Initiale Röntgenbilder Hände/Füsse bei RA wenig ergiebig

Limited Diagnostic and Prognostic Value of Routine Radiographs in Newly Presenting Arthritis Suspected of Rheumatoid Arthritis: A Retrospective Study

Ulijn E. et al. Arthritis Care Res 2024;76:497

Diese retrospektive Kohortenstudie bei neu aufgetretener Rheumatoider Arthritis (RA) zeigte RA-assoziierte Erosionen lediglich bei 32 von 724 Patienten (4.4 %). Erosionen führten bei 2 Patienten zu einer Änderung der diagnostischen Klassifikation (0.3 %) und bei 3 Patienten zu einer veränderten prognostischen Klassifikation (0.4 %). Seronegative Patienten und Patienten ohne erhöhte Akutphasenreaktanten hatten eine signifikant geringere Prävalenz von Erosionen (χ2 9.4, p=0.002, χ2 6.5, p=0.01). Eine längere Symptomdauer war nicht mit einer unterschiedlichen Prävalenz von Erosionen assoziiert (χ2 0.4, p=0.81).

Im Sinn der Verminderung von Strahlenexposition ist die Indikation der bislang routinemässig angefertigten Röntgenbilder der Hände und Füsse als Diagnostikum, Prognostikum und Verlaufsparameter für die Diagnose einer RA zu überdenken. Nota bene wurde der Einsatz des Ultraschalls nicht beachtet. Bei der heutigen Früherfassung der RA zeigen die Daten dieser Kohorte eine verschwindend kleine Häufigkeit von Erosionen, welche das routinemässige Anfertigen von Röntgenbildern nicht rechtfertigt.

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KD Dr. Marcel Weber
Zürich

Hat eine Kreuzbandruptur Einfluss auf die Karriere von professionellen Fussballspielern?

The Effect of Primary ACL Reconstruction on Career Longevity in English Premier League and Championship Soccer Players Compared With Uninjured Controls: A Matched Cohort Analysis

Borque KA et al. Am J Sports Med 2024;52(5):1183

Da momentan Fussball im Zentrum des sportlichen Interesses ist, habe ich dieses sportmedizinische Paper ausgewählt.

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde untersucht, ob eine Kreuzbandruptur mit operativer Rekonstruktion einen Einfluss auf die weitere Karriere bei Profi-Fussballspielern der Premier League in England hat. Es wurden 82 Fussballspieler, bei denen eine Kreuzbandruptur operativ behandelt wurde, mit 246 vergleichbaren Spielern ohne Kreuzbandruptur verglichen. Fussballspieler mit einer Kreuzbandruptur hatten eine 1.6 Jahre kürzere Karrieredauer als die Vergleichsspieler. Es zeigte sich auch ein deutlicher Unterscheid in der Rate der Beendigung der aktiven Karriere unmittelbar nach der Kreuzbandruptur und auch 5 oder 10 Jahre danach.

Kommentar
Eine Kreuzbandruptur bei Profifussballspielern aus der Premier League in England hat doch einen wesentlichen Einfluss auf den weiteren Karriereverlauf. Im Durchschnitt hatten die Spieler nach einer Kreuzbandruptur eine 1.6 Jahre kürzere Karrieredauer.

 

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Dr. Thomas Langenegger
Baar

Ultraschall als Verlaufskontrolle bei Patienten mit neu diagnostizierter Riesenzellarteriitis

Follow-up Ultrasound Examination in Patients with Newly Diagnosed Giant Cell Arteritis

Schäfer V S. et al. Rheumatology 2024:online ahead of print

Ziel dieser Studie war es, die Veränderungen der Intima-Media-Dicke (IMT), die Gesamtzahl der betroffenen Arterien und den vorläufigen OMERACT GCA-Ultraschallscore (OGUS) in einem Zeitraum von 12 Monaten zu bewerten. In einer prospektiven Studie wurden insgesamt 50 Patienten mit neu diagnostizierter Riesenzellarteriitis (GCA) fortlaufend in die Studie aufgenommen und nach Schema untersucht. Ultraschalluntersuchungen der Gesichts-, Temporalarterien, Karotiden, Vertebral- und Axillararterien wurden zu Beginn sowie nach 3, 6, 9 und 12 Monaten durchgeführt. In einer Untergruppe von Patienten wurden die Untersuchungen in den ersten 100 Tagen wöchentlich durchgeführt.

Es wurden signifikante Reduktionen der IMT, der Gesamtzahl der betroffenen Arterien und des OGUS-Scores beobachtet. Die durchschnittliche IMT der Axillararterie normalisierte sich nach 7 Tagen, während die IMT der A. temporalis communis sich nach 50 Tagen normalisierte. Die durchschnittlichen OGUS-Werte lagen nach 6 Monaten unter 1. Es gab keine Unterschiede in den IMT-Veränderungen zwischen GCA-Patienten mit oder ohne PMR oder zwischen denen mit und ohne zusätzliche Tocilizumab-Behandlung. Ein Rezidiv trat bei vier Patienten auf. Bei Rezidiven waren die durchschnittlichen IMT und OGUS-Score höher im Vergleich zur vorherigen Bewertung. Es wurden keine prädiktiven Werte für einen Rückfall identifiziert.

Kommentar
Ultraschall ist ein Standardwerkzeug zur Diagnose der Riesenzellarteriitis (GCA). Bis jetzt haben nur wenige Studien die Rolle des Ultraschalls bei der Nachsorge von GCA untersucht. Die aktuelle Studie zeigt, dass der vaskuläre Ultraschall sensitiv für Veränderungen ist (IMT, OGUS) sowohl bei gutem Krankheitsverlauf als auch bei Rezidiven. Das Vorhandensein einer PMR oder die Behandlung mit Tocilizumab hatte keinen Einfluss auf die IMT-Veränderung in den Verlaufsuntersuchungen. Trotz einiger Einschränkungen, wie kleine Kohortengrösse und hoher Anteil von atherosklerotischen Veränderungen in der Kohorte macht es Sinn, den Ultraschall in der Praxis auch in der Verlaufsbeurteilung einzubeziehen.

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Dr. Christian Marx
Zürich

JAK-Hemmer als Monotherapie

The efficacy and safety of different Janus kinase inhibitors as monotherapy in rheumatoid arthritis: A Bayesian network meta-analysis

Qu B. et al. PLOS ONE 2024;19(6): e0305621

Übersichtanalyse der Wirksamkeit und Sicherheit von Januskinase-Hemmern als Monotherapie bei rheumatoider Arthritis. 33 randomisierte kontrollierte Trials mit insgesamt 15’961 Patienten. JAK-Hemmer umfassten Filgotinib, Tofacitinib, Decernotinib, Baricitinib, Upadacitinib und Peficitinib; die Kontrollgruppen hatten Adalimumab bzw. Placebo.

Im Vergleich zu Placebo wiesen alle JAK-Hemmer eine signifikante Steigerung der Wirksamkeit auf (ACR20/50/70). Im Vergleich zu Adalimumab zeigte Tofacitinib (nebst den in der Schweiz nicht erhältlichen Decernotinib und Peficitinib) eine signifikante Erhöhung der Wirksamkeit betreffend ACR20/50/70. Niedrig dosierte Therapien zeigten eine bessere Sicherheit, hochdosierte im allgemeinen eine bessere Wirksamkeit. Besonders günstig schnitt bezüglich Wirksamkeit wie auch Sicherheit Tofacitinib ab.

Fazit
Immer mehr Januskinase-Hemmer sind verfügbar. In dieser Übersichtsarbeit wurden Trials evaluiert, welche JAK-Hemmer gegenüber Placebo bzw. auch Adalimumab untersucht haben. Dabei fand sich wie zu erwarten eine bessere Wirksamkeit bei hohen Dosen, sowie eine bessere Sicherheit bei niedriger Dosierung. Tofacitinib schnitt besonders gut ab. Neuere JAK-Hemmer, in der Schweiz noch nicht erhältlich, zeigten ebenfalls günstige Resultate (besonders Decernotinib); zur zuverlässigen Beurteilung müssen jedoch weitere Trials abgewartet werden. Um einzelne JAK-Hemmer mit Sicherheit im Vergleich beurteilen zu können, braucht es direkte Head-to-Head-Untersuchungen, welche bisher nicht verfügbar sind.

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Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich