TNF-Hemmer und Diabetes

Impact of tumor necrosis factor inhibitors and methotrexate on diabetes mellitus among patients with inflammatory arthritis

Mantravadi S. et al, BMC Rheumatology, 2020:online

Retrospektive Kohortenstudie mit dem Ziel, Auswirkungen einer Therapie mit TNF-Blockern oder Methotrexat auf HbA1c zu untersuchen, dies bei Patienten mit Psoriasis-Arthritis, rheumatoider Arthritis oder Spondylitis ankylosans, welche alle einen Diabetes mellitus aufwiesen. Als Kontrolle diente eine Patientengruppe, welche neu eine Therapie mit Metformin begann.
Eine Neueinstellung mit Medikamenten erfolgte 10’389 mal; die Patienten begannen neu eine Therapie mit TNF-Blockern in 35%, mit MTX in 37% und in 50% mit Metformin.
Die mittleren Änderungen im Wert des HbA1c betrugen -3,5 nach TNF-Hemmer, -0,40 nach Methotrexat und -0,80 nach Metformin.

Fazit:
Das HbA1c senkte sich mit TNF-Hemmern und auch Methotrexat. Diese Reduktion des HbA1c-Wertes betrug etwa die Hälfte der Senkung unter Metformin.
Basistherapien mit TNF-Hemmern und Methotrexat können bei Diabetes einen positiven Effekt auslösen. Die Auswirkung von TNF-Hemmern und Methotrexat scheint etwa gleich gross zu sein. Offen ist, ob dieser Effekt über lange Zeit anhält und ob andere Basistherapeutika sich ähnlich auswirken.

Zur Studie
Prof. Dr. Beat A. Michel
Zürich

Dentale Effekte von Antiresorptiva

Effects of anti-resorptive drugs on implant survival and peri-implantitis in patients with existing osseointegrated dental implants: a retrospective cohort study

Kim J. Y. et al. Osteoporos Int 2020;3:1749

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden 80 Osteoporose Patienten mit bestehenden, gut sitzenden Zahnimplantaten nach Beginn einer antiresorptiven Therapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab betreffend Implantatversagen beobachtet. Diese Gruppe wurde mit einer vergleichbaren Population von 80 Personen (Alter, Geschlecht, Comorbiditäten etc.) mit Zahnimplantaten aber ohne antiresorptive Medikamente verglichen. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 85 Monate.

Die Überlebensrate der Zahnimplantate betrug 89.8 % bei Patienten unter antiresorptiver Therapie, verglichen mit 96% ohne diese Therapie. Obwohl statistisch nicht signifikant bei zu kleiner Anzahl Studienteilnehmer scheint das Implantatüberleben bei intravenöser Gabe von Zoledronat und Ibandronat tiefer zu sein als bei peroral verabreichten Bisphosphonaten oder Denosumab.
Diese Beobachtungsstudie zeigt eine tiefere Lebensdauer von Zahnimplantaten unter Behandlung mit antiresorptiven Osteoporosemedikamenten. Ob dies wegen der antiresorptiven Therapie alleine, oder auch noch begünstigt durch die Osteoporose selber ist, bleibt jedoch offen.

Zur Studie
Dr. Thomas Langenegger
Baar

SIG Varianten und deren klinische Bedeutung

Frequency of anatomical variation of the sacroiliac joint in asymptomatic young adults and its relationship with sacroiliac joint degeneration The association between sacral morphology and sacroiliac joint conformity demonstrated on CT-based bone models

Umay S.T. et al, Clinl Anat. 2020:online Kazuya I. et al, Clinl Anat. 2020:online

Dysfunktionen, sekundäre Degenerationen, Enthesiopathien oder entzündliche Veränderungen (entheseal/ligamentär oder synovial) sind eine Auswahl von Pathologien des komplexen SIG (SakroIliakalgelenk), die uns im klinischen Alltag nicht selten begegnen. In diesen 2 anatomischen retrospektiven Studien wurden mittels Computertomographie (CT) anatomische Varianten und deren Bedeutung für die Entwicklung sekundärer degenerativer Veränderungen evaluiert.

Kazuya et al konnten zeigen, dass die morphologischen Varianten des Sakrums eine relevante Rolle spielen und dass symptomatische Patienten häufig Veränderungen in der Rotationsachse hatten, gut passend zum klinischen Befund der «Dysfunktion». Umay et al haben 860 SIG untersucht und in ca. 10% der Probanden die bekannten anatomischen 6 Varianten des SIG bestätigen können (Tabelle 1). Es wurden keine Patienten eingeschlossen, die z.B. voroperiert waren, eine Spondyloarthritis hatten oder Frauen nach Geburten.

Ein akzessorisches SIG (v.a. bei Adipositas vorkommend) ist die häufigste Variante, die in der Literatur beschrieben ist. In dieser Studie war der «iliosakrale Komplex» die häufigste SIG-Variation bei asymptomatischen jungen Erwachsenen mit einem BMI < 25 und es konnte gezeigt werden, dass SIG-Degenerationen mit anatomischen Variationen des Gelenks korrelieren.
Fazit: die in 10% vorkommenden anatomischen Variationen des SIG mit erhöhtem Auftreten sekundär-degenerativer Veränderungen können zu Fehlinterpretationen wie «Gelenkspaltverengung» und letztendlich zu Fehldiagnosen führen.

  1. akzessorisches Iliosakralgelenk
  2. iliosakraler Komplex
  3. zweiteilige Darmbein-Knochenplatte
  4. semizirkuläre Defekte
  5. sichelförmige iliakale Knochenplatte
  6. Verknöcherungszentrum

Tabelle 1, anatomische Varianten des SIG nach Bäcklund, Clewett Dahl, & Skorpil, 2017

Zur Studie
KD Dr. Giorgio Tamborrini-Schütz
Basel