Impfantwort der SARS-CoV-2 Impfung bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen
SARS-CoV-2 vaccination responses in untreated, conventionally treated and anticytokine-treated patients with immune-mediated inflammatory diseases
Simon D et al. Ann Rheum Dis 2021:online ahead of print
In dieser prospektiven Studie wurden 84 Patienten mit Autoimmunerkrankungen (32% SpA, 30% RA, jeweils 10% mit IBD und Psoriasis und der Rest mit anderen Autoimmunerkrankungen) mit 182 Kontrollpersonen im Hinblick auf die Immunantwort einer SARS-CoV-2 Impfung (Pfizer/Biontech Impfstoff) untersucht.
5 der 84 Patienten mit Autoimmunerkrankungen entwickelten keine anti-SARS-CoV-2 AK und 7 (10%) keine neutralisierenden AK gegen SARS-CoV-2. In der Kontrollgruppe von 182 Personen entwickelte nur 1 Person keine neutralisierenden AK. Von den 7 Patienten, die keine neutralisierenden SARS-CoV-2 AK aufwiesen, hatten 3 eine Therapie mit Januskinasehemmern, 2 mit Methotrexat, 1 mit einem IL-17 Hemmer und 2 der Patienten hatten gar keine immunsuppressive/modulierende Therapie.
Diese Untersuchung, allerdings nur mit einer kleinen Anzahl von Patienten mit Autoimmunerkrankungen, zeigt auf, dass die meisten dieser Patienten, auch unter Therapie mit immunsuppressiven Medikamenten, eine Impfantwort entwickeln. Es gibt jedoch einen kleinen Teil (10%), die keine neutralisierenden Antikörper bilden. Die Bedeutung dieses Phänomens im Praxisalltag ist jedoch noch unklar. Für die Immunität gegenüber dem SARS-CoV-2 spielt neben der Bildung von neutralisierenden Antikörpern auch die T-Zellantwort eine wichtige Rolle. Diese wurde in dieser Studie nicht bestimmt.
Noch gibt es keine Guidelines zum Management unserer Rheumapatienten betreffend SARS-Cov-2 Impfungen und es bleiben viele offene Fragen wie z.B. sollen nach der Impfung neutralisierende AK bestimmt werden? Falls keine vorhanden sind, ist eine 3. Booster-Impfung notwendig? Entwickeln bestimmte Patientengruppen (z.B. Patienten unter Therapie mit Rituximab oder Glukokortikoiden mit >20 mg Prednison-Dosis) überhaupt eine Impfantwort? Es ist zu hoffen, dass diese offenen Fragen in den nächsten Monaten beantwortet werden können.
Eine einmalige Cortisongabe erhöht die postoperative Infektrate nicht
Dexamethasone and Surgical-Site Infection
Corcoran T.B. et al. N Engl J Med 2021;384:1731
Während 8725 Operationen mit mindestens 5 cm Schnitt, Dauer über 2 Stunden, stationär und nicht kardial, wurden bei 4372 Patienten intravenös 8 mg Dexamethason (zur Minderung von Nausea und Erbrechen) und bei 4353 Placebo verabreicht. Die Häufigkeit von Infektionen am Operationssitus betrug 8.1% (354 von 4350 Patienten) mit Dexamethason und 9.1% (394 von 4328) mit Placebo. Ähnlich verhielt sich die Untergruppe mit Diabetes mellitus, jedoch fanden sich 22 Patienten (0.6% mit Dexamethason) mit Hyperglykämie verglichen mit 6 (0.2% mit Placebo). Einziger signifikanter Parameter war das Rauchen: Raucher mit Placebo hatten mehr Wundinfektionen als jene mit Dexamethason. Postoperative Nausea und Erbrechen hatten 42.2% vs. 53.9%.
Wie wir neulich für epidurale Infiltrationen gesehen haben (/Weekly/2021/10.05.2021/Studien), stellt auch systemisches Cortison bei grossen Operationen keinen Risikofaktor für Infektionen innerhalb der ersten 30 Tage nach Operation dar. Natürlich bleibt die Datenlage für erhöhte Wundinfektionen und -dehiszenz bei Dauercortisontherapie bestehen, aber diese Einmaldosis-Studie kann unsere Patienten beruhigen.
MRI bei axialer Spondylarthritis
Axial Spondyloarthritis: Mimics and Pitfalls of Imaging Assessment
Caetano, A. P. et al. Front Med 2021:online
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die überwiegend das Achsenskelett betrifft. Bildgebende Befunde der axSpA können in aktive Veränderungen, zu denen Knochenmarködem, Synovitis, Enthesitis, Kapsulitis und intraartikulärer Erguss gehören, und strukturelle Veränderungen, zu denen Erosionen, Sklerose, Knochenfettinfiltration, Fettablagerungen in einer Erosionshöhle und Knochenüberbrückung oder Ankylose gehören, unterteilt werden. Die Fähigkeit, zwischen bildgebenden Läsionen, die auf axSpA hindeuten, und Artefakten oder Läsionen, die auf andere Erkrankungen hindeuten, zu unterscheiden, ist entscheidend für die genaue Diagnose von axSpA. Die Diagnose kann schwierig sein, insbesondere in frühen Krankheitsstadien. Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine Schlüsselrolle bei der Erkennung von subtilen resp. entzündlichen Veränderungen.
Fazit:
Lassen Sie sich nicht vom Iliosakralgelenk täuschen – die scheinbare Einfachheit seiner anatomischen und biomechanischen Eigenschaften ist nur die Spitze des Eisbergs.
Zum Beispiel ist Bone marrow edema (BME) zwar ein wichtiges Zeichen bei der axSpA; es ist aber keineswegs exklusiv für diesen Zustand und nachahmende Veränderungen können auch im SIJ von gesunden Probanden, bei SIJ mit morphologischen Varianten, Veränderungen, die mit mechanischer Belastung, degenerativen Erkrankungen Infektionen und neoplastischen Zuständen einhergehen, gefunden werden.
Als allgemeine Faustregel gilt, dass bestimmte Muster von BME (ausgedehnte Läsionen von der Gelenkoberfläche in die Tiefe reichend, Läsionen mit enger Beziehung zu anderen Läsionstypen) sowie das Vorhandensein von strukturellen Läsionen, insbesondere Knochenerosion, Ankylose oder Backfill (Fett Ablagerungen in einer Erosionshöhle) die Wahrscheinlichkeit einer axSpA erhöhen. Die kontextuelle Interpretation der im MRT entdeckten Veränderungen ist entscheidend. Die Studie mit allen Abbildungen ist frei zugänglich.
Inzidenz der Knienekrose
Knee osteonecrosis incidence from two real-world data sources
Liew J. W. et al, Osteoarthritis Cartilage 2021:online
Ausgangspunkt dieser Studie war das Auftreten von Nebenwirkungen in der Anwendung von Anti-Nerv-Wachstumsfaktor (NGF) bei der Therapie von Arthroseschmerzen des Knies. Um diese Nebenwirkungen besser einordnen zu können, braucht es die Angabe von Daten über die Inzidenz von Knieosteonekrosen.
Die vorliegende Studie analysiert die Inzidenz von Knienekrosen in grossen Datenbanken, insbesondere auch im Jahr vor einem Kniegelenksersatz.
Unter 122’343 Erwachsenen (durchschnittliches Alter 68 Jahre) fand sich das Auftreten einer Knienekrose in 0,006 bis 0,10%, entsprechend einer Inzidenz 0,01 bis 0,17 pro 1’000 Personenjahre.
Unter den 81’807 Personen mit Knieersatz betrug die Inzidenz einer Knochennekrose im Jahr vor der Operation 0,004 bis 0,06%. In einer zusätzlichen Datenbank von 316’593 Patienten mit Knieersatzoperationen (Durchschnittsalter 74 Jahre) fand sich eine Knienekroseinzidenz von 0,24 bis 0,7%.
Fazit:
Die Knieosteonekrose ist selten unter Erwachsenen mit einer Kniearthrose, dies auch in Berücksichtigung der Daten im Jahr vor einem Kniegelenksersatz. Die Daten werden dazu dienen, das Auftreten von Knienekrosen unter Therapie mit Anti-Nerv-Wachstumsfaktor zu beurteilen.