Kein Absetzen der RA-Basistherapie bei Remission
Effect of Half-Dose vs Stable-Dose Conventional Synthetic Disease-Modifying Antirheumatic Drugs on Disease Flares in Patients With Rheumatoid Arthritis in Remission: The ARCTIC REWIND Randomized Clinical Trial
Lillegraven S. et al. JAMA 2021;325:1755
160 norwegische RA-Patienten mit 12 Monate Remission (DAS <1.6) erhielten für weitere 12 Monate entweder die gleiche Dosis oder die halbe Dosis des csDMARDs. Ein Aufflackern geschah bei 19 Patienten (25% bei n=77) mit halber Dosis gegenüber 5 (6% bei n=78) mit voller Dosis. Nebenwirkungen traten bei 34 Patienten (44%) mit halber Dosis gegenüber 42 (54%, keine statistisch signifikante Differenz) mit voller Dosis auf, wobei kein Medikamentenstopp notwendig wurde und keine Todesfälle zu verzeichnen waren.
Nach der Cortison-Reduktionsstudie (/Weekly/2020/14.09.2020/Studien) ist dies eine weitere Studie, welche die Dauertherapie bei RA wünschbar erscheinen lässt, so dass wir unsere Patienten motivieren müssen, csDMARDs auch bei erreichter Remission nicht abzusetzen. Unbeantwortet bleibt die Frage, wie es sich bei Patienten mit Biologika verhält.
Arterienembolisation bei Gonarthrose
Genicular Artery Embolization for Osteoarthritis Related Knee Pain: A Systematic Review and Qualitative Analysis of Clinical Outcomes
Casadaban et al, Cardiovasc Intervent Radiol. 2021;44(1):1
In dieser systematischen Übersicht gemäss den stringenten Anforderungen des PRISMA-Statements gingen die Autoren der Frage nach, ob eine neue interventionelle Technik eine nachhaltige Schmerzlinderung bewirken könne bei Gonarthrose. Outcome waren die Schmerzen auf der VAS und der WOMAC-Score, der Schmerzen, Funktion und Steifigkeit umfasst.
Drei einarmige Studien konnten eingeschlossen werden aus initial 305 Treffern. Aus diesen Arbeiten wurden 168 Kniebehandlungen mit Embolisation der Arteria genicularis an 133 Patienten untersucht mit milder oder moderater (94%) bis schwerer Arthrose (6%). In 85 % wurden Imipenem/Cilastin-Natrium eingesetzt (reversibel), in 15% Embozen (irreversibel).
Technisch verliefen alle Interventionen erfolgreich. Schon ab Tag 1 zeigte sich eine anhaltende Verbesserung bis zu 48 Monate nach Intervention. In der Subgruppe der schweren Arthrose, war die Intervention jedoch nicht nachhaltig. Eine klinisch relevante Reduktion der Beschwerden zwischen 20-50 % für mindestens 6 Monate wurde in den 3 Studien bei 80-100% erreicht.
An Nebenwirkungen traten auf: Erythem im Bereich der Embolisation (11%, Dauer 1-3 Monate), Hämatom am Punktionsort (10%), Parästhesien (1%), Fieber (5%).
Die Autoren schliessen daraus auf einen vielversprechenden nachhaltigen Effekt bei milder bis moderater Arthrose, der jedoch in Sham-kontrollierten Studien mit standardisiertem Behandlungsprotokoll bewiesen werden müsste.
Dieser Review fasst eine Schmerzquelle bei Gonarthrose ins Auge, die bislang mit den konservativen Massnahmen kaum angegangen wurde. Es handelt sich um die fokale Hypervaskularisation des betroffenen Kniekompartiments. Hypothetisch kommt es aufgrund des Gelenkabriebs zur vermehrten Angiogenese. Mit der zusätzlichen Vaskularisation geht eine Einsprossung von Nervenfasern entlang der Gefässe einher, die an den Schmerzen beteiligt sein dürfte.
Die Idee zur Intervention entstammt den Erfahrungen bei Embolisation der Neovaskularisation bei Tendinopathien und bei Behandlung eines postoperativen Hämarthrose nach Knie-TEP. Am Arthroseknie wird unter BV-Kontrolle die abnormale Vaskularisation angiographisch dargestellt, die mit dem Ort der Beschwerden des Patienten übereinstimmen muss, und dann gezielt embolisiert. Pro Behandlung wurden 2-3 Gefässe embolisiert, bis das Durchblutungsmuster deutlich reduziert war. Die Wahl des Embolisationsmittels schien kurzfristig einen relevanten Unterschied auszumachen, der sich ab 6 Monaten jedoch wieder aufhob.
Relevante Nebenwirkungen wie Gewebs- oder Knochennekrosen wurden nicht beschrieben.
Möglicherweise bekommen wir eine wenig invasive, nachhaltige Therapie der Gonarthrose nach Versagen der gängigen konservativen Massnahmen, bevor eine Knieprothese in Betracht gezogen werden muss. Die Intervention könnte allenfalls auch eine Lücke füllen für Patienten, bei welchen eine Knieprothesenoperation nicht in Frage kommt. In Einzelfällen kann diese Intervention damit schon heute diskutiert werden. Für eine breite Anwendung braucht es aber kontrollierte Studien bei grösseren Populationen zur Klärung der Frage der Effektivität und Sicherheit dieser vorerst noch experimentellen Methode.
Real-Life Daten für Golimumab über zwei Jahre
Real-life persistence of golimumab in patients with chronic inflammatory rheumatic diseases: results of the 2-year observational GO-PRACTICE study
Flipo R.-M. et al, Clin Exp Rheumatol 2021;39(3):537
Prospektive Beobachtungsstudie über 24 Monate aus Frankreich, 134 Rheumatologie-Zentren, Einschluss von 754 konsekutiven Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA, 170), Psoriasis Arthritis (PsA, 106) und axialer Spondyloarthritis (axSpA, 478). Primärer Outcome war die Persistenz von Golimumab nach 24 Monaten, sekundärer Outcome die Krankheitsaktivität und die Sicherheit.
Für RA, PsA beziehungsweise axSpA zeigte sich eine Persistenz nach zwei Jahren von 57%, 45% bzw. 53% der Patienten. Die Persistenz war deutlich höher bei Patienten ohne vorausgehende Biologics-Behandlung (58%) im Vergleich zu den bereits vorgängig behandelten Patienten mit Biologics (43%). 362 Patienten waren nach zwei Jahren noch unter Behandlung mit Golimumab und zeigten eine signifikante Verbesserung der Krankheitsaktivität nach zwei Jahren (DAS28 bzw. ASDAS).
Der Grund für das Absetzen von Golimumab bildete in erster Linie ein primäres Nichtansprechen (17%), in zweiter Linie ein sekundäres ungenügendes Ansprechen (12%); 9% setzten Golimumab ab wegen Intoleranz. Das Sicherheitsprofil zeigte keine neuen Erkenntnisse in dieser Studie.
Fazit:
Diese prospektive Studie aus Frankreich bestätigt andere Daten mit einer recht hohen Persistenz unter Golimumab nach zwei Jahren und auch einer guten Wirkung nach zwei Jahren, dies sowohl bei RA wie auch bei PsA und axSpA. Bezüglich Sicherheitsprofil fanden sich keine neuen Auffälligkeiten. Als erstes Biologic erweist sich Golimumab als besonders persistent über zwei Jahre. Insgesamt zeigt die vorliegende Multicenter-Studie ein gutes Wirksamkeitsprofil über zwei Jahre bei bestätigter Sicherheit für RA, PsA und axSpA.
VEXAS, ein neues autoinflammatorisches Syndrom
Somatic Mutations in UBA1 and Severe Adult-Onset Autoinflammatory Disease
Beck D. et al, N Engl J Med 2020;383:2628
In diesem Artikel im New England Journal of Medicine wird ein neues adultes autoinflammatorisches Syndrom beschrieben. Das Syndrom wird als VEXAS bezeichnet. Das Akronym VEXAS steht für Vacuoles, E1 Enzyme, X-linked Autoinflammatory Somatic Syndrome. Typische klinische Symptome/Befunde sind Fieber, Alveolitis, Chondritis von Nase und Ohren, Hautmanifestationen, thromboembolische Komplikationen, hämatologische Veränderungen wie makrozytäre Anämie, Thrombozytopenie und chrakteristisch im Knochenmark Vakuolen in myeloiden und erythroiden Precursor-Zellen. Obwohl heterogen im Phänotyp wurde bei diesen betroffenen Männern eine Mutation im UBA1 Gen gefunden.
Bis zur genetischen Abklärung wurden diese Patienten mit verschiedenen Diagnosen klassifiziert; die meisten davon als Relapsing Polychondritis, daneben als Sweet-Syndrom, myelodysplastisches Syndrom, Polyarteriitis nodosa und 1 Patient als Riesenzellarteriitis.