Infektionsrisiko bei Rheumapatienten unter Biologikatherapie nach einer orthopädischen Operation

The Effect of Perioperative Biologic Disease-Modifying Anti-Rheumatic Drugs on the Risk of Postoperative Complications: Surgical Site Infection, Delayed Wound Healing, and Disease Flares Following Orthopaedic Surgical Procedures

van Duren B. H. et al. J Bone Joint Surg Am 2022:online ahead of print

In dieser Metaanalyse wurde die auch in der Schweiz gängige Praxis einer Therapiepause einer Biologikatherapie bei Patienten mit einer inflammatorischen rheumatischen Erkrankung perioperativ bei orthopädischen Operationen untersucht. Es fanden sich 11 Studien, die die strengen Einschlusskriterien erfüllten. Insgesamt gab es Daten zu 7344 Patienten. Bei 2385 Patienten wurden die Biologika perioperativ nicht pausiert, bei 4959 wurde die Therapie pausiert. Patienten, bei welchen die Biologika perioperativ pausiert wurden, zeigten signifikant mehr einen Flare der rheumatischen Erkrankung (25.7 % versus 7.3%). Infektionen (3.06 % versus 2.8 %) und Wundheilungsstörungen (2.28 % versus 0.99%) zeigten hingegen keinen signifikanten Unterschied.

Fazit:
Obwohl diese Metaanalyse kein erhöhtes Infektrisiko oder eine höhere Rate an Wundheilungsstörungen postoperativ nach orthopädischen Eingriffen bei Rheumapatienten mit oder ohne Therapiepause einer Biologikatherapie zeigte, bleibe ich vorsichtig und befolge auch weiterhin die Behandlungsempfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie zu diesem Thema. Eine Ausnahme kann evtl. gemacht werden bei Patienten, die ein hohes Risiko für ein Flare der Grunderkrankung bei potentiell gefährlichen Erkrankungen (Kollagenosen, Vaskulitiden etc.) haben. Bei dieser Patientengruppe muss das Risiko eines Infektes versus dem Risiko eines Flares der Grunderkrankung gegeneinander abgewogen werden.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

Orale Methotrexat – Gabe bei rheumatoider Arthritis

Oral Methotrexate at Doses 15-25 mg/week Is Non-Inferior to Parenteral Regarding Efficacy and Safety in the Treatment of Rheumatoid Arthritis: A Systematic Review and Meta-Analysis.

Wang F. et al. Clin Rheumatol 2022:online ahead of print

In dieser Meta-Analyse und systematischen Review wurde die optimale Verabreichungsform von Methotrexat (MTX) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) bezüglich Wirksamkeit, Sicherheit und das Bioverfügbarkeitsprofil von oralem MTX mit parenteralem MTX verglichen. PubMed, Web of Science, das Cochrane Central Register of Controlled Trials und ClinicalKey wurden nach veröffentlichten randomisierten Studien bis zum 30. Dezember 2021 durchsucht. Von 705 identifizierten Studien erfüllten 6 die Kriterien und wurden in die Meta-Analyse aufgenommen (644 Probanden).

Im Vergleich zur parenteralen MTX – Gabe ergaben sich bei oraler MTX – Gabe keine signifikanten Unterschiede bei den Ansprechraten von ACR20/50/70 und kein erhöhtes relatives Risiko für unerwünschte Ereignisse (OR: 1,20; 95 % CI: 0,49-2,93). Pharmakokinetisch zeigte parenterales MTX im Vergleich zu oralem MTX einen signifikanten Vorteil für Area under the curve (AUC), jedoch nicht bei Cmax und Tmax. Orales MTX in einer Dosierung von 15-25 mg/Woche ist bei aktiver RA in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit der parenteralen Therapie nicht unterlegen.

Kommentar:
Zusammenfassend bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen oralem und parenteralem MTX in Dosen von 15-25 mg/Woche in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit. In der Praxis kann insbesondere bei Remission oder niedriger Krankheitsaktivität auf eine orale Gabe gewechselt werden, ohne einen Wirkungsverlust befürchten zu müssen. Vorteil der oralen Gabe liegen auf der Hand: geringere Kosten, einfachere Handhabe (Belastung durch regelmässige Injektionen). Die Studie bestätigt den Eindruck aus der Praxis, dass die orale Gabe nicht signifikant aber trotzdem insgesamt etwas höhere Inzidenz von UAW’s, insbesondere gastrointestinalen Störungen und Hepatotoxizität, hat. Dies könnte der interessanten Beobachtung geschuldet sein, dass die orale Gabe höhere Cmax hatte als die parenterale Gabe.

Zur Studie
Dr. Christian Marx
Zürich

Sklerose: Autoantikörper als Marker der Klinik

Combinations of scleroderma hallmark autoantibodies associate with distinct clinical phenotypes

Clark K. E. N. et al. Scientific Reports Nature 2022:online ahead of print

Oft finden sich Autoantikörper bei systemischer Sklerose, welche besonders in der Frühphase auch diagnostisch wegweisend sind. Die vorliegende Studie untersuchte Kombinationen von Antikörpern und deren assoziierte Klinik.

Von 2799 Sklerose-Patienten mit positiven Antikörpern hatten 122 (4,3%) eine Kombination mit mindestens zwei Antikörpern. Am häufigsten fand sich die Kombination von U1RNP- und ACA-Antikörper: Diese Patienten waren jünger und zeigten häufiger einen diffusen Hautbefall, daneben auch mehr Arthritis und Myositis. Die Kombination U1RNP und Anticentromer-Antikörper kennzeichneten ein häufigeres Vorkommen einer pulmonal-arteriellen Pulmonie. Insgesamt konnten 13 Kombinationen gefunden werden; aufgrund der niedrigen Patientenzahl lässt sich hier aber keine gültige Aussage bezüglich Assoziation mit der Klinik machen.

Fazit:
Antikörper helfen oft in der Diagnostik von Kollagenosen, sie vermögen jedoch auch – besonders in Kombination – auf gewisse klinische Eigenschaften hinweisen. Mit Fortschritten in der Entwicklung von spezifischeren Medikamenten dürfte die Identifikation von Krankheitsuntergruppen wichtig werden für die gezielte Behandlung bereits in der Frühphase der Erkrankung.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich