10 Jahres Daten zu RA-Therapieoutcomes unter Biologika und targeted Therapie
Management and treatment outcomes of rheumatoid arthritis in the era of biologic and targeted synthetic therapies: evaluation of 10-year data from the KURAMA cohort
Fujii T. et al. Arthritis Res Ther 2024;26:16
Die Autoren beschreiben ihre Beobachtungskohorte mit rheumatoider Arthritis (RA) von 2012–2021 in Querschnitts-Analyse bezüglich eines Trends zur RA Therapie mittels biologischer oder synthetischer gezielter Therapeutika (b/ts DMARD).
Diese Analyse von 5070 Patientinnen und Patienten wurde ebenso beschrieben wie die longitudinale Analyse von 1816 Betroffenen, bei denen innerhalb des o.g. Zeitraumes eine b/ts DMARD Therapie begonnen wurde.
Bei einer Steigerung des Einsatzes von b/ts DMARDs zeigte sich eine gleichzeitige Reduktion der Glucocorticoidgabe mit einer Verbesserung der Krankheitsaktivität und einer Reduktion der funktionellen Einschränkungen.
TNF-Hemmer zeigten eine bessere kurzfristige Verbesserung bei b/ts-naiven Patientinnen und Patienten, wohingegen die Interleukin-6 Blockade eher im Langzeitverlauf besser abschnitt und somit auch bessere Retentionsraten erzielen konnte.
Kommentar
Wenn man sich die Graphiken bezüglich Remission gemäss DAS28-CRP und CDAI in dieser Arbeit anschaut, ist es fast erschreckend, von welch tiefen Prozentzahlen einer Remission man 2012 gestartet ist (z.B. CDAI Remission 2012 unter 30%). Zwar liegt diese Rate auch jetzt noch bezüglich CDAI um 50%, aber dies bei Reduktion der früher üblichen Begleitmedikation mit Glucocorticoiden.
Man kann diskutieren, ob nicht ähnlich zum SLE die Definition einer Remission auch die Gabe oder eben Nicht-Gabe von Glucocorticoiden beinhalten sollte – zumindest als Ziel wäre dies zu überlegen.
Vorhersage einer Gonarthrose
Prognostic model to predict the incidence of radiographic knee osteoarthritis
Paz-González R. et al. Ann Rheum Dis 2024 doi:10.1136/ard-2023-225090
282 Teilnehmer aus der OAI (Osteoarthritis-Initiative) ohne röntgenologische Anzeichen einer Kniearthrose (röntgenologische Kniearthrose [rKOA] gemäss Kellgren and Lawrence, KL=0 in beiden Knien) wurden 96 Monate nachbeobachtet. Neben klinischen Variablen (Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und WOMAC-Schmerz-Score) und Röntgenbildern wurden Serumspiegel der Kandidatenprotein-Biomarker APOA1, APOA4, ZA2G und A2AP bestimmt. Die Fläche unter der Kurve (AUC) betrug 0.702 für die Vorhersage der rKOA-Inzidenz während der Nachbeobachtung. Die Serumspiegel ZA2G-, A2AP- und APOA1 verbesserten die Sensitivität signifikant (AUC=0.831). Das einfachste Modell, das nur klinische Kovariaten und ZA2G- und A2AP-Serumspiegel umfasste, erreichte eine AUC=0.826.
Dieses prognostische Modell ermöglicht es, im Gonarthrose-Frühstadium die rKOA-Inzidenz über 96 Monate vorauszusagen. Für eine Hochrisikopopulation und im Rahmen der personalisierten Medizin könnte das Modell motivieren, präventive Massnahmen einzuleiten.
Bimekizumab zur Behandlung der pustulösen palmo-plantaren Psoriasis
Treatment of Severe Palmoplantar Pustular Psoriasis With Bimekizumab
Passeron T et al. JAMA Dermatol 2023:online ahead of print
Die Behandlung der palmo-plantaren Pustulose (PPP), resp. der palmo-plantaren pustulösen Psoriasis ist oftmals schwierig und unbefriedigend. Die PPP ist eine Sonderform der Psoriasis, kann aber auch beim SAPHO-Syndrom auftreten. Daneben kann die PPP selten unter einer Therapie mit TNF-Blockern als Nebenwirkung, resp. paradoxe Reaktion, auftreten. Neben konventionellen Medikamenten wie Acitretin, Methotrexat und Cyclosporin sind die bisher zur Verfügung stehenden Biologika wie TNF-alpha Blocker, IL-17, IL-12/23 oder Il-17 Hemmer oftmals ungenügend wirksam. Nur rund 1/3 der behandelten Patienten zeigen ein gutes Ansprechen.
Bei Bimekizumab (Bimzelx®) handelt es sich um einen IL-17 Blocker, der neben dem IL-17 A auch IL-17F und IL 36 hemmt. Damit hat Bimekizumab ein breiteres Wirkspektrum als die bereits vorhandenen IL-17 Hemmer Secukinumab (Cosentyx®) und Ixekizumab (Taltz®), die nur IL-17A hemmen. Bimekizumab ist in der Schweiz bereits zur Behandlung der Plaque-Psoriasis zugelassen. Die Zulassung zur Behandlung der Psoriasisarthritis wird dieses Jahr erwartet.
In dieser offen Fallserie wurden 21 Patienten mit PPP mit Bimekizumab behandelt. 11 Patienten hatten eine isolierte palmo-plantare Pustulose, davon 3 im Rahmen eines SAPHO-Syndroms, und 10 eine palmo-plantare pustulöse Psoriasis. Ausser 2 Patienten hatten alle Patienten eine erfolglose Vorbehandlung mit mindestens 1, im Durschnitt 3 systemischen Therapien (z.B. Methotrexat, Apremilast, Acitretin und diverse Biologika wie TNF-alpha, IL 17 oder IL-23 Blocker).
Eine komplette Remission der PPP unter Bimekizumab erreichten 17 der 21 Patienten innerhalb von 1 bis 4 Monaten (IGA-Score 0 = Investigator Global Assessement), 3 Patienten erreichten ein IGA-Score von 1 (minimale Aktivität) und 1 Patient einen Score von 2 (milde Aktivität). Die Verträglichkeit von Bimekizumab war gut. 4 Patienten hatten eine Candidiasis, die gut medikamentös behandelt werden konnte. Es gab keinen Therapieabbruch von Bimekizumab wegen Nebenwirkungen.
Kommentar
In dieser offenen Fallserie zeigten sich sehr ermutigende Resultate von Bimekizumab zur Behandlung der palmo-plantaren Pustulose, resp. palmo-plantaren pustulösen Psoriasis. Diese Hautmanifestation der Psoriasis ist schwierig zu behandeln, auch mit den bisher zur Verfügung stehenden Biologika. Interessant wird auch sein, ob Bimekizumab, das neben den bisherigen isoliert nur das IL-17A hemmenden Secukinumab und Ixekizumab mit seinem breiteren Wirkspektrum (zusätzlich zu IL-17A auch IL-17F und IL 36 Hemmung) auch bei der Plaque Psoriasis, resp. der Psoriasisarthritis besser wirkt. Es ist zu hoffen, dass dazu in Zukunft auch Head-to-Head Studien folgen.
Bimekizumab dürfte noch in diesem Jahr auch für die Psoriasisarthritis in der Schweiz zugelassen werden.
EMG bei idiopathischen entzündlichen Myopathien
Frequency of EMG abnormalities in idiopathic inflammatory myopathies under the EULAR/ACR classification criteria
Hokkoku K. et al. Medicine 2024:online ahead of print
Die Klassifikationskriterien für idiopathische inflammatorische Myopathien (IIM) der EULAR/ACR beruhen auf klinischen und Labor-Befunden, sie schliessen eine Elektromyographie (EMG) nicht mit ein.
Die vorliegende retrospektive Studie untersuchte den Stellenwert des EMG bei 75 EULAR/ACR klassifizierten Patienten mit IIM.
Die objektivsten Veränderungen im EMG bei IIM betreffen Fibrillationspotenziale (Fib) sowie positive scharfe Ausschläge (PSW), weshalb diese Befunde evaluiert wurden.
Die Häufigkeit von Fib/PSW-Befunden betrug 95%. Auch vier zusätzliche mögliche IIM-Patienten wiesen diese Befunde auf.
Fazit
In der Untersuchungspopulation zeigten fast alle Patienten, sogar jene mit möglicher entzündlicher Myopathie, entsprechende pathologische Befunde im EMG (Fib und PSW). Ein EMG kann deshalb helfen, eine Muskelbeteiligung bei entsprechendem Verdacht aufzudecken. Dazu muss gesagt werden, dass keine Kontrollgruppe vorlag, weshalb die Spezifität unklar ist. Bekannterweise sind Fib wie auch PSW ebenso bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen zu finden.