Jugendliche Diskusdegeneration als ungünstiges prognostisches Zeichen
Disc Degeneration of Young Low Back Pain Patients: A Prospective 30-year Follow-up MRI Study
Sääksjärvi S. et al. Spine 2020:45:1341
26 von 75 Patienten (35 von noch gefundenen 69 füllten einen Fragebogen aus) mit einem lumbalen MR im Alter von 20 Jahren konnten nach 30 Jahren mit MR nachuntersucht werden. Verminderte Signalintensität des Diskus (fünf unterste Segmente) nahm von 23 (von 130, entspricht 18%) auf 92 (71%) zu, respektive von 0.9 auf 3.5 pro Patient. Initial geringgradig verminderte Signalintensität führte zu stärkerer Verschlechterung verglichen mit normalen Bandscheiben (57% vs. 11%, p<0.001). Lokalisatorisch waren mit 20 Jahren vor allem die beiden untersten Segmente, mit 50 Jahren alle vier untersten Segmente betroffen. Keine Korrelation fand sich zu den Beschwerden (Fragebogen).
Die Vermutung, dass sich eine beginnende Bandscheiben-Degeneration im Zeitverlauf verschlimmert, bestätigt sich, aber einmal mehr besteht keine direkte Korrelation der bildgebenden Degenerationen zu den Schmerzen und Beeinträchtigungen des Patienten.
Verhindert Denosumab die Gelenkprothesenlockerung?
Effect of denosumab on osteolytic lesion activity after total hip arthroplasty: a single-centre, randomised, double-blind, placebo-controlled, proof of concept trial
Mahatma M et al. Lancet Rheumatol, Jan 2021
In dieser placebokontrollierten Phase-2 Doppelblindstudie wurde 8 Wochen vor einer geplanten Revisionsoperation bei aseptischer Hüftprothesenlockerung bei je 11 Patienten Denosumab 60 mg oder Placebo intravenös verabreicht. Intraoperativ wurden Biopsien im Bereich der Lysezonen entnommen und histologisch untersucht. In der Gruppe mit Denosumab zeigte sich eine 83%-ige Reduktion der Osteoklasten.
Diese Proof-of-Concept Studie zeigt auf, dass eine Verabreichung von Denosumab die aseptische Prothesenlockerung allenfalls vermindern und im Idealfall verhindern könnte. In bisherigen prospektiven klinischen Studien konnte ein solcher Effekt für Bisphosphonate nicht belegt werden. Es braucht nun prospektive Studien mit der Frage, ob Denosumab, wenn rechtzeitig verabreicht oder gar prophylaktisch gegeben, die aseptische Prothesenlockerung verhindern könnte.
ACPA und Knochendichte bei RA
The relation between autoantibodies and bone mineral density in patients with rheumatoid arthritis
Amkreuz JAMP et al, Arthritis & Rheumatology, 2020:online
Die Autoren untersuchten den Zusammenhang zwischen Autoantikörpern und Osteoporose in zwei unabhängigen RA-Kohorten mit ca. 600 Patienten. Frühere Untersuchungen wiesen darauf hin, dass Autoantikörper wie Anti-CCP-Antikörper (ACPA) bei RA einen Knochenverlust (gemessen an der Knochenmineraldichte = BMD) induzieren können.
Resultate:
ACPA-positive Patienten hatten eine signifikant niedrigere Ausgangs-BMD im Vergleich zu ACPA-negativen Patienten. ACPA-Positivität war jedoch unter adäquater Therapie nicht mit einer größeren Abnahme der absoluten BMD oder des Z-Scores im Laufe der Zeit assoziiert. In beiden Kohorten war eine ACPA-Positivität im Laufe der Zeit nicht mit mehr Osteopenie oder Osteoporose assoziiert.
Fazit der Autoren:
Das Vorhandensein von ACPA-AK ist zwar mit einer signifikant niedrigeren Ausgangs-BMD, aber nicht mit einem größeren BMD-Verlust im Laufe der Zeit bei korrekt behandelten RA-Patienten assoziiert. Diese Ergebnisse legen nahe, dass ACPA allein nicht zum Knochenverlust nach Krankheitsbeginn beizutragen scheinen, wenn die RA nach TTT-Prinzip adäquat behandelt wird.
RA: Langzeitmonotherapie mit Biologics bei niedriger Krankheitsaktivität
Persistence on biologic DMARD monotherapy after achieving rheumatoid arthritis disease control on combination therapy: retrospective analysis of corrona registry data
Pappas D. A. et al, Rheumatology International, 2020: online
Retrospektive Studie von “ Real World Data” aus einem sehr grossen amerikanischen Krankenregister (Daten von Praxen und Spitälern). Mit Fokus auf Etanercept wurde untersucht, wie lange eine Monotherapie mit TNF-Blockern anhielt nach Erreichen einer Remission bzw. einer tiefen Krankheitsaktivität unter Kombination von TNF-Blockern plus csDMARD (Remission: CDAI-Score < 2.8; tiefe Krankheitsaktivität: CDAI-Score zwischen 2.8 und 10.0; csDMARDs: MTX, Hydroxychloroquin, Leflunomid oder Sulfasalazin).
Resultate:
Eine Langzeitmonotherapie unter TNF-Blockern hatten nach 6 Monaten noch 56% der Patienten unter Etanercept gegenüber 45% unter anderen TNF-Blockern; nach 12 Monaten 46% gegenüber 33%. Der beste Voraussageparameter für eine Langzeitpersistenz der Monotherapie war das Erreichen einer Remission (im Gegensatz zu einer tiefen Krankheitsaktivität).
Die Autoren folgern, dass ein Übergang der Kombination zur Monotherapie mit TNF-Blockern, namentlich Etanercept, möglich ist. Insbesondere bei Erreichen einer Remission ist dies der Fall. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in dieser Studie die Gruppe unter Etanercept gegenüber den anderen TNF-Blockern weniger kardiovaskuläre Erkrankungen aufwies, ebenso weniger vorausgehende Biologics hatte, zudem war diese Gruppe jünger und wies in der Subgruppe der bereits vorgängig mit Biologics Behandelten einen vermehrten Gebrauch von Prednison auf. Diese Faktoren allein könnten durchaus erklären, weshalb Etanercept besser abschnitt. Möglicherweise spielen neutralisierende Antidrug-Antikörper ebenso eine Rolle.
Die internationalen Richtlinien empfehlen keine Monotherapie mit Biologics bei Rheumatoider Arthritis (dies ganz im Gegensatz zur Psoriasis-Arthritis). Offen bleibt in dieser Studie die Frage, ob das Weitführen einer Kombinationstherapie nicht noch effizienter gewesen wäre und vielleicht dadurch mehr Patienten länger auf demselben Biologic geblieben wären. In der Praxis ist auch eher unwahrscheinlich, dass bereits bei tiefer Krankheitsaktivität, wie sie hier definiert wird, die Therapie reduziert wird. Vielmehr möchte man eine Remission über längere Zeit erreichen, bevor eine Therapieänderung im Sinne einer Reduktion vorgenommen wird.