Subakromiale Dekompression: Noch berechtigt?
Arthroscopic subacromial decompression for subacromial shoulder pain (CSAW): a multicentre, pragmatic, parallel group, placebo-controlled, three-group, randomised surgical trial
David J. Becard et al. Lancet 2017:online
Die arthroskopische subakromiale Dekompression stellt nach wie vor bei subakromialem Schulterschmerz eine häufige Therapie dar. Die vorliegende Multicenter, randomisierte Placebo-kontrollierte Studie an 313 Patienten hat keine klinische Relevanz der Schmerzverbesserung zwischen der Gruppe der Dekompression, der investigativen Arthroskopie sowie der Placebo-Gruppe nach 6 und 12 Monaten nachweisen können. Frozen Shoulders waren die einzigen Komplikationen mit je 2 Patienten in jeder Gruppe.
Die Interventionsgruppen schnitten statistisch gesehen für den Oxford Shoulder Score zwar leicht besser ab, dies war jedoch klinisch nicht von Relevanz. Die Autoren vermuten, dass dieser Unterschied am ehesten durch den Placebo-Effekt oder durch die postoperative Physiotherapie erklärt werden kann.
Die vorliegenden Resultate stellen die subakromiale Dekompression bei subakromialem Schulterschmerz in Frage. In der Praxis ist es wichtig, die Schulterprobleme individuell zu betrachten und nur dort Interventionen durchzuführen, wo dies auch klar die Schmerzursache beseitigt und durch traditionelle konservative Methoden nicht erreichbar ist.

Autor:
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich
Gewichtsreduktion bei Gichtpatienten
Weight loss for overweight and obese individuals with gout: a systematic review of longitudinal studies
SM Nielsen et al., Ann Rheum Dis 2017:1870
Diese Metaanalyse berücksichtigte 10 von 3991 Studien (einschliesslich eine randomisierte Studie). Interventionen waren Diät, physische Aktivität, bariatrische Chirurgie, Diuretika, Metformin oder keine Intervention. Der Gewichtsverlust betrug von 3 kg bis 34 kg. Die Studien waren heterogen.
Der Effekt auf den Serumharnsäurewert (sUA) schwankte zwischen ?168 bis 30 ?mol/L, und 0 % bis 60 % der Patienten erreichten den Zielwert (<360 ?mol/L). 6 von 8 Studien (75 %) ergaben einen günstigen Effekt hinsichtlich Gichtschübe. Bei bariatrischer Chirurgie ergab sich eine Tendenz zu kurzfristiger Risikoerhöhung für eine erhöhte Serumharnsäure sowie für einen Gichtschub kurzfristig nach der Operation.
Die Autoren schliessen, dass ein Gewichtsverlust bei übergewichtigen Patienten mit Gicht unbedingt anzustreben sei, dass jedoch der wissenschaftliche Hintergrund für diese Maxime dürftig sei und dringend neuer Studien bedürfe.

Autor:
KD Dr. med. Marcel Weber
Zürich
Harnsäure und Demenz
Uric acid and incident dementia: a population-based cohort study
Latourte et al., Ann Rheum Dis. 2017 Jul 28. pii: e210767
ACR 2017 Abstract 2080 Lieke et al.: Serum uric acid and incident dementia: A population based study
In der Literatur gibt es immer mehr Hinweise auf den Zusammenhang zwischen dem Serumharnsäurespiegel und Demenz. In der Populationsbeobachtungstudie von Latourte et al., publiziert im Annals of Rheumatic Disease, zeigte sich eine erhöhte Inzidenz sowohl der Multiinfarktdemenz als auch der Demenz vom Alzheimertyp bei hohem Harnsäurespiegel im Serum.
Die Resultate einer anderen Populationsstudie aus Schweden wurden am diesjährigen ACR Kongress in San Diego vorgestellt. Dabei zeigte sich bei Frauen ein erhöhte Inzidenz einer Multiinfarktdemenz bei hohen aber auch tiefen Harnsäurespiegeln. Bei tiefem Harnsäurespiegel war das Risiko, eine Demenz vom Alzheimertyp zu entwickeln erhöht.
Nach aktueller Datenlage scheint damit das Risiko einer Multiinfarktdemenz klar erhöht zu sein bei einem hohen Harnsäurespiegel, während ein tiefer Spiegel das Risiko der Alzheimerdemenz zu erhöhen scheint. Ob ein hoher Harnsäurespiegel auch das Alzheimerrisiko erhöht ist unklar. Da gegensätzliche Aussagen in den beiden Studien bestehen.
Aufgrund dieser Daten sollte eine Hyperurikämie behandelt werden. Wie tief die Harnsäure gesenkt werden kann ohne das Risiko für die Entwicklung einer Demenz vom Alzheimertyp zu erhöhen bleibt unklar. Dazu braucht es prospektive Daten.

Autor:
Dr. med. Thomas Langenegger
Baar