Ältere Patienten nach frischen Wirbelfrakturen unbedingt mit Osteoporosemedikamenten behandeln

Bisphosphonate treatment is associated with decreased mortality rates in patients after osteoporotic vertebral fracture

Lida H. et al. Osteoporos Int 2022;33:1147

In dieser prospektiven Beobachtungsstudie aus Japan wurden Patienten, welche mit einer Wirbelköperfraktur hospitalisiert wurden, im weiteren Verlauf beobachtet. Es wurden Patienten, die nach der Hospitalisation eine Bisphosphonattherapie erhielten mit solchen ohne spezifische Osteoporosetherapie verglichen. 535 Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, davon erhielten 163 eine Bisphosphonatbehandlung (am häufigsten mit 45 % Alendronat), 372 erhielten keine solche Behandlung. Das Durchschnittsalter betrug 82 Jahre, die mittlere Beobachtungszeit 33 Monate. Die 1-Jahresmortalität der Gesamtpopulation betrug 6%, die Mortalität über die gesamte Beobachtungszeit von 33 Monaten 20.7 %. In der Kaplan-Meier Überlebenskurve konnte eine signifikant niedrigere Mortalität bei den Patienten, welche mit Bisphosphonaten behandelt wurden, nachgewiesen werden. Zusätzliche Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität waren Alter, männliches Geschlecht, Malnutrition und schlechtere Funktionsfähigkeit nach der Spitalentlassung.

Fazit:
Ältere Patienten mit neu erlittenen Wirbelfrakturen sollten unbedingt mit spezifischen Osteoporosemedikamenten behandelt werden, um die Mortalität zu senken. Dass dieser Effekt auch für andere Medikamente als Bisphosphonate gilt, scheint wahrscheinlich.
Erstaunlich an dieser Studie aus Japan ist auch die Feststellung, dass nach einer Hospitalisation wegen frischen Wirbelfrakturen im Verlauf nur 1/3 überhaupt eine spezifische Osteoporosebehandlung erhielt. Es ist zu hoffen, dass diese Rate bei uns in der Schweiz höher liegt.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Prednison bei RA über 65 Jahre

Low dose, add-on prednisolone in patients with rheumatoid arthritis aged 65+: the pragmatic randomised, double-blind placebo-controlled GLORIA trial

Boers M. et al. Ann Rheum Dis 2022:online ahead of print

451 Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA, Alter 72, Krankheitsdauer 11 Jahre, Komorbiditäten 2.1, DAS28 4.5, 79% mit krankheitsmodifizierender Behandlung einschliesslich 14% mit Biologika) erhielten in der Studie GLORIA (Glucocorticoid [GC] LOw-dose in RheumatoId Arthritis) während 2 Jahren Prednisolon 5 mg/d oder Placebo. 63% Prednisolon- vs. 61% Placebo-Patienten beendeten die Studie. Die mittlere Studienzeit betrug 19 Monate; Abbrüche betrafen unerwünschte Ereignisse (UE, je 14%), Krankheitsaktivität (3 vs. 4%) und andere (einschließlich COVID-Pandemie-bedingte) Gründe (19 vs. 21%). Die Krankheitsaktivität war unter Prednisolon um 0.37 Punkte niedriger (p<0.0001) und der Verlauf des Gelenkschadens (Sharp/van der Heijde) war um 1.7 Punkte niedriger (p=0.003). 60% vs. 49% hatten ≥1 UE (p=0.02), wobei die (meist nicht schweren) Infektionen am stärksten divergierten. Andere GC-spezifische Ereignisse waren selten. Die Autoren folgern, dass niedrig dosiertes Prednisolon bei älteren RA-Patienten eine positive Langzeitwirkung und ein günstiges Nutzen-Schaden-Verhältnis hat.

Die Idee, ältere RA-Patienten mit niedrigem Prednison vor Nebenwirkungen von Basistherapeutika zu schützen und die Krankheitsaktivität trotzdem im Griff zu behalten, führte bereits in früheren Studien zu valablen Resultaten, und die GLORIA-Studie reiht sich hier ein. Nach wie vor fehlt aber die Langzeitbeobachtung: trotz der niedrigen Dosis von Prednison sind Wirkungen auf Gefässe, Knochen und Haut, welche sich erst im längeren Verlauf zeigen könnten, nicht auszuschliessen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Wann wird das eingereichte Manuskript von Zeitschriften abgelehnt?

Any Given Monday: Association Between Desk Rejections and Weekend Manuscript Submissions to Rheumatology Journals

Putman M. et al. Rheumatol 2022;49:652

Akademische Rheumatologen unternehmen erhebliche Anstrengungen, um «Ablehnungen vom Schreibtisch» zu vermeiden, bei denen Redakteure von rheumatologischen Fachzeitschriften ein Manuskript vor der externen Begutachtung ablehnen oder weiterleiten. Zu den konventionellen Strategien gehören die Konzentration auf neuartige oder interessante Inhalte, die Formulierung einer überzeugenden und beantwortbaren Forschungsfrage, die Einbeziehung von Mitarbeitern mit inhaltlicher Expertise, ein rigoroses Studiendesign und statistische Methoden sowie ein Lektorat zur Beseitigung grammatikalischer Fehler. Anekdotisch wenden Forscher häufig weniger konventionelle Strategien an, z.B. indem sie einen Kollegen auf «Absenden» klicken lassen, ein Gebet sprechen, Weihrauch verbrennen oder an einem bestimmten Wochentag einreichen.

Die Studienverantwortlichen haben eine Zufallsstichprobe von hochrangigen rheumatologischen Fachzeitschriften durchgeführt. Die Herausgeber oder Redakteure wurden kontaktiert und gebeten, Daten über das Kalenderdatum der Ersteinreichung, die Art des Manuskripts und die Annahme oder Ablehnung des Manuskripts vor der externen Peer-Review mitzuteilen. Insgesamt wurden 48.305 redaktionelle Entscheidungen getroffen, von denen 20.862 (43 %) Ablehnungen waren. Der häufigste Artikeltyp war Originalforschung (65 %), gefolgt von Fallberichten (12 %) und Briefen oder Leitartikeln (9 %).

In einem logistischen Regressionsmodell, das die Zeitschrift, die Art des Artikels und die Jahreskategorie als Kovariaten einbezog, wurden Manuskripte signifikant häufiger abgelehnt, wenn sie an einem Samstag (OR 1,23), Sonntag (OR 1,13), Donnerstag (OR 1,07) oder Dienstag (OR 1,07) eingereicht wurden als an einem Montag.

Die Auswertung von über 20.000 Ablehnungen großer rheumatologischer Fachzeitschriften ergab, dass die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung für Manuskripte, die an einem Samstag oder Sonntag eingereicht wurden, um 23 % bzw. 13 % höher ist als bei Einreichungen an einem Montag.

Kommentar:
Die Studienergebnisse sollten nicht als Kausalitätsaussage verwendet werden, aber es gibt nur wenige plausible Risiken für die Einreichung von Manuskripten an Wochentagen und mehrere offensichtliche Vorteile. Daher die Empfehlung an die Rheumatologen dringend, ihre Wochenenden zu genießen und die Einreichung von Manuskripten an Samstagen oder Sonntagen zu vermeiden.

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Dr. Christian Marx
Zürich

SI-Gelenksinjektionen mit Ultraschall

First Spanish study on the effectiveness of ultrasound-guided sacroiliac joint injection in patients with spondyloarthritis

Ramírez Huaranga M. A. et al, Rheumatology Advances in Practice 2022:online ahead of print

Bisher bekannt ist, dass Sakroiliakalgelenksinjektionen mit Kortikosteroiden in der Regel erfolgreich sind (entsprechende Studien mit Injektionskontrolle durch Röntgen, MRI, CT, aber auch Ultraschall). Die vorliegende Studie untersuchte die Infiltration unter Ultraschallkontrolle und analysierte die Resultate im Zusammenhang mit Aktivitätsparametern.

32 Patienten mit SpA und Sakroiliakalgelenksbefall (MRI verifiziert), einem mittleren VAS-Score von 7.9, BASDAI von 5.4 und ASDAS 3.3 vor der Prozedur wurden eingeschlossen. Nach zwei bis drei Monaten zeigten in dieser retrospektiven Analyse 75% der Patienten eine signifikante Verbesserung betreffend VAS und BASDAI; nach 5 bis 6 Monaten lag der Prozentsatz der Patienten mit entsprechender Verbesserung noch bei 59,4% (VAS, BASDAI und ASDAS). Bei 8 Patienten wurde ein Kontroll-MRI durchgeführt, welches in 87,5% ein Verschwinden des Knochenmarködems zeigte.

Fazit:
Vielerorts werden die SI-Gelenke immer noch unter Röntgenkontrolle, mitunter aber auch unter CT-Kontrolle durchgeführt, was wegen der ionisierenden Strahlung heutzutage vermieden werden sollte. Die vorliegende Studie bestätigt ein weiteres Mal, dass Ultraschall geführte Injektionen zu einem sehr guten Resultat führen. Zudem ist der Aufwand unter Ultraschall im Vergleich zu den anderen Methoden deutlich kleiner, die Prozedur ist kostengünstiger und lässt sich leicht durchführen. Besonders in Situationen einer persistierenden aktiven Sarkroiliakalgelenksarthritis trotz Behandlung mit NSAR, DMARDs inklusive Biologics kann sich diese Massnahme lohnen, um die oft hartnäckigen Schmerzen im Beckenbereich zu beseitigen bzw. zu lindern.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich