TNF und radiographische Progression

Tumour necrosis factor inhibitors slow radiographic progression in patients with ankylosing spondylitis: 18-year real-world evidence

Bon S. K. et al, Ann Rheum Dis 2020:online

In einigen Kohortenstudien konnte gezeigt werden, dass eine frühe und langfristige Behandlung mit Tumornekrosefaktor-Hemmern (TNFi) die radiologische Progression bei Patienten mit Spondylitis ankylosans (axSpA) verlangsamen kann. Die koreanischen Autoren analysierten in dieser retrospektiven Analyse die Daten von über 1200 Patienten über einen sehr langen Zeitraum, wovon knapp 600 mittels TNFi behandelt wurden.

Resultate: die Analyse ergab (nach statistischem Ausschluss von confounders wie z.B. NSAR-Einnahme), dass im Vergleich zur Behandlung ohne TNFi die Behandlung mit TNFi die radiologische Progression in einem Zeitraum von 18 Jahren in dieser koreanischen Kohorte unabhängig von anderen Faktoren signifikant verlangsamte. Dabei fiel u.a. auf, dass es keinen Geschlechtsunterschied gab und ein Augenbefall mit einem schwereren Verlauf korrelierte. Der Effekt des Rauchens konnte leider nicht miteinbezogen werden aufgrund ungenügender Datenqualität zu diesem Punkt.

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KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel

Secukinumab ähnlich wie TNF-Hemmer bei SpA nach TNF-Hemmer-Versagen

Effectiveness of secukinumab versus an alternative TNF inhibitor in patients with axial spondyloarthritis previously exposed to TNF inhibitors in the Swiss Clinical Quality Management cohort

Micheroli R. et al. Ann Rheum Dis 2020;79:1203

Einmal mehr wurden Daten aus der Swiss Clinical Quality Management-Kohorte ausgewertet: Patienten mit axialer Spondylarthritis (axSpA) erhielten nach Versagen einer TNFα-Therapie entweder einen andern TNFα-Hemmer (TNFi, n=284) oder Secukinumab (SEC, n=106). Die SEC-Patienten hatten initial höhere Werte für BASDAI etc. und CRP als TNFi-Patienten und SEC wurde häufiger erst als Dritt- oder Viertlinientherapie verordnet. Die Wirksamkeit lag im Bereich von 40% und war für beide Substanzen vergleichbar (BASDAI50 nach einem Jahr, Therapieabbrüche, etc.).

Gestützt auf diese «real-life»-Daten aus der Schweiz kann keine Überlegenheit der einen Substanz(gruppe) postuliert werden. Direkte Vergleichsstudien müssen abgewartet werden.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Therapie der Vitiligo

Ruxolitinib cream for treatment of vitiligo: a randomised, controlled, phase 2 trial

Rosmarin D et al., Lancet 2020;396(10244):110

In dieser dermatologischen Placebo kontrollierten, randomisierten Phase-II Studie wurde der Effekt einer topischen Behandlung mit Ruxolitinib (Jakavi®), einem selektiven JAK 1 und 2 Hemmer, bei Patienten mit Vitiligo untersucht.
Die Vitiligo ist ja bekanntermassen eine Autoimmunerkrankung, die nicht selten kombiniert mit anderen Autoimmunopathien v.a. aus dem rheumatologischen Formenkreis vorkommt. JAK Inhibitoren wiederum sind seit einigen Jahren sehr erfolgreich in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasisarthritis und in Zukunft auch verschiedener anderer Autoimmunerkrankungen v.a. Kollagenosen wie z.B. SLE oder inflammatorischen Myopathien im Einsatz. Ruxolitinib ist eine selektiver JAK 1 und 2 Hemmer (ähnlich wie Baracitinib), der in der Schweiz zur Behandlung der Myelofibrose, Polycythemia vera und der essentiellen Thrombozytose zugelassen ist. Daneben laufen Studien in der Behandlung schwerer COVID-19 Verläufe mit aktiviertem Immunsystem und sogenanntem «Zytokinsturm».

In einer topischen Anwendung zeigte nun Ruxolitinib einen guten Effekt bei der Vitiligo. Im primären Studienendpunkt nach 24 Wochen erreichten 50% der Patienten einen VASI50 (Vitiligo Area Scoring Index) mit der 1.5% Creme 1 mal täglich. Nach 54 Wochen 58% mit der 2 mal täglichen Applikation. In der Placebogruppe erreichten dies nur 3% der Patienten. Die lokale Verträglichkeit war gut.
JAK Hemmer sind eine sehr grosse Bereicherung zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen. Nicht nur für uns Rheumatologen, sondern für alle Fachgebiete, die Patienten mit Autoimmunerkrankungen betreuen und behandeln.
Ich bin überzeugt, dass das Indikationsspektrum für diese Medikamentengruppe in den nächsten Jahren stark erweitert wird und diese sich bei vielen dieser Erkrankungen als wirksam erweisen wird.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Meniskusreparation, Rekonstruktion vorderes Kreuzband: Langzeitresultate

The relationship between ACL reconstruction and meniscal repair: quality of life, sports return, and meniscal failure rate: 2- to 12-year follow-up

Rodríguez-Roiz J. M. et al, J Orthopaedic Surgery Research 2020:online

Ziel dieser retrospektiven Studie: Langzeitresultate nach Meniskusnaht bei Amateursportlern, zur Analyse Aufteilung in zwei Gruppen: isolierte Meniskusnaht versus zusätzliche Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes.

Rückkehr zum Sport war insgesamt in 92% möglich nach durchschnittlicher Beobachtungszeit von gut 6 Jahren. Das Alter spielte für den Outcome keine Rolle. Eine Reruptur des Meniskus trat in 13% auf, was vor allem bei isolierten Korbhenkelrissen der Fall war. Wurde die Meniskusreparation gleichzeitig mit einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes durchgeführt, traten Rerupturen sogar nur in 8% auf.

Fazit:
Es ist bekannt, dass kleinere Meniskusrisse durchaus auf natürlichem Weg regenerieren können. Handelt es sich jedoch um grössere Risse und insbesondere in Kombination mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes, sind die Resultate der arthroskopischen Operation indessen gut: Ein hoher Prozentsatz von über 90% kann den früheren Sport wieder aufnehmen, ohne dass es zu einem Versagen der Meniskusintegration kommt . Dies ist insbesondere der Fall, wenn allfällige begleitende vordere Kreuzbandläsionen in die Operation miteinbezogen werden.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich