Bildgebung bei Riesenzellarteriitis – Vergleich der gängigen Methoden

A direct comparison in diagnostic performance of CDUS,FDG-PET/CT and MRI in patients suspected of giant cell arteritis

Nieuwland M. et al. Rheumatology 2024:online ahead of print

Die Studie der Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlanden vergleicht im Rahmen einer nested-control Studie die diagnostische Wertigkeit von Farbdoppler (CDUS), PET-CT und kraniellem MRI bei Patienten mit Verdacht auf Riesenzellarteriitis.

In diesem Pilot wurde 5 Tage nach erster klinischer Evaluation sowohl CDUS als auch PET-CT und cMRI bei 23 Patienten mit GCA Diagnose und bei 19 Patienten mit zwar initialem Verdacht auf eine GCA aber letztlich nicht bestätigter Diagnose durchgeführt. Bei einer Spezifität von 100% für alle 3 Methoden lagen die Werte für die Sensitivität zwischen 52% für das PET-CT, 56% für das MRI und knapp 70% für den CDUS; die Konfidenzintervalle für alle 3 Methoden waren jedoch überlappend.

Kommentar
Die Autoren ziehen die Schlussfolgerung, dass auch diese Studie mit erstmalig direktem Vergleich aller 3 Methoden gemäss den EULAR Empfehlungen zugunsten des CDUS ausfällt. Letztlich bleibt ja aber auch in dieser Studie methoden-bedingt die «Fehlerhaftigkeit» des PET-CT für die Diagnose einer isoliert craniellen GCA Manifestation bestehen.

Neuere Geräte und PET-Protokolle werden in Zukunft wahrscheinlich diese Lücke schliessen. Bis dahin bleibt es dabei, dass man diejenige Methode zur GCA Diagnostik benutzt, die man rasch verfügbar hat, mit welcher man sicher umgehen und eine klare Diagnose stellen kann. Es bleibt wünschenswert, nach Diagnose einer kraniellen Manifestation auch eine thorakoabdominale Bildgebung zur Komplettierung des Ausmasses der GCA anzustreben.

Zur Studie
Prof. Dr. Sabine Adler
Aarau

SpA beim jungen, chronischen Rückenschmerzpatienten

Can rheumatologists unequivocally diagnose axial spondyloarthritis in patients with chronic back pain of less than 2 years duration? Primary outcome of the 2-year SPondyloArthritis Caught Early (SPACE) cohort

Marques M.L. et al. Ann Rheum Dis 2024:ard-2023-224959

Von 552 Patienten in Europa (jünger als 45 Jahre, Durchschnittsalter 30), welche wegen chronischen (≥3 Monate, <2 Jahre) Rückenschmerzen der Rheumatologin zugewiesen wurden, wurde bei 175 (32 %) zu Beginn und bei 165 (30 %) nach 2 Jahren eine definitive axiale Spondyloarthritis (d-axSpA) diagnostiziert (Vertrauensgrad auf einer VAS-Skala ≥7). Die Ausgangsdiagnose blieb relativ stabil. Eine diagnostische Unsicherheit (VAS-Skala <7) persistierte bei 30 % der Patienten (sowohl zu Beginn wie nach 2 Jahren). Ein gutes Ansprechen auf nichtsteroidale Antirheumatika und eine Neumanifestation der MR-Sakroiliitis im Verlauf führten am häufigsten zu einer neuen d-axSpA-Diagnose. Von den Patienten, die eine MR-Sakroiliitis entwickelten, waren 7/8 HLA-B27 positiv und 5/8 männlich.

Auffällig ist die Bedeutung des HLA-B27 (positiv bei 7/8 der Patienten, welche im Verlauf eine SpA entwickelten) angesichts von Diagnosekriterien, welche seit 20 Jahren im Wesentlichen auf MR und HLA-B27 abstützen. Die Wertigkeit der MR-Sakroiliitis wurde in vielen Studien in Frage gestellt, speziell bei Frauen nach der Geburt und anderen mechanischen Belastungen. Das uralte Kriterium der damaligen Amor-Klassifikation, ein gutes Ansprechen auf NSAR, findet hier eine Wiederentdeckung und sollte im klinischen Alltag vermehrt beachtet werden. Das gute Ansprechen auf NSAR war häufiger als erhöhte humorale Entzündungszeichen. Als von der Studie unabhängigen Kommentar füge ich bei, dass (in Analogie) die Bedeutung des Nicht-Ansprechens auf Biologika zwar unbekannt ist, aber meine langjährige Erfahrung zeigt, dass bei Nicht-Ansprechen zumindest auf ein zweites Biologikum eher an eine andere Diagnose als an ein Medikamentenversagen gedacht werden sollte. Auch das Alter spielt eine Rolle: das Durchschnittsalter betrug 30 Jahre. Zurück zur Studie ist bemerkenswert, dass die Rheumatologin bei jedem dritten, jungen, chronischen Rückenschmerzpatienten die Diagnose einer SpA stellen kann.

Zur Studie
KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Weniger Atherosklerose unter Abatacept?

Long-term effects of abatacept on atherosclerosis and arthritis in older vs. younger patients with rheumatoid arthritis: 3-year results of a prospective, multicenter, observational study

Yamada Z. et al. Arthritis Res & Ther 2024;26:87

Diese prospektive Studie untersuchte die Wirkung von Abatacept (ABT) auf die Progression der Atherosklerose bei Patienten mit rheumatoider Arthritis.

Über drei Jahre zeigte sich unter ABT sowohl bei jüngeren wie bei älteren Patienten im Vergleich mit konventionellen DMARDs (csDMARDs) eine langsamere Progression der Atherosklerose (Karotiden), dies unter Berücksichtigung der Krankheitsaktivität. Die klinische Wirksamkeit für ABT war sowohl bei jungen wie älteren Patienten den csDMARDs überlegen. Die Retentionsrate von ABT war bei jüngeren und älteren Patienten ähnlich, ernsthafte Nebenwirkungen unterschieden sich nicht von der Behandlung mit csDMARDs.

Fazit
Abatacept scheint die Progression der Atherosklerose, gemessen an den Karotiden, zu verlangsamen. Gerade bei Patienten mit einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen dürfte dieser Aspekt in der Auswahl der Behandlung wichtig sein.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Kniearthrose und Risikofaktoren für Stürze

Radiographic knee osteoarthritis severity has no impact on fall risk: the locomotive syndrome and health outcomes in the aizu cohort study (LOHAS): a cross-sectional study

Sonobe T. et al. BMC Musculoskeletal Disorders 2024;25:298

Querschnittsstudie an über 1’000 Patienten mit Kniearthrose zur Identifikation von Risikofaktoren für Stürze.

Signifikant assoziiert mit Stürzen erwies sich der Schweregrad von Knieschmerzen (Ratio dreimal höher bei starken Schmerzen). Ebenso assoziiert mit Stürzen zeigte sich eine Depression sowie eine eingeschränkte Mobilität. Nicht mit Stürzen assoziiert waren Alter, Geschlecht, Knie-Reibegeräusche, BMI, Einbeinstand wie auch der Konsum von Schlafmitteln. Auch der radiographische Schweregrad der Kniearthrose war nicht mit dem Sturzrisiko assoziiert.

Fazit
Knieschmerz, eingeschränkte Mobilität und Depression sind mit Sturzrisiko assoziiert, nicht aber der Schweregrad im Röntgenbild. Um Stürze zu vermeiden, empfiehlt sich eine Behandlung der Schmerzen, Massnahmen zur verbesserten Mobilität sowie Bekämpfung von depressiven Faktoren bei Kniearthrose.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich