Neue Schweizer Osteoporose-Behandlungs-Empfehlungen

2020 recommendations for osteoporosis treatment according to fracture risk from the Swiss Association against Osteoporosis (SVGO)

Ferrari S. et al. Swiss Med Wkly 2020;150:w20352

In diesen Empfehlungen werden neu vier Kategorien (sehr hohes [imminentes] Risiko, hohes Risiko, moderates Risiko und geringes Risiko) unterschieden («hohes Risiko»: Risiko bei 50-jährigen 10% Fraktur in 10 Jahren, bei 72-jährigen 30%). Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Fraktur in den ersten beiden Jahren nach erlittener Fraktur deutlich erhöht ist. Dementsprechend soll in der neuen, «sehr hohen, imminenten» Risiko-Gruppe bei neuer Wirbelkörperfraktur direkt Teriparatid, bei neuer Hüftfraktur direkt Zoledronat oder bei beiden direkt Romosozumab verabreicht werden (übersichtliche Abbildung 2 des Artikels).

Ausdrücklich halten die Autoren fest, dass diese neuen Empfehlungen die Limitationen der Spezialitätenliste (SL) nicht berücksichtigen (Teriparatid erst nach Versagen anderer Therapien, Romosozumab wohl von Swissmedic zugelassen aber noch nicht in SL aufgenommen). Dies bringt die praktizierende Ärztin in einen Konflikt, und es wäre gut, wenn sich die SVGO ans BAG wenden würde. Ich wünsche uns, dass wir die 2020 Empfehlungen bald umsetzen können.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

IgG4-Erkrankung: Bestimmung von Aktivität und Therapieerfolg

Disease activity and response to therapy monitored by (18F)FDG PET/CT using volume-based indices in IgG4-related disease

Mitamura K et al, EJNMMI Research, 2020: online

Das Ausmass des Organbefalls bei IgG4 assoziierter Erkrankung beruht auf der Bildgebung. In der vorliegenden Studie wurden 70 Patienten mit wiederholtem FDG PET/CT untersucht.

Durchschnittlich waren 3,8 Organe befallen. Die Zahl des Organbefalls korrelierte signifikant mit dem IgG4-Titer (zusätzlich auch mit sIL-2R). Anreicherung und Volumen wie auch die Glykolyse korrelierten signifikant mit der Besserung der Erkrankung unter Therapie.

Fazit:
Das FDG PET/CT eignet sich sehr gut für die Erfassung der Anzahl sowie auch des Ausmasses des Organbefalls bei IgG4-Erkrankung. Auch in der Therapie ist diese Untersuchung hilfreich und korreliert mit dem Titer von IgG4.
Das FDG PET/CT eignet sich mit Sicherheit sehr gut zur ersten diagnostischen Erfassung des Organbefalls. Allerdings dürfte auch ein MRI in der Dokumentation unter Therapie einen Stellenwert haben, insbesondere wenn ein diagnostizierter umschriebener Organbefall vorliegt, dies nicht zuletzt wegen der möglichen Reduktion der Strahlenbelastung.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Grossgefässbeteiligung bei der Relapsing Polychondritis

Large-vessel Vasculitis Affecting the Aorta and its Branches in Relapsing Polychondritis: Case Series and Systematic Review of the Literature

Tomelleri A. et al. J Rheumatol 2020;47(12):1780

In dieser Beobachtungsstudie beschreibt eine italienische Gruppe 4 Patienten mit Relapsing Polychondritis (RP) und einer begleitenden Grossgefässvaskulitis (LVV). Zudem erfolgte eine Literaturrecherche zu diesem Themenkomplex.

Eine Grossgefässvaskulitis kommt bei Patienten mit Relapsing Polychondritis in wahrscheinlich mehr als den in der Literatur beschriebenen 6-10% vor. Die Vaskulitis kann die ganze Aorta und ihre abgehenden Äste betreffen und bedingt eine intensivere immunsuppressive Therapie. Bei den 4 Patienten in dieser Publikation erhielten 3 Tocilizumab nach ungenügendem Ansprechen auf konventionelle Immunsuppressiva wie Methotrexat, Azathioprin und Cyclosporin. 2/3 sprachen sehr gut auf Tocilizumab an.
In der Literaturrecherche wurden auch Fälle beschrieben, die auf den TNF-Blocker Infliximab gut ansprachen.

Bei einer hohen systemischen Entzündungsaktivität im Rahmen einer Relapsing Polychondritis sollte immer an die Manifestation einer Grossgefässvaskulitis gedacht und diese dann aktiv mittels Angio-MRI oder PET/CT gesucht werden. Ich erinnere mich selber an einen von mir betreuten und behandelten jungen Patienten mit RP, der an einer Aortenruptur bei unerkannter Aortitis verstarb.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Ultraschallchirurgie des Trigger-Fingers

Ultrasound-Guided Microinvasive Trigger Finger Release Technique Combined With Three Tests to Confirm a Complete Release

Colberg R E et al, Am J Phys Med Rehabil, 2020:online

Ringbandverdickungen und Sehnenscheidenentzündungen führen zu einer Behinderung der Fingerstreckung durch Sehnenknoten am Eingang des Sehnenkanals mit einem Schnappgeräusch in der Bewegung. Zu den konservativen Behandlungen gehören Ergotherapie / physikalische Therapie, Kortikosteroidinjektionen und Schienung. Zu den invasiven Optionen gehören die perkutane oder offene Operation. Sonochirurgische Interventionen haben sich schon lange etabliert z.B. beim Slicing/Needling der Kalkschulter oder auch immer mehr bei der Retinaculumspaltung beim Karpaltunnelsyndrom.

In dieser retrospektiven Studie wird eine ultraschall-gesteuerte A1-Ringbandtrennung mittels einer Nadel vorgestellt und die Analyse der Resultate der 46 Interventionen. Resultate: Bei allen Patienten wurde eine vollständige Entlastung erreicht ohne Rezidiv während des ersten Beobachtungsjahres. 98% Prozent der Patienten hatten eine signifikante Verbesserung der Schmerzen und der Funktion, perioperativ und postoperativ traten keine Komplikationen auf.

Fazit:
Eine vielversprechende Technik wurde vorgestellt, allerdings handelt es sich um eine retrospektive Monozenterstudie. Interessant wäre eine prospektive Studie mit Vergleich konservatives Management vs. Ultraschallchirurgie und handchirurgische Interventionen.

Zur Studie
KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel