Kurzes «walking and education» – Programm vermindert Kreuzschmerzrezidive
Effectiveness and cost-effectiveness of an individualised, progressive walking and education intervention for the prevention of low back pain recurrence in Australia (WalkBack): a randomised controlled trial
Pocovi N.C. et al. Lancet 2024;404(10448):134
Von 3206 potenziellen Teilnehmern, die sich kürzlich von einer Episode unspezifischer Rückenschmerzen erholt hatten, wurden 701 ausgewählt und 351 der Interventionsgruppe und 350 der Kontrollgruppe zugewiesen. 565 (81%) waren Frauen, Alter 54 Jahre. Die Interventionsgruppe erhielt sechs Sitzungen mit einem Physiotherapeuten über einen Zeitraum von 6 Monaten, welcher ein progressives «walking and education»-Programm instruierte (WalkBack). Die Verhinderung einer Episode von aktivitätslimitierenden Rückenschmerzen war für die Interventionsgruppe wirksam (Hazard Ratio 0.72, p=0.0002). Ein Rezidiv trat nach 208 Tagen in der Interventionsgruppe, aber bereits nach 112 Tage in der Kontrollgruppe auf. Die inkrementellen Kosten pro gewonnenem QALY beliefen sich auf 7802 AU$, was eine Wahrscheinlichkeit von 94 % ergibt, dass die Intervention bei einer Zahlungsbereitschaftsschwelle von 28000 $ kosteneffizient war. Obwohl die Gesamtzahl der Teilnehmer, bei denen über einen Zeitraum von 12 Monaten mindestens ein unerwünschtes Ereignis auftrat, zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe ähnlich war (183 [52%] von 351 bzw. 190 [54%] von 350, p=0.60), gab es in der Interventionsgruppe eine grössere Anzahl von unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit den unteren Extremitäten als in der Kontrollgruppe (100 in der Interventionsgruppe und 54 in der Kontrollgruppe), wofür keine Erklärung geliefert wird.
Dieses einfache Hinführen von Personen mit Kreuzschmerzen zu mehr Bewegung führte zu erstaunlichen Resultaten mit Verdoppelung der Zeitspanne bis zu einem Rezidiv. Das individualisierte, progressive Gehtraining (WalkBack) reduzierte das Wiederauftreten von Rückenschmerzen signifikant. Ist eine monatliche Physiotherapiesitzung mit Aufforderung zu aktivem Gehtraining wirksamer als die bei uns gepflegte Serie von 9 Physiotherapiesitzungen innert einem Monat?
Bewertung der Antwortqualität und Lesbarkeit von Chatbots in der kardiovaskulären Gesundheit, Onkologie und Psoriasis
Assessing the Response Quality and Readability of Chatbots in Cardiovascular Health, Oncology, and Psoriasis: A Comparative Study.
Olszewski R. et al. Int J Med Inform 2024;190:105562
Aufgrund von Personalmangel im Gesundheitswesen nutzen Patienten, die auf einen Termin warten, zunehmend Chatbots, um Informationen über ihren Zustand zu erhalten. Angesichts der Vielzahl an verfügbaren Chatbots ist es wichtig und sinnvoll, die von ihnen generierten Antworten zu bewerten.
In dieser Vergleichsstudie wurden die 5 wichtigsten kostenlos zugänglichen Chatbots miteinander verglichen; dabei wurden die Chatbots (Gemini, Microsoft Copilot, PiAI, ChatGPT, ChatSpot) anonymisiert mit Buchstaben (A, B, C, D, E) versehen. Jeder Chatbot wurde mit Fragen zu Kardiologie, Onkologie und Psoriasis konfrontiert. Die Antworten wurden mit den Richtlinien der European Society of Cardiology, der American Academy of Dermatology und der American Society of Clinical Oncology verglichen. Alle Antworten wurden mit Hilfe von Lesbarkeits-Skalen bewertet (Flesch-Reading-Skala, Gunning-Fog-Index, Flesch-Kincaid-Lesestufen und Dale-Chall-Score). Zwei unabhängige medizinische Fachleute bewerteten die Übereinstimmung der Antworten mit den Richtlinien anhand einer 3-Punkte-Likert-Skala. Insgesamt wurden allen Chatbots 45 Fragen gestellt.
Chatbot C gab die kürzesten Antworten (7,0) und Chatbot A die längsten (17,5). Die Flesch-Reading-Ease-Skala reichte von 16,3 (Chatbot D) bis 39,8 (Chatbot A). Der Flesch-Kincaid-Lesestufenwert reichte von 12,5 (Chatbot A) bis 15,9 (Chatbot D). Der Gunning-Fog-Index reichte von 15,77 (Chatbot A) bis 19,73 (Chatbot D). Der Dale-Chall-Score reichte von 10,3 (Chatbot A) bis 11,9 (Chatbot D). 64 % der Antworten wurden als korrekt eingestuft und es gab nur wenige falsche Antworten. Die meisten wurden als vollständig oder teilweise korrekt bewertet.
Kommentar
Diese Studie zeigt, dass sich Chatbots in Länge, Qualität und Lesbarkeit der Antworten unterscheiden. Obwohl die Richtlinien, auf denen die Fragen basierten, öffentlich verfügbar sind, haben die Chatbots diese Daten nicht einheitlich genutzt. Sie fügten Informationen hinzu, die in den Richtlinien nicht enthalten waren, was zu Unterschieden in der Satzlänge führte.
Die Genauigkeit der Antworten in der Studie ist gemessen an den medizinischen Richtlinien mit 64 % akzeptabel.
Die Studie hat einige Limiationen. Nicht alle Chatbots in der Studie nutzen das fortschrittlichere GPT-4-Modell. Der kostenlose ChatGPT verwendet GPT-3.5, während die anderen Chatbots GPT-4 verwenden. Dies könnte zu Unterschieden in der Qualität der Antworten führen.
ChatSpot, einer der verwendeten Chatbots, ist hauptsächlich für den geschäftlichen Einsatz konzipiert. Er wurde jedoch in die Studie aufgenommen, da er kostenlos und leicht zugänglich war. Weiters wurden die Fragen jedem Chatbot nur einmal gestellt. Da Chatbots bei wiederholtem Fragen ggf. unterschiedliche Antworten geben, hätte eine erneute Fragestellung möglicherweise andere Ergebnisse in Bezug auf Wortanzahl, Lesbarkeitsbewertung und Qualität der Antworten gegeben.
Mono– oder Kombinationstherapie bei PsA
Monotherapy or combination therapy in PsA: current aspects
Skouvaklidou E. et al. Ther Adv Musculoskeletal Dis 2024: online ahead of print
In den letzten zwei Jahrzenten erfreute sich die Psoriasisarthritis (PsA) zunehmender Therapie-Optionen mit zahlreichen neueren Medikamenten. Trotzdem verbleiben viele Patienten, welche trotz einer besseren Behandlungsmöglichkeit weder eine Remission noch eine tiefe Krankheitsaktivität erreichen. Die vorliegende Studie untersuchte, ob eine Kombinationstherapie einer Monotherapie überlegen ist. Einbezogen wurden randomisierte klinische Studien, aber auch Beobachtungsstudien und Registerdaten.
Die Zugabe eines csDMARD (conventional synthetic) zu einem b/tsDMARD (biological, targeted synthetic) ergab keine besseren Resultate als eine alleinige Monotherapie mit den letzteren. Dies gilt auch für den Einsatz von TNF-Blockern, wobei die Zugabe eines csDMARD in diesem Fall die Retentionsrate erhöhte.
Fazit
Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis, wo eine Kombinationstherapie einer Monotherapie im Allgemeinen überlegen ist, zeigt sich auch in dieser grossen Untersuchung, dass bei der PsA eine Kombination keinen Mehrwert darstellt gegenüber einer Monotherapie (Anti-IL-17, Anti-IL-23, JAKi wie auch TNFi). Eine Kombination von csDMARD mit TNF-Hemmern erwies sich jedoch als günstig für das Verbleiben auf einem TNF-Hemmer, die Wirksamkeit änderte sich jedoch nicht.
Um auch resistente Patienten mit PsA effektiver behandeln zu können, braucht es wohl Medikamente mit einem anderen Wirkungsmechanismus.