Intraartikuläre Steroide bei Arthrose

Efficacy and safety of multiple intra-articular corticosteroid injections for osteoarthritis – a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials and observational studies

Ayub, S. et al. Rheumatology 2021:online

Diese Studie untersucht die Wirksamkeit und Sicherheit von multiplen intraartikulären Kortikosteroid-Injektionen (IACS) zur Behandlung von Arthrosen (OA).

Sechs RCTs wurden für die Wirksamkeitsbewertung eingeschlossen. Die Verwendung von mehrfachen intraartikulären Steroidinjektionen (IACS) schien besser zu sein als der Komparator (Standardmittelwertdifferenz für Schmerzen 0,47, 95% CI 0,62/0,31). Allerdings gab es eine beträchtliche Heterogenität und eine Subgruppenanalyse nach Komparator zeigte keine Trennung von regelmässiger IACS von Placebo, obwohl der Zeitpunkt der Schmerzbeurteilungen fraglich war. Eine RCT fand heraus, dass regelmässige IACS alle 3 Monate über 2 Jahre einen grösseren Knorpelverlust im Vergleich zur Kochsalzinjektion verursachte (0,21 vs 0,10mm). Eine Kohortenstudie fand, dass mehrfache IACS-Injektionen mit einer Verschlechterung der Gelenkspaltverengung (HR 3,02, 95% CI 2,25/4,05) und einem erhöhten Risiko für einen Gelenkersatz (HR 2,54, 95% CI 1,81/3,57) verbunden waren.

Fazit:
Einzelne Studien haben die kurzfristige Wirksamkeit von intraartikulären Steroiden beschrieben. Die vorliegende Metaanalyse zeigt nun aber, dass insbesondere repetitive Steroidinjektionen keinen langfristigen Benefit haben. Respektive sogar mögliche schädliche Wirkungen auf den Knorpel haben können. Interessant ist, dass insbesondere die 2 RCT mit NaCl- Injektion im Plazebo Arm der Studie keine Überlegenheit von wiederholten Steroidinjektionen gegenüber Plazebo zeigen konnten. Bezüglich der infiltrativen Therapie der Arthrose ist langfristig PRP wie in der kürzlich vorgestellten Studie von Belk, J. W. et al. Am. J. Sports Med. 49, 249–260 (2021) wahrscheinlich sinnvoller.

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Dr. Christian Marx
Zürich

Checkpointinhibitoren bei bestehender Autoimmunerkankung

Safety and Efficacy of Checkpoint Inhibition in Patients With Melanoma and Preexisting Autoimmune Disease: A Cohort Study

van der Kooij MK, et al. Ann Intern Med. 2021:online

In dieser prospektiven Kohortenstudie aus Holland wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Therapie mit Checkpointinhibitoren bei fortgeschrittenem Melanom und konkomittierender Autoimmunerkrankung (AIE) untersucht.

Bei 4367 Patienten in dieser Kohorte mit fortgeschrittenem Melanom fanden sich 415 mit einer AIE, davon hatten 227 eine rheumatologische AIE und 55 eine entzündliche Darmerkrankung (IBD).

Es zeigte sich bei dieser Patientengruppe unter Checkpointinhibitor-Therapie ein gleich gutes Ansprechen der Therapie auf die Tumormanifestationen bei gleicher Verträglichkeit. Der Therapieeffekt war bei Patienten mit einer AIE gleich gut ob mit oder ohne immunsuppressive Therapie für die AIE. Betreffend Aktivierung der AIE unter den Chekcpointinhibitoren hatten einzig die Patienten mit IBD häufiger einen Schub der Kolitis.

Diese prospektive Kohortenstudie zeigt, dass eine Checkpointinhibitor-Behandlung beim fortgeschrittenen Melanom auch bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung möglich ist mit gleich gutem Ansprechen und gleich guter Verträglichkeit unabhängig davon, ob eine gleichzeitige immunsuppressive Therapie besteht.

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Tibiale Osteotomie bei medialer Gonarthrose

Total knee replacement after high tibial osteotomy: time-to-event analysis and predictors

Primeau C. A. et al. CMAJ 2021;193:E158

Bei 556 kanadischen Patienten (Durchschnittsalter 50) wurden wegen medialer Gonarthrose 643 hohe tibiale Osteotomien (HTO) durchgeführt. Die meisten waren männlich, übergewichtig, O-beinig (Varus-Knie), schmerzgeplagt und hatten radiologisch eine mittelgradige mediale Gonarthrose (Kellgren 2-3). Totale Knieendoprothesen (TEP) mussten innert 5 Jahren bei 5% und innert 10 Jahren bei 21% durchgeführt werden. Risikofaktoren waren der Schweregrad der Arthrose (adjusted hazard ratio [HR] 1.96), Schmerz (HR 0.85), Frauen (HR 1.67), Alter (HR 1.50 für 10 Jahre) und BMI (HR 1.31).

Bei 4 von 5 Patienten konnte mit einer HTO das Einsetzen einer Totalendoprothese um mehr als 10 Jahre hinausgezögert werden. Diese prospektiv erfassten Daten sollten uns daran denken lassen, bei Varus-Gonarthrose insbesondere bei jungen (ca. 50-jährigen) übergewichtigen Männern zuerst eine HTO und erst in zweiter Linie eine TEP zu empfehlen.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

IgG4-Krankheit unter Rituximab

A Follow-Up Study of a European IgG4-Related Disease Cohort Treated with Rituximab

Backhus J. et al. J Clin Med. 2021; 10(6): 1329

Die IgG4-Krankheit ist eine chronische entzündliche Erkrankung mit Befall fast jedes Organs. Steroide bilden die erste Wahl der Behandlung. Diese retrospektive Studie untersuchte das Ansprechen auf Rituximab (RTX), einen CD20 bindenden Antikörper, als Therapie für die IgG4-Krankheit. In der untersuchten Kohorte wurden 13 von 46 Patienten mit RTX Puls-Therapie behandelt (Grund: Rückfall oder Nebenwirkung auf Steroide, Hochrisikosituation mit Multiorganbefall). Die Beobachtungszeit dieser Gruppe betrug 71 Monate.

Alle Patienten in der RTX-Gruppe zeigten initial kein signifikantes Ansprechen auf Kortikosteroide. Unter RTX hingegen trat eine signifikante rasche Verbesserung klinisch wie auch im Labor auf. Innerhalb von weiteren 16 Monaten rezidivierten 61% der Patienten in der RTX-Gruppe, sprachen jedoch sofort wieder gut auf eine erneute RTX-Therapie an.

Fazit:
RTX ist eine effektive und sichere Behandlung der IgG4-Erkrankung sowohl als Induktionsbehandlung wie auch in der Erhaltungstherapie einer langfristigen Remission. Die Autoren empfehlen eine RTX-Gabe alle 6 bis 9 Monate, um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich