PCP-Risikoverminderung durch Hydroxychloroquin?
Hydroxychloroquine may reduce risk of Pneumocystis pneumonia in lupus patients: a Nationwide, population-based case-control study
Yeo K-J et al, BMC Infectious Diseases, 2020:online
Die Pneumocystis-Pneumonie ist eine gefürchtete Komplikation bei SLE unter immunsuppressiver Behandlung. Die vorliegende Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen PCP-Risiko und Behandlungmodalitäten.
Unter > 24’000 neudiagnostizierten SLE-Patienten wurden 58 mit PCP identifiziert und für die Analyse mit 348 gematchten SLE-Kontrollen ohne PCP verglichen.
Das Risiko einer PCP fand sich assoziiert mit aktiver renaler Erkrankung, hohen Dosen von Glukokortikoiden, Kumulativ-Dosis von Cyclophosphamid, mit Mycophenolat-Mofetil. Im Gegensatz dazu fand sich ein signifikant erniedrigtes PCP-Risiko unter Behandlung mit Hydroxychloroquin.
Fazit:
Im Gegensatz zu den bekannten Immunsuppressiva bei SLE war Hydroxychloroquin mit einem verminderten Risiko an PCP assoziiert. Wieder ein Grund mehr, Hydroxychloroquin routinemässig bei SLE als Langzeittherapie anzuwenden.
Gerade in der Zeit der Corona-Endemie erlangt Hydroxychloroquin eine besondere Bedeutung:
Das Medikament scheint viel Schutz mit sich zu bringen, ist doch bekannt, dass nebst der Immunmodulation auch seltener Diabetes mellitus auftritt, das Cholesterin gesenkt wird und nun aufgrund dieser Studie wahrscheinlich auch das PCP-Risiko vermindert.
Niedrig dosiertes Prednison verhindert SLE-Schübe
Withdrawal of low-dose prednisone in SLE patients with a clinically quiescent disease for more than 1 year: a randomised clinical trial
Mathian A et al. Ann Rheum Dis 2020;79:339
Bei 61 Patienten mit SLE ohne Schübe seit einem Jahr wurde die Medikation mit 5 mg Prednison weitergeführt, bei 63 Patienten abgesetzt. 4 respektive 17 Patienten hatten in den kommenden 12 Monaten einen Schub (p=0.0003). >90% erhielten weiterhin Hydroxycholoquin und 10 respektive 3 Methotrexat, 3 respektive 1 Azathioprin und 4 respektive 12 Mycophenolat Mofetil. In der Prednisongruppe traten 4 Arthritiden, 2 Hautlupus, eine Lupusnephritis und ein Schleimhautulcus auf, während die Gruppe ohne Prednison 12 Arthritiden, 7 Hautlupus, 2 Lupusnephritiden, ein Schleimhautulcus, eine Perikarditis, eine Katatonie, eine kraniale Neuropathie und eine Thrombocytopenie aufwies. Bei den Nebenwirkungen fällt auf, dass die Prednison-Gruppe lediglich 2 Pyelonephritiden, die Prednison-freie Gruppe aber neben einer Pyelonephritis und einem Addison auch zwei Osteoporose-Frakturen und einen Katarakt zu beklagen hatte. Die Autoren kommen zum Schluss, dass das Absetzen von 5 mg Prednison Schübe provoziere.
Die monozentrische Studie (La Pitié-Salpêtrière Paris) randomisierte die erstaunlich hohe Anzahl von 124 Patienten mit klinisch «ruhigem» Lupus unter 5mg Prednison. Allerdings wird die oft einschneidende weitere Medikation (MMF, AZA, MTX) nicht genauer analysiert. Die für Cortison typischen Nebenwirkungen (Osteoporosefraktur, Katarakt) traten erstaunlicherweise in der Cortison-freien Gruppe auf, was die Frage nach der Compliance stellt. Das in dieser Studie gewählte Vorgehen entspricht nicht unseren Gepflogenheiten: Im Einzelfall prüfe ich nach einjähriger Schubfreiheit, wie ich die Medikation vermindere, und reduziere dann schrittweise, also bei Prednison allenfalls von 5 auf 2.5mg und nicht abrupt auf 0mg. Meine Interpretation lautet, dass die Studienresultate die Notwendigkeit der Dauermedikation unterstreichen; sie werden mich aber nicht dazu verleiten, alle Lupuspatienten lebenslänglich auf 5mg Prednison zu belassen.
Neue Autoimmunerkrankung in der Rheumatologie
New autoinflammatory disease caused by non-cleavable RIPK1 variants
Tao, P. et al., Nature 2020:online / Lalaoui, N. et al., Nature 2020:online
Patienten mit periodischen Fiebersyndromen können nicht immer einer heute bekannten Erkrankung zugeordnet werden. Zwei Gruppen haben nun unabhängig voneinander Patienten mit einer früh einsetzenden autoinflammatorischen Erkrankung identifiziert, ausgelöst durch eine heterozygote Mutation im Gen für RIPK1 (Regulator von Apoptose, Nekroptose und des angeborenen Immunsystems).
Die Betroffenen litten unter periodischem Fieber, Lymphadenopathie, Splenomegalie, Arthralgie und Anämie, und die meisten sprachen auf eine IL-6-Hemmung mit Tocilizumab an, aber nicht alle (einerseits wegen ungenügender Wirkung und andererseits wegen UAW). Es sind nun Studien geplant zur Evaluation der Rolle von RIPK1-Inhibitoren, die sich derzeit in der Entwicklung befinden. Es ist eine Frage der Zeit, bis es Tests gibt, die uns erlauben, Patienten mit RIPK1-Mutationen zu identifizieren und dann auch spezifisch zu behandeln (z.B. mit IL-6 Hemmer und/oder RIPK1-Inhibitoren).