Arthrose und Mortalität

Reasons why osteoarthritis predicts mortality: path analysis within a Cox proportional hazards model

Wilkie R et al, RMD open, 2019:online

Bisherige Studien haben Mechanismen, die das Sterberisiko bei Menschen mit Arthrose erhöhen, nicht eindeutig identifiziert. Die Autoren wollten diese «Wissenslücke» für Management- und Präventionsstrategien füllen. Anhand einer prospektiven Studie mit Daten von über 10000 Patienten suchten die Autoren modifizierbare Faktoren (wie Laufen, Depression, Angst und nicht erholsamer Schlaf) mit besonderem Augenmerk auf eine erhöhte Mortalität bei Arthrose.

Resultate: Depressionen, Angstzustände und nicht erholsamer Schlaf waren von geringer klinischer Bedeutung.

Jedoch: Je häufiger sich die Patienten bewegten (Laufen) und nach draussen gingen, um so mehr konnte die Mortalität gesenkt werden! Wir sollten unsere Patienten mit Arthrosen motivieren, sich so häufig möglich zu bewegen, um auch einen positiven Effekt auf die Mortalität zu erzielen.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

NSAR beim Gichtschub mit weniger Nebenwirkungen als Colchizin

Open-label randomised pragmatic trial (CONTACT) comparing naproxen and low-dose colchicine for the treatment of gout flares in primary care

Roddy E et al. Ann Rheum Dis 2019:online

400 Patientin in Arztpraxen wurden bei einem Gichtschub hälftig mit Naproxen 750 mg Startdosis und 750 mg/d für 7 Tage oder mit Colchizin 1,5 mg/Tag für 4 Tage behandelt. Die Verminderung der maximalen Schmerzintensität während dieser 7 Tage war nicht signifikant unterschiedlich. Diarrhoe und Kopfschmerzen waren in der Colchizin-Gruppe gehäuft, während Verstopfung bei Naproxen häufiger war.

Spannend ist der erstmalige direkte Vergleich, wobei die Autoren nicht erklären, weshalb sie bei Colchizin nach 4 Tagen stoppen aber mit Naproxen 7 Tage lang behandeln (Halbwertszeit Naproxen 8-12 h, Colchizin 20-40 h?). Sie postulieren einen rascheren Wirkungseintritt (zwar nicht am Tag 1 aber am Tag 2?) mit der Startdosis von Naproxen (weshalb keine Startdosis von Colchizin?), doch bildlich überlagern sich die beiden Kurven in fast unglaublicher Weise, so dass der Spontanverlauf eine Rolle spielen dürfte. Bleiben die Nebenwirkungen: Da Morbidität und Niereninsuffizienz ausgenommen wurden, schwang die bekannte Diarrhoe bei Colchizin obenauf. Zusammengefasst ist unsere Handlungsanweisung, bei einem Gichtschub mit NSAR zu therapieren, hinsichtlich Wirkung und Kosten bestätigt, doch ist Colchizin bei Kontraindikationen für NSAR eine gute Wahl.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Verhindern Probiotika den postmenopausalen Knochenverlust?

Probiotic treatment using a mix of three Lactobacillus strains for lumbar spine bone loss in postmenopausal women: a randomised, double-blind, placebo-controlled, multicentre trial

Jansson et al., Lancet Rheumatol 1(3):e154

Dieses Journal gibt es erst seit 9/2019. Ist deshalb noch nicht in PubMed!!
Kann direkt auf Lancet Homepage gelesen werden, vorderhand noch gratis.

Nachdem tierexperimentelle Daten und Beobachtungsstudien am Menschen gezeigt haben, dass die Darmflora auch für die Knochen-Homöostase wichtig ist, konnte die Hypothese in dieser randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie zumindest für den Knochenverlust innerhalb der ersten 6 Jahre nach der Menopause im LWS-Bereich bestätigt werden.

Es wurden 249 postmenopausale Frauen eingeschlossen und entweder mit Placebo oder einer Probiotika-Kombination von 3 Lactobazillen während 12 Monaten behandelt. Nach 12 Monaten Studiendauer und bei Frauen innerhalb der ersten 6 Jahre nach Menopause zeigte die Verumgruppe eine stabile Knochendichte im LWS Bereich mit einer nicht signifikanten Veränderung von -0.01%, gegenüber einer signifikanten Abnahme bei der Placebogruppe von 0.72%. In den sekundären Studienendpunkten wie Knochendichte im Schenkelhals, metabolische Knochenmarker (CTx Telopeptide, P1NP) und auch Entzündungsmarker (hsCRP und TNF-alpha) zeigte sich kein signifikanter Unterschied.

Interessant werden zukünftige weitere Studien zur Überprüfung dieses Effektes von Probiotika auf den postmenopausalen Knochenverlust sein. Daneben ist der Wirkmechanismus der Probiotika auf den Knochenstoffwechsel noch unklar. Diskutiert werden antiinflammatorische Effekte, die sich günstig auf die Osteoklastentätigkeit (Hemmung) auswirken, eine Verbesserung der Darmhomöostase mit Verbesserung des Calcium/Vitamin D Stoffwechsels oder andere noch unbekannte Effekte?

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Ödeme der Sakroiliakalgelenke

The incidence of bone marrow oedema at the sacroiliac joints in a non-rheumatological population – a retrospective cohort study

Nygaard A. et al., BMC Musculoskeletal Disorders 2019:online

Diese Studie untersuchte die Bedeutung von Knochenödemen des Sakroiliakalgelenkes mittels MRI.
Retrospektive Studie von 333 Patienten im Alter zwischen 18 und 45 Jahren.
Alle wurden für ein MRI der Sakroiliakalgelenke angemeldet ohne Grundlage einer rheumatologischen Entzündung.
Unter den 333 Patienten wurde ein Knochenödem bei 63 Patienten (18,9%) festgestellt. Bei 17 dieser Patienten mit Ödem-Befund konnte eine Spondyloarthritis im späteren Verlauf diagnostiziert werden. Es fand sich kein Unterschied betreffend anamnestischen und klinischen Angaben zwischen den Patienten mit und ohne Knochenödeme im MRI.

Fazit:
Dies ist eine weitere Studie, welche den relativen Stellenwert des MRI bei der Entdeckung von Sakroiliakalgelenksarthritis bekräftigt. Ein MRI ist zwar in gewissen Situationen nützlich, die Konklusion einer Diagnose muss jedoch immer auf den Gesamtkontext und insbesondere Anamnese und Klinik abgestimmt werden. Am besten führt man ein MRI nur durch, wenn die Vorbefunde (Vortestwahrscheinlichkeit) genügend hoch ist.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich