Häufige entzündliche MRI-Veränderungen in den Sakroiliakalgelenken postpartal

High prevalence of spondyloarthritis-like MRI lesions in postpartum women: a prospective analysis in relation to maternal, child and birth characteristics

Renson T et al., Ann Rheum Dis Ann Rheum Dis 2020;79:929

In dieser prospektiven Studie wurden 35 Frauen postpartal innerhalb der ersten 10 Tage nach Geburt und in der Folge nach 6 und 12 Monaten mittels MRI der Sakroiliakalgelenke (SIG) untersucht. Es wurde die Häufigkeit von Knochenmarködemen (KMÖ) im SIG Bereich analysiert gemäss SPARCC-Score (Spondylarthritis Research Consortium of Canada) und der ASAS Definition (Assessement of Spondyloarthritis International Society) einer SIG-Arthritis. Unmittelbar postpartal zeigten 77% (27/35) der Frauen typische Knochemarködeme, wovon 60 % die ASAS Kriterien für eine SIG-Arthritis erfüllten. Nach 6 Monaten hatten noch 46% (15/33) KMÖ und 5 (15%) davon erfüllten die SIG-Arthritis Kriterien. Nach 12 Monaten waren es noch 4 Frauen. Nur eine wies erosive Veränderungen im ISG Bereich nach 12 Monaten auf. 11/35 Frauen hatten m Verlauf der Schwangerschaft oder danach Rückenschmerzen. Es bestand jedoch keine Korrelation mit den MRI Befunden.

Diese Untersuchung zeigt schön, dass die mechanische Belastung der SIG während der Schwangerschaft MRI Veränderungen verursachen kann, welche nicht von einer SIG-Arthritis, wie sie bei den Spondylarthritiden vorkommen, zu unterscheiden sind. Diese Veränderungen können bis zu 12 Monate postpartal persistieren.

Ähnliche Befunde zeigten sich in früheren Studien auch bei jungen Sportlern (Eishockeyspieler) und Militärrekruten.

Da Rückenschmerzen im Verlauf der Schwangerschaft und postpartal häufig sind, sollten MRI Untersuchungen nur zurückhaltend durchgeführt und kritisch interpretiert werden, da sonst zu häufig die Diagnose einer Spondylarthritis gestellt werden könnte.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Secukinumab vs Adalimumab bei Psoriasisarthritis

Secukinumab versus adalimumab for treatment of active psoriatic arthritis (EXCEED): a double-blind, parallel-group, randomised, active-controlled, phase 3b trial

McInnes I.B. et al. Lancet 2020:395:1496

853 Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis erhielten entweder 300 mg Secukinumab (n=426) subcutan wöchentlich bis 4 Wochen und anschliessend alle 4 Wochen bis Woche 48 oder 40 mg Adalimumab (n=427) subcutan alle 2 Wochen bis Woche 50. 14% der Patienten mit Secukinumab vs. 24% mit Adalimumab brachen die Behandlung vor Woche 52 ab.
67% der Patienten mit Secukinumab vs. 62% mit Adalimumab erreichten den primären Endpunkt: 20% Verbesserung der ACR-Ansprechkriterien (ACR20) in Woche 52 (p=0.0719). Das Sicherheitsprofil entsprach früheren Erfahrungen für beide Substanzen und schwere Infektionen hatten 7 Patienten mit Secukinumab vs. 6 mit Adalimumab.

Diese Head-to-head-Studie ergab keine Überlegenheit des IL-17-Hemmers gegenüber dem TNFalpha-Hemmer, im Gegensatz zu einer Studie bei Psoriasis mit Überlegenheit des anderen IL-17-Hemmers Ixekizumab gegenüber Adalimumab, jedoch verblieben mehr Secukinumab-Patienten nach einem Jahr auf der Substanz (weniger Abbrüche). Die Entscheidung, welche Substanz nach Versagen der konventionellen Basistherapeutika eingesetzt werden soll, bleibt offen, und weitere Studien sind abzuwarten.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Baricitinib bei COVID-19-Pneumonie

Beneficial impact of Baricitinib in COVID-19 moderate pneumonia; multicenter study

Cantini F. et al., J Infect. 2020:online

Bei COVID-19-Erkrankungen zeigte sich in den letzten Monaten erstaunlicherweise eine günstige Beeinflussung durch mehrere Biologics bzw. small Molecules. Die vorliegende Studie untersuchte den Einsatz von Baricitinib (4 mg pro Tag) begleitet von Lopinavir/Ritonavir 250 mg täglich während zwei Wochen. Die Kontrollgruppe erhielt anstelle von Baricitinib Hydroxychloroquin zusätzlich zur antiviralen Behandlung mit Lopinavir/Ritonavir. Diese Beobachtungsstudie mit konsekutiv hospitalisierten Patienten mit COVID-19 moderater Pneumonie untersuchte die Mortalität innerhalb von zwei Therapie-Wochen in beiden Gruppen. Im Schnitt wurde Baricitinib am siebten Tag nach ersten Symptomen eingesetzt.

Die 113 Patienten im Baricitinib-Arm hatten eine signifikant tiefere Mortalitätsrate als die 78 Patienten im Kontrollarm: 0% versus 6,4%. Aber auch die Notwendigkeit einer Intensivpflege schnitt unter Baricitinib günstiger ab (0,88% versus 17,9%); ebenso war die Entlassungsrate unter Baricitinib sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Woche deutlich höher (in zweiter Woche 77,8% versus 12,8%) schliesslich war bei Entlassung auch der Anteil der positiven nasopharyngealen Abstriche in der Barticitinib-Gruppe mit 12,5% versus 40% in der Kontrollgruppe deutlich tiefer.

Angesichts der noch ausstehenden Vakzination und dem Fehlen einer spezifischen COVID-19-Therapie erscheinen Resultate wie in dieser Studie sehr hoffungsvoll. Klar müssen diese Resultate in einer randomisierten klinischen Studie bestätigt werden. Trotzdem ist es erstaunlich, dass routinemässig eingesetzte neuere Therapien gegen chronisch entzündliche rheumatische Erkrankungen sich auch bei schwereren Verläufen einer COVID-19-Erkrankung als positiv erweisen, sofern früh genug eingesetzt. Einmal mehr ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass wir Therapien wie den JAK1- und -2-Hemmer Baricitinib auch bei COVID-19-Erkrankungen nicht absetzen sollen.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich