Die Aktivität der RA divergiert im Ultraschall gegenüber der Klinik

Divergences entre les évaluations cliniques et échographiques de l’activité de la maladie chez des patients atteints de PR suivis en situation réelle

Zufferey P. et al. Rev Rhum 2020;87:367 (Joint Bone Spine 2020;87:57)

Diese Schweizer Studie umfasste alle RA-Patienten im SCQM, bei denen gleichzeitig eine Ultraschalluntersuchung (US-Score) und ein DAS28-Score vorlag. Von 2369 Untersuchungen bei 1091 Patienten waren 1196 (50.4%) diskordant. Dabei war der US-Score in 23.5% höher und in 26.8% tiefer als der DAS28-Score. Am stärksten divergierten die Scores beim US-Befund von Tenosynovitiden. Auch longitudinal blieb die hohe Rate der Nichtübereinstimmung konstant.

Ich hätte erwartet, dass die Ultraschalluntersuchung zur klinischen Einschätzung noch zusätzliche pathologische Befunde beitragen würde (höherer US-Score als DAS28), aber das Resultat mit hälftiger Nichtübereinstimmung – und dies wieder hälftig in beide Richtungen der Über- und Unterschätzung – verunsichert mich. Eine Erklärung ergibt sich daraus, dass «Schmerzhafte Gelenke» den DAS28 und Tenosynovitiden den US-Score erhöhen. Müssen wir uns Gedanken machen, was Aktivität bei RA bedeutet?

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Rituximab und TNF-Inhibitoren bei RA-assoziierter Bronchiektasie

Effect of rituximab or tumour necrosis factor inhibitors on lung infection and survival in rheumatoid arthritis-associated bronchiectasis.

Yusof M et al. Rheumatology 2020 Oct 1;59:2838

Bronchiektasien sind eine relevante Co-Morbidität bei der rheumatoiden Arthritis mit einer Prävalenz von bis zu 12 % und deutlich erhöhter Morbidität (pulmonale Infekte) und Mortalität.
In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie wurde die Rate von Exazerbationen bei RA-Patienten mit Bronchiektasen unter Therapie mit Rituximab (RTX) oder TNF-Hemmern (TNF-i) über einen Beobachtungszeitraum von 5 Jahren untersucht. In einer grossen englischen RA-Kohorte fanden sich 68 Patienten unter Therapie mit RXT und 46 mit TNF-i mit RA-assoziierten Bronchiektasien.

12 Monate nach der ersten RTX Gabe hatten 21/68 (31%) der Patienten weniger Exazerbationen, 36/68 (53%) blieben stabil und 11/68 (16%) hatten mehr Exazerbationen als vor RTX-Therapiebeginn. Bei den Patienten mit > 2 Behandlungszyklen RTX hatten nur 7/60 (12%) mehr Exazerbationen und diese waren assoziiert mit einem tiefen IgG-Spiegel, einer Aspergillose oder einem Alpha-1-Antitrypsinmagel. Insgesamt musste RTX nur bei 8/68 (11.8%) Patienten aus pulmonaler Indikation gestoppt werden. Bei den TNF-i behandelten Patienten zeigte sich keine Abnahme der Exazerbationen und die Therapie musste aus pulmonaler Indikation bei 15/46 (32.6%) gestoppt werden.

Zusammenfassend ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis und RA-assoziierten Bronchiektasien eine Therapie mit Rituximab sicherer als eine Behandlung mit TNF-Hemmern und bei 30% zeigten sich unter Therapie mit RTX weniger pulmonale Exazerbationen als vor der Therapie

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

COVID-19 Prognose bei Immunsuppression und Autoimmunerkrankung

The Impact of Immunosuppression and Autoimmune Disease on Severe Outcomes in Patients Hospitalized with COVID-19

Monreal E et al, J Clin Immunol, 2020:online

Analyse von konsekutiven Hospitalisationen wegen COVID-19; Vergleich zwischen Autoimmunerkrankten und nicht Autoimmunerkrankten sowie Patienten mit oder ohne Immunsuppression. Primärer Endpunkt bildete das akute respiratorische Distress Syndrom (ARDS).

Resultate der Analyse bei fast 800 Patienten: Patienten mit Autoimmunerkrankung und Immunsuppression hatten ein signifikant vermindertes Risiko, an schwerem ARDS zu erkranken (HR 0.42). Im Gegensatz dazu hatten Patienten ohne Autoimmunerkrankung unter Immunsuppression (zum Beispiel bei renalen Krankheiten, Tumoren) proportional mehr ARDS und Todesfälle, dies auch nach Berücksichtigung der üblichen Risikofaktoren für einen schlechten Outcome.

Fazit:
Hospitalisierte COVID-19-Patienten, welche wegen Autoimmunerkrankung eine immunsuppressive Therapie erhalten, scheinen ein klar reduziertes Risiko für die Entwicklung eines schweren ARDS aufzuweisen.

Interessant ist, dass unterschiedlichste Immunsuppressiva eingesetzt wurden (unter anderem auch Prednison, RTX, MTX, nur wenige mit TNF-Hemmern). Es scheint, dass bei Autoimmunerkrankungen die zweite Phase der COVID-19-Erkrankung (unkontrollierte Entzündungsreaktion) durch Immunsuppression unterdrückt wird, und dies nicht nur durch selektive Immunsuppressiva, sondern auch durch zellorientierte breiter wirkende Medikamente.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich