hohe kumulative Dosis über die lange Beobachtungszeit zu relativieren wäre – viele Patienten mit HCQ Einnahme und Spiegelbestimmungen im Rahmen von anderen Studien haben letztlich eine hohe Malcompliance einräumen müssen.

Es bleibt also bei der Notwendigkeit von ophthalmologischen Kontrollen und der wichtigen Information, dass bei zunehmendem Alter und möglichen Medikationsinteraktionen die Hinzunahme von HCQ sehr differenziert zu betrachten ist.

Zur Studie
Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

MRI bei PMR

MRI of shoulder girdle in polymyalgia rheumatica: inflammatory findings and their diagnostic value

Fruth M et al. RMD Open 2024:online ahead of print

Retrospektive Studie über den Stellenwert des MRI des Schultergürtels in der Diagnostik der Polymyalgia rheumatica (PMR).

Auffallend bei PMR war eine hohe Prävalenz von nicht-synovialen Entzündungen, was die PMR-Patienten gut von anderen Diagnosen unterschied.  Auch synoviale Entzündungen fanden sich im MRI, diese unterschieden jedoch nicht so gut von anderen Krankheiten.

Fazit
Kontrastmittel verstärktes MRI des Schultergürtels scheint eine zuverlässige diagnostische Option in der Erfassung der PMR und der Differentialdiagnose von anderen Krankheiten im Schultergürtel darzustellen.

Die nicht-artikulären nicht-synovialen Entzündungsorte betrafen Sehnen und Kapseln (Peritendinitis und Kapsulitis) im Schultergürtel, was offensichtlich ein herausragendes Merkmal der Polymyalgie darstellt.

Ein MRI sollte sicher nicht bei jedem PMR-Verdacht angefertigt werden, sondern sollte jenen Fällen vorbehalten sein, bei welchen die Differentialdiagnose unsicher ist.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich