Erfolgreiche Bewegungstherapie für Skoliose im Kindesalter
Effects of Specific Exercise Therapy on Adolescent Patients With Idiopathic Scoliosis: A Prospective Controlled Cohort Study
Liu D. et al. Spine 2020;45:1039
99 Kinder (A: 29 Kinder <10 Jahre; B: 24 10-12 J. und C: 46 13-15 J.) mit neu diagnostizierter Skoliose (Cobb-Winkel 10° bis 25°) nahmen an einem täglich mindestens 40 Minuten dauernden Bewegungsübungsprogramm teil (an anderm Ort: >180’/Wo?). Auf einem Bild sieht man eine Turnhalle mit Kindern, welche in Reih und Glied auf Gymnastikmatten Bewegungen üben. Die Verbesserung in Gruppe A betrug 6.8° (44% Korrektur), in Gruppe B 3.1° (18%) und in Gruppe C 1.5° (9%). In Gruppe A verbesserte sich die Skoliose bei 69.0% (20/29) der Kinder, blieb bei 27.6% (8/29) stabil und verschlechterte sich bei 3.4% (1/29); in Gruppe B: 45.8% (11/24), 50.0% (12/24) und 4.2% (1/24); in Gruppe C: 26.1% (12/46), 63.0% (29/46) und 10.9% (5/46).
Einzelne von uns mögen noch vom Klapp’schen Kriechen und von der Schroth-Skoliosebehandlung gehört haben, aber dieses Wissen ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Ob die guten Resultate der gezielten Bewegungstherapie im Wachstum bei Skoliose (je jünger das Kind desto besser das Resultat) auf die eiserne chinesische Disziplin zurückzuführen sind, bleibt offen, aber die Erkennung der Wirbelsäulenverformung im Kindesalter sowie eine regelmässige Gymnastik zur Korrektur ist nach wie vor empfohlen und wissenschaftlich belegt.
Baricitinib und Infekte
Infections in baricitinib clinical trials for patients with active rheumatoid arthritis
Winthrop K.L. et al, Ann Rheum Dis 2020:online
Die rheumatoide Arthritis (RA) ist eine systemische Autoimmunerkrankung, die mit einem erhöhten Infektionsrisiko einhergeht. Die Ursache kann in der Pathogenität der Erkrankung selbst, bei chronischen Begleiterkrankungen und beim Einsatz immunsuppressiver Therapien liegen, wie z.B. biologischer, konventioneller synthetischer und gezielter synthetischer krankheitsmodifizierender Antirheumatika (DMARDs). In dieser Studie wurden Daten von ca. 3500 Patienten mit Fokus auf Infekte und JAK-Kinasehemmer untersucht.
Die Inzidenz schwerer Infektionen stieg mit Baricitinib im Vergleich zu Placebo in dem 24-wöchigen randomisierten, kontrollierten Zeitraum nicht an, war aber ähnlich wie in anderen kürzlich durchgeführten tsDMARD- und bDMARD-Studien. Bei Patienten mit RA, die mit Baricitinib behandelt wurden, wurden ähnlich wie bei anderen JAK-Hemmern erhöhte Raten von behandlungsbedürftigen Infektionen einschließlich Herpes zoster (HZ) beobachtet. Innerhalb der Baricitinib-Gruppe wurden zudem 11 Tuberkulose-Fälle gemeldet; alle traten mit 4 mg und in endemischen Regionen auf. Opportunistische Infektionen, einschließlich HZ mit Befall mehrerer Dermatome waren in dieser Studie insgesamt selten. Um das «reale» Risiko der Infekte genauer festzulegen braucht es weitere Langzeitstudien.
Vermindert Zoledronat die Aortenverkalkung?
Once-yearly zoledronic acid and change in abdominal aortic calcification over 3 years in postmenopausal women with osteoporosis: results from the HORIZON Pivotal Fracture Trial
Cai G et al. Osteoporos Int 2020;31:1741
In dieser post hoc Analyse aus dem HORIZON Pivotal Fracture Trial wurde untersucht, ob eine 3-jährige Behandlung mit Zoledronat verglichen mit Placebo die Verkalkung der Aorta abdominalis vermindert.
Das Rationale für diese Untersuchung kommt von der Beobachtung, dass Bisphosphonate das kardiovaskuläre Risiko beim Menschen vermindern und tierexperimentell die Gefässverkalkungen und deren Progression reduzieren.
Im HORIZON Trial wurden 502 Frauen mit postmenopausaler Osteoporose eingeschlossen. 234 erhielten Zoledronat 5 mg jährlich i.v. und 268 Placebo. Im seitlichen LWS Röntgen wurde der Abdominal Aortic Calcification (AAC) Index zu Beginn der Behandlung und nach 3 Jahren berechnet. Dabei zeigte sich kein Unterschied in der Progression im AAC zischen der Verum- und der Placebogruppe.
Zumindest makroskopisch hat Zoledronat keinen Einfluss auf die Verkalkung, als Zeichen der Arteriosklerose, der Aorta abdominalis. Das beweist aber noch nicht, dass Bisphosphonate keinen Einfluss auf die Progression der Arteriosklerose haben kann. Grössere und längerdauernde prospektive Untersuchungen wären dazu nötig.
Riesenzellarteriitis: Revision der Erstdiagnose
Positive Predictive Value of the Giant Cell Arteritis Diagnosis in the Danish National Patient Registry: A Validation Study
Hjort P. E. et al, Clinical Epidemiology, 2020:12;731-6
Dänische Studie aus Register. 293 Patienten mit Erstdiagnose einer Riesenzellarteriitis (RZA) zwischen Januar 2012 und Dezember 2017. Retrospektive Aufarbeitung der medizinischen Unterlagen und Entscheidung über Diagnose durch zwei unabhängige Untersucher.
Die Diagnose einer RZA wurde bei 183 der 293 Patienten bestätigt, entsprechend einem positiven Voraussagewert von 62%. Eine Verbesserung des Wertes war über die Jahre der Untersuchung nicht feststellbar.
Etliche Erstdiagnosen einer RZA mussten revidiert werden. Erwartet wurde eine höhere Treffsicherheit dank der in den letzten Jahren zusätzlich verfügbaren bildgebenden Methoden (Ultraschall, FDG-PET); doch dies war nicht der Fall. Es zeigte sich kein Unterschied bei Berücksichtigung des Zeitpunktes der Diagnosestellung. Die Studie zeigt uns, dass auch im Verlauf einer Erkrankung, insbesondere wenn die Therapie nebenwirkungsreich ist oder zu wenig wirkt, die Diagnose zu überprüfen ist.